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| - Niemand weiß, ob unser Tempel, die Wiege, sich als machtvoll genug erweisen wird, dieses Böse auf ewig einzuschließen. Noch schirmt er unsere Welt vor dem Übel in der Tiefe. Wir vertrauen darauf, dass die Macht des Signums, welches aus den zwölf Artefakten gefertigt ist, groß genug ist. Das Schicksal dieser Welt hängt von demjenigen ab, der die Artefakte dereinst wieder vereinen wird. Die Zeit des Auserwählten kommt, und sie nähert sich mit großen Schritten...
- Das Unheil kam plötzlich. Wir hatten eine dunkle Vorahnung, und an jenem Tage bewahrheitete sie sich. Wie aus dem Nichts stürzend fiel ein Meteorit herab. Die Gewalt des Einschlags hüllte das Land in einen dunklen Schatten der Zerstörung. Aber seine zerstörerische Kraft schien zu vergehen, der gefallene Stern verglühte und das Ereignis schien zu einer Erinnerung zu verblassen... Doch der Meteorit barg eine tödliche Fracht: Die Große Seuche brach über das Land herein. Eine fremde Energie ergriff ungebändigt alles natürliche Leben. Die dunkle Macht, die dem Inneren des Meteoriten entsprungen war, begann, sich über das Antlitz von Tallon IV zu erstrecken, so wie eine Spinne, die ihr Netz baut.
- Nun, da die Große Seuche immer tiefer in den Planeten eindringt, wächst die Verzweiflung in unseren Reihen. Klammern wir uns an die Zuversicht, dass es nicht zu spät ist und stützen uns nun auf unsere letzte Hoffnung. Wir haben mit der Errichtung eines Tempels begonnen - mit dem Ziel, diese dunkle Kraft einzuschließen. Sein Herz bildet das Signum, ein mystisches Schloss, welches sich aus zwölf Artefakten zusammensetzt. Es ist erfüllt von der gesamten spirituellen Kraft, die wir Chozo aufbringen können. Und dennoch plagen uns Zweifel... Wird diese Stätte rechtzeitig fertiggestellt sein? Und wird die Aura des Tempels - und die des Signums insbesondere - sich als stark genug erweisen, um die Giftflut abzuhalten, welche sich nun im Boden zusammenbraut und alles Leben bedroht?
- Was nur ist diese Pestilenz, die von einer fernen Welt stammen muss... die das Leben in ihrer blinden Gier nach Zerstörung aussaugt? Und von wo entstammt der Meteorit, der sie hierher brachte? Ist er das Werk fremder Mächte? Oder ist er ein treibender Brocken eines Planeten, dem ein schreckliches Ende widerfuhr? Unsere Seelen sind geplagt von Angst angesichts des Gedankens, dass vor langer Zeit in einem fernen, unentdeckten Winkel des Universums womöglich ein gesamter Planet von dieser Großen Seuche eingehüllt war. Welche Verheerung mag diesem, dem Untergang geweihten Ort widerfahren sein... Und was mag nur sein, wenn weitere Meteoriten ihre todbringende Fracht in andere, ferne Stellen des Universums tragen... Wir halten fest an der Hoffnung, dass dem nicht so ist. Hoffen wir, dass die einzigen Überreste dieses verheerenden Bösen hier landeten, auf Tallon IV. Denn dann zumindest besteht Hoffnung, dass es ausgelöscht werden kann.
- Jenes, was in weltlicher Gestalt gebunden, ist vorübergehender Natur und vergänglich. Seine Existenz ist auf eine Dimension beschränkt. Es bleibt zerbrechlich, verletzbar und letzten Endes die Beute des Todes. Und dennoch obliegen nicht alle Wesen diesen Gesetzmäßigkeiten. Ungebunden an eine feste Gestalt warten jene Ausnahmen außerhalb des Reiches normaler Wahrnehmung. Sie erscheinen erst bei Ankunft eines Wesens, das ihre Präsenz spüren kann. So ist der Wille der Chozo. Wir wünschen uns nichts sehnlicher als zu sehen, wie die Dunkelheit, die immer tiefer in den Planeten eindringt, ein Ende nimmt. Jedoch ist der Wille der Chozo nicht von Geist oder Vernunft beseelt. So liegt es am Auserwählten, sich dieser Aufgabe zu stellen.
- Unzählige Kreaturen erliegen der Fäulnis, die das Land durchzieht - und wir Chozo bilden keine Ausnahme. Doch diese Qualen wiegt die Verheißung der Zukunft auf. Mittlerweile sind wir zu der Annahme gelangt, dass wir zu Lebzeiten nicht mehr die Gelegenheit haben werden, eine Pforte zu öffnen, um die dunkle, von uns eingeschlossene Energie zu bannen. Ungeachtet dessen wird unsere Wachsamkeit für immer Bestand haben. Es ist unsere Überzeugung, dass eines fernen Tages ein Retter erscheinen wird, der das fortführt, was wir einst begannen. Für diesen Krieger hinterlassen wir Waffen und Schutz vergangener Epochen. Wer immer auch befähigt ist, diese aufzunehmen - er muss der 'Auserwählte' sein. Er allein kann das Böse bezwingen, welches hier gedeiht.
- Viele, lange Jahre sind vergangen, seit wir Chozo dieses Land betraten und bevölkerten. Der Verlauf der Zeit selbst übt seit jeher eine große Faszination auf uns aus. Es entspricht der tiefen Überzeugung vieler Weisen der Chozo, dass die Wahrheiten des Universums im wirbelnden Fluss der Zeiten verborgen liegen. Unser Bestreben, dort Antworten zu finden, führt uns jedoch an anderen, unerwarteten Bereichen zur Erleuchtung. Wir können nicht bestimmen, wie wir in Besitz dieser Fähigkeiten gelangten, die viele von uns Chozo seit Kurzem Dinge vernehmen lassen, welche jenseits der gewöhnlichen Wahrnehmung liegen. Fremd scheinende Bildnisse und unerklärliche Sinneseindrücke überfluten unsere Geister und hinterlassen seltsame Visionen. Wir verstehen diese erstarkende Fähigkeit als eine Frucht der zunehmenden Harmonie mit dem Unendlichen, die unser tiefstes Bestreben darstellt. Vielleicht ist nun die Zeit gekommen, da uns die Geheimnisse des Universums offenbar werden.
- An den Auserwählten: Solltest du je diese Zeilen erblicken, so waren unsere Hoffnungen nicht vergebens. Dein Pfad ist voller Gefahren - unbeschreibliche Monstrositäten lauern in den Schatten. Ausgehungert und nach Beute jagend, sind sie bestrebt, der giftgenährten Gier nachzukommen, welche in ihren Köpfen wütet. Manche von ihnen mögen begabt sein, dennoch sind sie geblendet ob ihrer Boshaftigkeit: Auf die Verheißung der Großen Seuche vertrauend sind sie bestrebt, diese zur Verwirklichung ihrer eigenen Ziele zu missbrauchen. Es sind jene, von denen die größte Gefahr ausgeht. Bist du der eine, welcher das Universum von der Geißel dieser Kreaturen befreit, so musst du wahrhaftig der Auserwählte sein.
- Die Todesschreie des dahinsiechenden Landes hallen in unseren Ohren wider, während wir Chozo zu Zeugen werden, wie die Große Seuche immer tiefer in das Lebensmark dieses Planeten sickert. Ihre dunkle Energie durchdringt Bäume und Wässer, alles Leben verzehrend. Friedliche Kreaturen sterben zu Tausenden. Einige Geschöpfe überleben, doch sie verfallen zu Ausgeburten des Bösen - sie sind die Früchte jener Macht, welche vom Himmel stürzte. Die meisten dieser entstellten Mutationen bleiben zu klein, um gefährlich zu werden. Manche jedoch wachsen zu bedrohlicher Größe heran und gefährden unsere gesamte Existenz. Eine dieser Bestien entweiht unseren heiligen Quell, Gift sprudelt aus ihrer verderbten Form. Die reinen Wässer von einst sind nun zu Kaskaden eines schleichenden Todes geworden. Wir blicken in eine Fratze des Bösen - dennoch erschaudern wir Chozo nicht in Furcht. Wir Chozo sind alles, was der Großen Seuche nun noch entgegensteht. Und es ist unsere Pflicht, sie zu bannen und einzuschließen.
- Unser ständiger Begleiter inmitten unseres wahr gewordenen Albtraums, dem Kampf gegen die unnachgiebige Finsternis, ist ein Licht, das wir deutlich sehen. Dieses seltsam vertraut wirkende Licht strahlt Zuversicht aus, es verjagt die von der Großen Seuche hervorgebrachten Schatten und reinigt jenes, was von Gift getränkt ist. Doch ist es seltsam - gelegentlich erwächst aus dem Licht die Gestalt einer Frau. Von brennender Intensität, sinkt dieses Leuchten aus dem All herab, um sich kurz darauf wieder in das tiefsatte Schwarz zurückzuziehen, aus dem es erschienen ist. Wenn sich diese Prophezeiung erfüllt, wenn das Licht wiederkommt, dann hat die lange Wache der Chozo ein Ende gefunden.
- Die Eindämmung der Großen Seuche... Diese Aufgabe wurde den Chozo zuteil, und wir werden uns dieser Bürde nicht entziehen - selbst wenn wir die Qual und Pein mit dem Land und seinen Kreaturen teilen müssen. Unser Wille fließt ein in 'Die Zwölf' - jene Artefakte, die durch ihre Zusammenkunft das Schloss bilden, um das unbeschreibliche Übel in den Tiefen dieses Planeten einzuschließen. Dieser Riegel muss jedem trotzen, der versucht, ihn zu brechen. Um die Kraft dieses Siegels zu bewahren, und um es vor jenen mit niedereren Absichten zu schützen, werden wir die Artefakte über das ganze Land verteilen und sie so neugierigen Blicken entziehen. Das Schloss soll niemals geöffnet werden - bis hin zu dem Tage, an dem diese Katastrophe ein endgültiges Ende findet.
- Die Zukunft ist vage, in stetem Wandel, ständig vom Zweifel begleitet. Selbst dann, wenn wir Chozo die Fähigkeit zum Blick in die Zukunft erwerben, so wäre es doch eine sinnleere Gabe. Denn die Hoffnung, das Kommende zu kontrollieren, ist vergebens. Der Quell verdeutlicht dies: Der Tag mag kommen, da er versiegt und es liegt nicht in unserer Macht, eine solche Tragödie abzuwenden. Und doch ist eines gewiss: Anders als der ungewisse Fortbestand des Wasserflusses bleibt unsere Willenskraft stark und ausdauernd. Denn der Wille der Chozo wird sich niemals erschöpfen.
- Die Geschichte der Chozo reicht zurück bis in antike Zeiten - so weit, dass sich unsere Spuren im Nebel der Vergangenheit verlieren. Eines jedoch ist klar: Jene Chozo, die einst Tallon IV besiedelten, wandten sich bewusst von einer Zivilisation der Hochtechnologie ab. Wir Chozo wählten ein Leben in Einklang mit der Natur, voller Zuversicht und Vertrauen in die Fürsorge des Universums. Wir glauben, hier in Frieden leben zu können, und werden von Zeit zu Zeit unsere Worte hier verewigen.
- Viele der Chozo sind gesegnet mit der Gabe des Sehens. Und es werden immer mehr - nun, da wir annähernd in perfekter Harmonie mit dem Universum leben. Unser Blick ist nach vorn gerichtet, wir erkennen die Prophezeiung in den Wellen des Wassers und lauschen der Kunde, die der Odem des Windes an unsere Ohren trägt. Doch obwohl wir die Gabe des Sehens feierlich begehen, sind die Verkündungen oftmals dunkler Natur. Die grauenvollsten Prophezeiungen künden von der Ankunft des Wurms. Geboren aus Parasiten, genährt in einem vergifteten Mutterleib, wächst der Wurm heran und verzehrt alles Innere, bis die Welt zu verfaulen beginnt. Nicht alle Prophezeiungen bewahrheiten sich, fürwahr. Und dennoch können wir nicht anders, als dieses dunkle Vorzeichen zu fürchten.
- Die Wellen negativer Energie, die der Meteorit über uns gebracht hat, übersteigen unsere schlimmsten Befürchtungen. Wir Chozo haben bis jetzt nicht vermocht, ein Mittel gegen die Große Seuche zu finden. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir sie nur versiegeln und auf den Tag warten, an dem eine Macht erscheint, die das Übel läutern kann. Es ist jedoch schon nicht mehr möglich, alle Teile der Großen Seuche einzusammeln, denn sie hat sich tief in unseren Planeten eingefressen, wo sie sich immer weiter verhärtet.
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