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| - [U25]Schweiz ist ein [[Wikipedia:de:|PräventionsprogrammW]] für [[Wikipedia:de:|suizidgefährdeteW]] Kinder und Jugendliche. Die Zielgruppe von [U25] sind, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen acht und 25 Jahren. Denn das ist genau die Altersgruppe mit den meisten Suizidversuchen. Das Projekt bietet den Betroffenen auf eine ganz neue Art und Weise Hilfe und Unterstützung. Die professionell ausgebildeten, ehrenamtlichen [[Wikipedia:de:|Peer-BeraterinnenW]] sind im gleichen Alter wie die Jugendlichen und haben oft selbst schon eine schwere [[Wikipedia:de:|LebenskriseW]] durchstanden und erfolgreich bewältigt. Sie sprechen die jungen Menschen deshalb alters- und empfindungsmässig «auf Augenhöhe» an, was bei den Betroffenen rasch eine breite und tiefe Vertrauensbasis aufbaut. Erwiesenermassen öffnen sich junge Menschen gegenüber Gleichaltrigen viel eher und vertrauen ihnen Probleme, Gedanken und Geheimnisse an, über die sie mit Erwachsenen Beraterinnen und Beratern nie sprechen würden. Ein solches Angebot gab es in der Schweiz noch nicht, und bis heute ist [U25]die einzige Beratungsstelle auf Peer-Basis (wobei man anfügen muss, dass das Angebot an Jugendsuizidberatungen in der Schweiz sowieso sehr klein ist). Ein offener Kommunikationsstil, ähnlich wie im gewohnten Umfeld, ermöglicht es den Betroffenen durch Anregungen und vor allem selbstgesteuert Lösungsstrategien zu finden und Ressourcen aufzubauen. Hinter den PeerberaterInnen stehen professionelle SozialarbeiterInnen und Psychologen, die die jugendlichen Peers in ihrer Arbeit stützen und coachen. Das Angebot von [U25]Schweiz, das grösstenteils durch private Spenden finanziert wird, ist für jugendliche Nutzer anonym und online jederzeit verfügbar. So einfach die Idee einer Peer-Beratung ist, so sehr überzeugen ihre Vorteile. Psychologisch ist es längst nachgewiesen, dass junge Menschen in Krisen und bei Suizidgefahr ein klassisches Beratungsangebot kaum in Anspruch nehmen. Sie lösen sich vom Elternhaus ab oder haben die Erfahrung gemacht, dass sie von Erwachsenen nicht ernst genommen werden. So entsteht eine hohe Hemmschwelle, sich bei Problemen an professionelle Hilfssysteme zu wenden, und sie versuchen ihre Probleme selbst zu lösen. Durch die niedrige Hemmschwelle in den Gesprächen mit den Peer-BeraterInnen von [U25] fällt es Jugendlichen leichter sich zu öffnen und Vertrauen zu fassen. Der Ansatz ist nicht, dass die BeraterInnen tiefenpsychologische Hilfe bieten, sondern sie bieten Beziehungen. Denn den meisten Jugendlichen, die sich mit Selbstmordgedanken tragen, fehlt genau das: ein stabiles und verlässliches Gegenüber. Wenn Jugendliche gute Erfahrung damit machen, sich anderen anzuvertrauen, fällt der nächste Schritt leichter. Und der nächste Schritt muss sein, sich professionelle Hilfe zu holen. Aktuelle Studien der Universität Basel und der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) zeigen auf: Familie und Schule verlieren bei Jugendlichen mit zunehmendem Alter an Relevanz. Der Austausch verlagert sich hin zu sogenannten Peer-Groups. Auch der Bund will darum den Ansatz der Peer-Beratung vermehrt fördern. Jugendliche leben heute in einer Medien- und Kommunikationsgesellschaft. Festzustellen ist eine Zunahme der Mediennutzung vor allem durch Heranwachsende. Gleichzeitig verläuft die Sozialisation mehr denn je im Rahmen jugendlicher (Freundes-)Cliquen und der Kommunikation unter Gleichaltrigen. In der Schweiz konnte nun das Potenzial der Selbstsozialisation in Peer-Groups erstmals näher untersucht werden. Ziel war es, fundiertes Wissen zu Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten von Peer-Education zu erarbeiten. Der Bericht liefert wissenschaftlich abgestützte Erkenntnisse in einem bisher unbearbeiteten Feld. Parallel dazu evaluierte die Hochschule für Soziale Arbeit der FHNW Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Umsetzung der [[Wikipedia:de:|Peer-to-PeerW]]-Methode. Wie die Universität Basel mitteilt, zeigt die FHNW in ihrem Bericht die identifizierten Stolpersteine und Herausforderungen, aber auch die Chancen und Potentiale der Peer Education auf. Daher schätzen sowohl der Bund als auch die Uni Basel den Ansatz der Peerberatung als sehr gewinnbringend ein. Die Idee einer Peer-Beratung kam ursprünglich aus [[Wikipedia:de:|DeutschlandW]], wo der Arbeitskreis Leben Freiburg bereits seit über zehn Jahren die sehr erfolgreiche Suizidprävention [U25]Freiburg (www.u25-freiburg.de) anbietet, die ebenfalls auf dem Peer-to-Peer-Konzept beruht. In diesem beraten Jugendliche andere Jugendliche, die sich in (suizidalen) Lebenskrisen befinden. Auch die deutsche Peer-Beratung wird von professionellen SozialarbeiterInnen begleitet und geführt. [U25]Schweiz steht in engem Austausch mit [U25]Freiburg, wird aber nach gemeinsamer Absprache unabhängig geführt und weiterentwickelt. Im europäischen Vergleich hat die Schweiz eine überdurchschnittliche Suizidquote. Der Suizid war im Jahr 2011 bei den 15- bis 44-jährigen Frauen folgend auf bösartige Tumore die zweithäufigste Todesursache, bei 15- bis 44-jährigen Männern gar die häufigste. In einer Studie über Schülerinnen und Schüler äusserten sich 6.5 Prozent dazu, bereits einen Suizidversuch hinter sich zu haben. Weitere 36,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler berichteten von Suizidgedanken. In der Schweiz ist die Anzahl der Suizidtoten konstant hoch. Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren sind die Altersgruppe mit den meisten Suizidversuchen. Grund genug und höchste Zeit für uns, das erfolgreiche Konzept von [U25]Freiburg auch für die Schweiz zu adaptieren. Nach einem sehr intensiven Austausch mit dem Kollegen aus Deutschland fingen wir zuerst in Wil SG an, das Pilotprojekt zu planen, indem wir Peer-BeraterInnen im Alter bis 24 Jahre suchten. Etwas später kam der Standort Rapperswil dazu, dann folgte Bern.
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