abstract
| - Art Autor Zugehörigkeit Quelle Status Qu'aath ist ein Spiel, in dem es grundsätzlich vier Farben gibt - darüber hinaus allerdings eine große Anzahl von Einzelkarten, die je nach Kombination und Situation sehr kreativ eingesetzt werden können (wobei die Stonard-Regeln in mancherlei Hinsicht strikter sind). Die sieben Karten, mit denen die Spieler beginnen, können sich schnell vermehren oder auch an Zahl abnehmen. Ihre Anzahl sagt nicht zwangsläufig etwas über den Verlauf des Spiels aus - man gewinnt Qu'aath nicht, indem man seine Hand leert. Zu bemerken ist noch, dass interessanterweise die wichtigste Karte des Spiels, die Lanzenspitze, alleine nahezu wertlos ist. Mama Jippa wachte auf. So weit, so gut. Wenn man allerdings schwere Kopfverletzungen und Frakturen, Prellungen und Blutergüsse davon getragen hat, dann ist das Aufwachen ein anderes Aufwachen als das Aufwachen an einem sonnigen Morgen in einem weichen Bett. Es ist eher ein Auftauchen aus einer öligen, schwarzen, klebrigen Flüssigkeit, in der man versunken war. Eben die Rückkehr aus einer ziemlich üblen Bewusstlosigkeit, die auch der Tod hätte sein können. Andererseits sind solche Erklärungsversuche und Metaphern recht sinnlos. Solange man nicht selbst derart brutal und rücksichtslos verdroschen worden ist, dass man fast gestorben wäre, kann man ohnehin nicht mitreden. Jippa konnte nichts sehen und hatte ein eher unangenehmes Grundempfinden, noch ehe sie sich wieder der Tatsache bewusst war, dass sie sie war. Da man aber, selbst wenn man gerade gar nicht weiß, dass man man selbst ist, nur schwerlich einfach aufhören kann man selbst zu sein, tat sie, was Mama Jippa in einem solchen Fall klugerweise tun würde - sie blieb sehr still liegen und stellte sich weiterhin bewusstlos. Langsam aber sicher kehrte das Bewusstsein nun also zurück, tröpfelte sozusagen in ihren schmerzenden Kopf und begann ihn mit ihrem Charakter, ihren Empfindungen und ihrer Persönlichkeit zu füllen, die erstaunlicherweise nicht ausgepustet und zur Insel Jahjah geschickt worden war. Mit dem Bewusstsein kamen die Schmerzen. Ihr Schädel tat ihr weh, und zwar nahezu überall. Sie war sich ziemlich sicher, dass eines ihrer Augen entweder komplett im Eimer oder zumindest völlig zugeschwollen war. Ihr Kiefer pochte höllisch. Ihr ganzes Gehirn dröhnte mit jedem Herzschlag. Ihre rechte Schläfe war offensichtlich aufgeplatzt und jetzt halb verkrustet. Dann war da noch ihr Hals... jemand musste sich irgendwie mal kurz drauf gestellt haben, und zwar vermutlich nicht aus Versehen, und wenn sie dieses Stück Dreck jemals in die Finger bekam, dann würde sie sich aus seinem Eiersack einen neuen Geldbeutel machen, das hatte sie soeben spontan beschlossen, mann. Ihr Rücken tat weh. Ihre Rippen taten weh. Mindestens eine davon stach bei jedem verfoohkten Atemzug und war offensichtlich gebrochen. Ihre Beine taten weh, ihre Füße taten weh und natürlich tat ihr Brustkorb VERDAMMT weh. Genau, da war doch was. Sie erinnerte sich entfernt an einen Pfeil, den irgend einer von Brackos abgekackten Freunden in sie hinein geschossen hatte. Das Erstaunliche war, dass es so viele Schmerzzentren an einem einzigen (schlanken, attraktiven) Körper geben konnte, die sich alle einzeln bemerkbar machten und doch zum Großen Ganzen beitrugen - dass sie sich nämlich richtig beschissen fühlte. Nachdem sie sich in diesem Punkt sicher war, erweiterte sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre besondere Situation. Die war auch nicht wirklich erquickend. Klar, sie hätte in einem kleinen, lichtdurchfluteten Palast aufwachen können - gewaschen, eingecremt, bandagiert und versorgt, wo ihr ein Troll-Prinz erklärte, dass er sie gerettet hatte, sie jetzt mit Trauben füttern und ihr später heißes Fookah ganz nach ihren Wünschen bescheren würde, sobald sie ausgeheilt war. Aber no, die Karten waren irgendwie anders verteilt worden. Zum einen lag sie schonmal nicht in einem Bett, sondern auf dem harten, dreckigen Urwaldboden. Ihre Klamotten waren noch feucht vom Regen. Und sie waren schlammverkrustet. Das Ding, wegen dem sie nichts sehen konnte, war scheinbar ein Sack über ihrem Kopf - klasse. Das Ding, das in ihrem Mund steckte, war scheinbar ein Lederknebel - klasse. Und die Begründung der Tatsache, weshalb sie ihre Arme in dieser verfoohkt unbequemen Position auf dem Rücken hatte, waren offenbar Stricke, mit denen man ihr die Hände auf den Rücken und dann die Arme an den Oberkörper gefesselt hatte. Na klasse. Da wusste jemand, wie man es Leuten im allgemeinen und Magiern im Besonderen bequem macht. Entweder stand der Trollprinz also auf ziemlich exotische Spielchen, die man eigentlich echt vorher absprechen sollte. Oder ihre Lage hatte sich seit ihrem Abtritt aus der bewussten Welt nicht wirklich verbessert. In der Nähe waren Stimmen zu hören. Ein Gnoll jaulte etwas ziemlich Verschliffenes von "Auhufbrruch" im Sumpfdialekt. Andere unterhielten sich durcheinander, eine Reihe von parallel geführten Gesprächen. Kochgeschirr klapperte, Kram wurde zusammengepackt. Schritte kamen näher. Jippa stellte sich so bewusstlos wie man sich nur stellen kann. Ein harter Tritt traf ihre Seite, die gebrochene Rippe meldete sich ziemlich feurig zu Wort und Jippa war ja lässig, na sicher, keine Frage, aber das tat mal nun wirklich so verkackt weh, dass sie grunzte, auf den Knebel biss und sich stöhnend auf die Seite rollte, wobei sie versuchte genug Luft zu kriegen um die Sternchen vor ihren Augen wieder zu vertreiben. "Is' wach", erklärte ein Goblin in quäkender Tonlage. Dann näherten sich weitere Schritte und jemand beugte sich neben sie. Sie hörte Brackos Stimme ziemlich nahe an ihrem Kopf. "Ah, Jippa. Wie schön, du lebst." Er klang grimmig, aber gleichzeitig so als würde er eine gewisse Komik in der Situation sehen. Musste man respektieren, hätte Jippa an seiner Stelle definitiv auch. Jetzt aber nicht. "Und weißt du, das ist wirklich gut", fügte Bracko hinzu, packte ihren Hals und zerrte sie auf die Beine. Sie war sich ziemlich sicher, dass das einen Scheiß bringen würde - sie konnte nicht mal vernünftig atmen, wie zum Henker stellte sich der Idiot vor, dass sie da stehen könnte? - aber tatsächlich kam sie irgendwie auf die Füße. Der Boden schwankte wie ein Schiff und sie wäre wieder umgefallen, wenn Bracko nicht ihre Schulter festgehalten hätte. Sie hätte gerne gekotzt, aber durch die Nase zu kotzen während man seinen Kopf in einem Sack hatte, war vermutlich keine gute Idee. Sie ließ es sein. "Du fragst dich vermutlich warum du noch lebst, obwohl du drei meiner Leute - einer davon mein Bruder - getötet hast, nicht wahr?" Oh fuc.ko. Nein, genau jetzt tat sie das nicht mehr. Der Idiot mit dem Wurfmesser war sein Bruder gewesen? Klasse, das bedeutete noch mehr Spaß.Es war klar, was jetzt kommen würde. Jippa bekam das Gefühl, noch sehr viel tiefer im Dreck zu stecken als sie gedacht hatte. "Der Grund aus dem du noch lebst ist der, dass es ein bisschen schnell gegangen wäre. Wir haben ein Lager, drei Tagesmärsche weiter im Osten. Und dahin nehme ich dich mit." Seine Stimme klang jetzt sehr kalt, grimmig und hart. "In diesem Lager wirst du mir sagen, wofür den den Stein wolltest und wie man ihn benutzt." Er konnte es nicht sehen, aber Jippa hob eine Braue. Würde sie das? "Du wirst es mir sagen. Versteh mich nicht falsch, ich werde dich früher oder später an einen Baum hängen und zusehen wie du zuckst und dich beim sterben vollscheißt, bis du dann endlich verreckt bist. Aber dir ist schon klar, dass es in der Zeit bis zu deinem Tod so oder so laufen kann? Ich werde dir den Tod schwer machen, weil du meinen Bruder getötet hast - aber wenn du mir nicht die richtigen Antworten gibst, mache ich ihn dir noch viel, viel schwerer. " Jippa gab ein leises Grunzen von sich. Da hatte er einen Punkt gemacht. "Dazu kommt: Du hast gesehen, dass ich Trolle in meiner Truppe habe. Sie wollen ab und zu ein bisschen Spaß haben. Und ich muss meine Leute bei Laune halten. Ich selbst bezahle Frauen lieber für sowas, aber hier draußen muss mein Trupp nehmen was er kriegen kann." Bracko klang jetzt weniger amüsiert. Fast etwas bedauernd. Minimal. Es schien tatsächlich abartigen Scheiß zu geben, der ihm keinen Spaß machte. "Das verstehst du doch?" Es ist schwer, mit komplett verschnürten Armen bedeutungsvoll die Achseln zu zucken. Jippa schaffte es trotzdem eine 'Ja sicher, irgendwie schon, was solls, mach dir mal keine Sorgen'-Geste hinzubekommen. Sie würden den Dreckstücken alles zertreten was sie konnte, wenn sie es versuchten. Sie würde es nicht verhindern können, aber hey - ein potenzieller Vergewaltiger, der sich mit blutenden Hoden wimmernd auf dem Boden krümmte und nach seiner Mutter schrie, war besser als keiner. Man musste aus seinen Karten machen, was man konnte. Vielleicht bot diese Sache sogar eine Chance. Wusste sie nicht sicher, war noch nicht klar, aber würde sich ja zeigen. Immer auf das beste hoffen. So viele verschissene Zitronen, mann. "Also - wir brechen jetzt auf. Du hältst schön schritt." Bracko legte ihr einen Strick um den Hals, zog ihn zu und führte sie daran sie hinter sich her. "Wenn du das erste Mal umkippst, bekommst du ein paar Tritte. Beim zweiten Mal schneide ich dir was ab. Klingt fair?" Jippa schaffte das Achselzucken noch ein zweites Mal, aber vermutlich war es jetzt nicht mehr so überzeugend wie grade. Sie konzentrierte sich höllisch darauf, nicht zu stolpern. Was für ein richtig beschissener Tag.
|