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| - Sie rannte. Ihr Herz raste. Das warme Blut schoss durch ihren ganzen Körper. Gespenstische Stimmen verfolgten sie, lachten sie aus, verhöhnten sie, lechzten nach ihr. Der ganze Flur war übersäht von bizarren Augen, dessen toten Pupillen mit einer perversen Gier Aki anstarrten. Aki spürte deren kalten Blicke, die wie Messer auf sie einstachen. Ihr ganzer Körper glühte wie heißes Feuer, ihre arme Haut brannte. Die Stimmen jagten Aki weiter und sie spürte die unerträgliche Last, die die Klagenden ihr aufbürdeten. Der Flur schien endlos zu sein. Verloren in der Vergessenheit, wo Zeit keine Rolle spielte. Sie stoppte abrupt. Das Mädchen keuchte vor Erschöpfung, drohte fast zusammen zu brechen. Schritte, unheilvolle Schritte. Sie bedeuteten den Tod, ihren Tod! "Im Namen der Kamis, werdet ihr für eure Sünden bestraft! So soll euch der Tod holen und in die Tiefen der Finsternis schmeißen!", Schüsse fielen. Die unheimlichen Stimmen verstummten urplötzlich und die Augen an den Wänden schlossen ihre ledrigen Lieder und verharrten in der tiefen Finsternis. Aki spürte, wie das Entsetzen langsam in ihr hoch kam. Schlagartig weiteten sich ihre Augen. Ihre zittrige Stimme brachte nur eines raus: „M- Mom, Dad!“. Geschwind drehte sich um. Ein stechender Schmerz jagte durch ihre Brust. Das Atmen fiel dem armen Mädchen schwer und mit jedem Zug, brannte ihre Lunge. Stille setzte ein. Totenstille. Wenige Minuten vergingen, doch für Aki war es eine verfluchte Ewigkeit. Nach einer Weile traute sie sich wieder: „MOM! DAD!“, schrie Aki verzweifelt, doch ihr Klagengeschrei wurde von der Dunkelheit verschlungen. Nach und nach breitete sich die Finsternis aus und umhüllte sie gänzlich. Die Kälte packte das Mädchen und lähmte ihren ganzen Körper. Eine mysteriöse Gestallt tauchte vor Aki auf. Es war ein Mann gewesen, auf dessen Schulter ein furcht einflößender Rabe seinen Platz fand. Der Mann hatte pechschwarzes Haar und sein Gesicht war leichenblass. Tiefe dunkle Ringe, zeichneten seine Augen. Eine Aura des Bösen umgab den Mann. „Schau nur Abraxas! Siehst du dieses arme Ding?“, fragte der unheimliche Kerl seinen gefiederten Begleiter. Der Rabe krähte grimmig und schlug mit seinen mächtigen Flügel. Schwarze Schwingen, die trotz der ewigen Finsternis grünlich schimmerten.thumb|300px|Der dreibeinige Rabe, Yatagarasus Zeichen. „Die arme Aki hat ihre Eltern verloren und wird von den Menschen verstoßen. Ihre kleine Seele ist von Wut und Trauer ganz zerrissen. Was für ein armes Geschöpf.“. Der ominöse Kerl, der einen langen rot schimmernden Mantel trug, setzte ein trauriges Gesicht auf. Doch kurz darauf löste es ein böses Grinsen augenblicklich wieder ab. „Was wollen Sie von mir und wer sind Sie?“, fragte Aki ganz perplex. Sie zitterte am ganzen Leib. „Alles zu seiner Zeit, meine liebe Aki. Alles zu seiner Zeit.“, er sprach in einem ruhigen und sanften Ton, der einen Hauch von Tücke in sich verbarg. >Hey Aki, Aki!<, redete plötzlich eine innere Stimme zu ihr. Es war ihr zweites Ich. Die andere Aki. „Was ist?“, murmelte Aki ganz ängstlich, ihre Augen weiter auf dem merkwürdigen Kerl fokussiert. >Lass mich doch bitte frei und wir zeigen diesem Pisser deine wahre Gestallt, deine wahre Kraft! Denn seine elende Visage kann ich nicht mehr länger ertragen!<. Aki überlegte kurze Zeit, denn ihr anderes Ich war gefährlich. Böse. Doch sie stimmte letztendlich zu, welche Wahl hätte Aki denn. „O- okay. Dann lass uns diesen Typen fertig machen!“. >Meine Rede! Dafür könnte ich dich knutschen Akilein!<, sprudelte die andere Aki über glücklich. Gemächlich schloss Aki ihre Augen und legte die Arme überkreuzt auf die Brust. Der komische Fremde schaute sich das Spektakel mit einer hellen Begeisterung an. Langsam verwandelten sich ihre zierlichen Hände zu gefährlichen Klauen. Katzenohren sprossen aus ihrem kirschroten Haar heraus und ein langer Schweif zierte das Katzenmädchen. Nun öffnete Aki wieder die Augen. Sie funkelten bedrohlich und hatten jegliche Menschlichkeit verloren. Sie fühlte die unbändige Wut, die jetzt in ihr brodelte. >Ja! Jetzt bin ich an der Reihe!<. „Hör auf mit mir Spielchen zu spielen! Wenn es sein muss, werde ich dich töten, du Freak!“. Der Mann lachte lauthals und sein dreibeiniger Rabe krächzte mit ein. „Du mich töten? Sei nicht albern Aki. Du kannst mich nicht töten.“ Sein Grinsen wurde auf groteske Weise breiter und entblößte dabei eine Reihe von messerscharfen Zähnen. „Ach ja?! Und was mach dich da so sicher?“. In ihren wilden Augen spiegelte sich purer Zorn. „Ja- ja! So gefällst du mir viel besser, meine kleine Aki. Unterdrücke deine menschliche Seite und lass deinem bösen Ich freien Lauf!“, freudig öffnete der Mann seine Arme. „Halt deine dämliche Schnauze…“, schrie Aki, in ihrem Gesicht nahm der Wahnsinn überhand, “…Du weiß nicht wenn du vor dir hast. Ich bin kein gewöhnliches Mädchen, sondern eine Nekomata! Und ich werde dich mit großem Vergnügen in Stücken reißen. Dich und dein dämliches Federvieh!“. Der Rabe schrie böse auf. „Oh Aki, du bist viel mehr als das. Du bist was ganz besonderes. Denn nur mit deiner Hilfe können wir Orochi wieder erwecken und die Welt mit einem Flammenmeer von dieser elenden Menschenbrut befreien. So erschaffen wir ein neues Paradies.“, ein wildes Lachen entrann seiner Kehle. Seine langen Arme streckte er in die Höhe, sein obskurer Blick starrte in die weite Finsternis: „Denn DU bist die Auserwählte!“. Aki würdigte dieses Schauspiel keiner müden Miene. Ganz in Ruhe kratzte sich das Katzenmädchen am Kopf. „Ich weiß nicht wer du bist und dieses sinnlose Gebrabbel was du davon dir gibst, interessiert mich einen Scheiß, verstanden! Das einzige was mich juckt ist, wie ich am schnellsten meinen Klauen in dein Fleisch bohre. Also verrecke!“. Aki stürzte sich auf ihn. Der Rabentyp konzentrierte sich wieder auf die Nekomata. „Du dummes Ding. Ich sagte bereits, dass du mich nicht töten kannst.“, sein Blick wurde grimmiger. „Denn, weißt du, ich bin der TOD!“. Hastig schlug er den rot schimmernden Mantel auf. Sein Rabe erhob sich in die Lüfte. „Dunkler Federtanz!“, brüllte der Rabenmensch unheilvoll und eine ganze Welle spitzer Rabenfeder schnellten auf Aki zu. „Was zum Teufel.“, die Feder sausten an ihr vorbei. Sie schnitten Aki, als wären es Messer. „Aua, verdammt! Was für ein billiger Jahrmarkttrick ist das denn?“, fauchte sie sauer. Schützend verschränkte Aki die Arme vor ihrem Gesicht. Eine der Federn bohrte sich in den linken Arm. „Ahh! Mist!“. Weitere schnitten ihre Beine auf. Von Schmerz geplagt, kniete Aki sich hin. Ihre Kräfte verließen sie langsam. Hinter der undurchdringlichen Mauer aus Feder verbarg sich der Fremde. „Keine Angst Aki. Wir werden uns noch wieder sehen. Dann wenn die Zeit für Orochi gekommen ist!“, ein finstres Lachen folgte darauf. Langsam löste er sich in tausenden von Federn auf. Akis Körper war vor Schnitten übersäht. Überall floss das Blut und brannte ihre Haut. Keuchend nahm sie die Arme runter. An ihre linke Wange zog sich ein tiefer Schnitt. „Dieser Mistkerl!“, prustete die Nekomata ganz erschöpft. Doch plötzlich flog eine Feder direkt in ihr Gesicht. Ein schriller Schrei jagte durch die Dunkelheit.
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