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  • Unterwegs - Die Reisen des Magisters (Teil 19)
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  • Es gab eigentlich keine Zeit. Es gab nur Möglichkeiten, Ereignisse und ihr Verhalten untereinander. Zeit verhielt sich zu ihnen wie die Löcher zum Käse: Da war zwar irgendwie etwas, was man gedanklich greifen konnte, aber es definierte sich vollständig aus etwas anderem und war ohne das auch nicht festzustellen.Leute, mit denen er Gespräche nicht vermeiden konnte, fragten ihn manchmal, was Zeit überhaupt war. Er fragte dann meist einfach zurück, was Wärme sei. Das hatte zwar mit der Ursprungsfrage nur am Rande zu tun, aber er konnte während der Denkpause unauffällig das Thema wechseln. Die Wahrheit konnten sie meist eh nicht verarbeiten.Die Mitarbeiter des Bronzenen Schwarms waren in dieser Hinsicht das ziemliche Gegenteil von Seeleuten: Letztere betonten gern die raue Romantik und die ruh
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Quelle
Name
  • Unterwegs
Autor
BILD
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  • Es gab eigentlich keine Zeit. Es gab nur Möglichkeiten, Ereignisse und ihr Verhalten untereinander. Zeit verhielt sich zu ihnen wie die Löcher zum Käse: Da war zwar irgendwie etwas, was man gedanklich greifen konnte, aber es definierte sich vollständig aus etwas anderem und war ohne das auch nicht festzustellen.Leute, mit denen er Gespräche nicht vermeiden konnte, fragten ihn manchmal, was Zeit überhaupt war. Er fragte dann meist einfach zurück, was Wärme sei. Das hatte zwar mit der Ursprungsfrage nur am Rande zu tun, aber er konnte während der Denkpause unauffällig das Thema wechseln. Die Wahrheit konnten sie meist eh nicht verarbeiten.Die Mitarbeiter des Bronzenen Schwarms waren in dieser Hinsicht das ziemliche Gegenteil von Seeleuten: Letztere betonten gern die raue Romantik und die ruhmreichen Abenteuer auf See. Sie betrachteten das Meer immer ein wenig als eine Braut, die gebändigt und gezähmt werden wollte, von echten Männern. Im Schwarm dagegen sah man die Zeit mehr als eine Art Schwiegermutter an: Sie hatte unmittelbar mit dem zu tun, womit man sich gern beschäftigte, mischte sich aber sehr häufig in eher unangenehmer Weise ein und zeigte dabei gern ihr hässliches Gesicht.Er stand auf dem Turm der Späherkuppe und grübelte über das spezielle hässliche Gesicht des Augenblicks nach. Es gab wenig Hinweise und noch weniger Sinn in der ganzen Geschichte. Eine Veränderung, in seiner relativen Vergangenheit. Etwas hatte ihn, seine Geschichte und die Ereignisse verändert. Es gab Stratholme, immer wieder Stratholme, in dem die Ereignisfäden irgendwie zusammenliefen, oder besser: auseinanderliefen, um sich Jahre später wieder hier in Westfall zu treffen. Konjunktionen entstanden, aus simplen aufgeschobenen Entscheidungen, und bedrohten ganze Landstriche der Zukunft. Einfache Menschen und ihre Taten wurden zu Achsen der Zeitlinien, so elementar, das selbst die Naturgesetze sich schützend vor die Ereignisse warfen.Er musste sich doch sehr fragen, ob er der Aufgabe hier noch gewachsen war.Mit beiden Händen stützte er sich auf die Zinnen und seufzte. Am Horizont brachte der Wirbel Steine, Vegetation und unaufmerksame Paarhufer in meterhohe Rotation. Ein wenig fühlte er sich wie der arme Geiferzahn dort: ohne rechten Überblick, ohne Verständnis für die Kräfte am Werk und vor allem ohne Möglichkeit, etwas gegen die Geschehnisse zu unternehmen. Frustriert klopfte er auf die Mauer, ohne es so richtig zu merken. Tap-tap. Tap-tap. Tap-tap. Tap…Sein ganzes Leben hatte er ohne große Komplikationen im Bronzenen Drachenschwarm zugebracht, von den üblichen Gefahren des Berufes abgesehen. Und jetzt, am Ende dieses Lebens, erfuhr er, das es vielleicht ganz anders gewesen war. Was immer passiert war, war ihm in der Ingression genommen worden. Die andere Version seiner selbst war dahin, gestorben in einer anderen Wirklichkeit, und hatte seine letzten bewussten Minuten für einen Hinweis an ihn gegeben. Mut der Verzweiflung. Keine große Kunst, aber immerhin.Die untergehende Sonne warf warmes, trübrotes Licht auf Westfall. Die gelben Hügel und welken Felder leuchteten in den Farben reifer Kürbisse. Im Wirbel brach sich das Licht und sandte rubinrote Schimmer über die Festung. Ein seltener Moment der Ruhe.Es würde sich letztendlich alles klären, und wenn nicht… würde er es nicht mehr merken. Es war auch einfach nicht mehr alles in seiner Hand. Vieles würde sich bei einer Reise in das alte Stratholme klären, und die würde er selbst ohnehin nicht begleiten können.Die Sonne versank endgültig hinter dem Horizont. Chazdormu wartete bestimmt schon im Wald jenseits des Flusses. Er seufzte und wandte sich zum Gehen.Er würde sich einfach gedulden müssen. Die Dinge brauchten manchmal einfach… ihre Zeit.
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