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| - Klick. Das Blitzlicht erfüllte das fast leere Zugabteil, welches sich unentwegt vorwärtsbewegte. Posenwechsel - Klick - Blitzlicht. Weiterer Posenwechsel - Klick - Blitzlicht. Der Abzug wurde in einer rhythmischen Folge wieder und wieder betätigt. Das Blitzgewitter begann die anderen Fahrgäste deutlich zu stören, doch Sahra ignorierte das gekonnt. Niemand stand zwischen ihr und ihrer Kunst. "Ok, eins noch. Ich denke, dass wird dann reichen.", sagte ihr heutiges Model und gute Freundin, Maia. Sahra quittierte das mit einem Schulterzucken. "Wie du meinst." Sie hatte eh schon mehr als genug neue Bilder gemacht. Einmal in den Fotografiewahn geraten, fiel es ihr jedoch schwer wieder damit aufzuhören. Die Fotografie war schon immer Sahras Leben gewesen. Schon als junges Mädchen hatte sie damit angefangen und dabei spielte es keine Rolle, was sie fotografierte. Menschen, Tiere, Landschaften, alles war es wert, bildlich festgehalten zu werden. Den Moment für die Ewigkeit zu bewahren gab Sahra ein Gefühl von... Sicherheit. Erinnerungen konnten in Vergessenheit geraten. Besondere Augenblicke einfach an einem vorbeiziehen. Bilder hielten sie fest, gaben den Dingen Bestand, auch, wenn sie schon lange nicht mehr waren. Wenn Sahra den Leuten von diesen Dingen erzählte, vermuteten sie immer sie habe einst einen wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren und hätte nun nichts mehr, was sie an diese Person erinnert. Klischees, die sicher ihre Daseinsberechtigung hatten, aber auf Sahra nicht zutrafen. Alle ihr wichtigen Menschen lebten noch und sie hatte auch sonst keinen schwerwiegenden Verlust zu beklagen. Sie konnte selbst nicht sagen, woher diese Denkweise rührte, aber das kümmerte sie auch nicht sonderlich. Sie lebte für die Fotografie, teilte mit ihr ihre Philosophie und zweifelte nie an ihr. "Also gut, ein Letztes noch." Sahra konnte das erleichterte aufatmen eines älteren Ehepaares neben sich hören und ignorierte auch dies gekonnt. Sie hob die Kamera, blickte durch die Linse, fokussierte ihre Freundin, die ihr lächelnd gegenübersaß. Klick - Blitzlicht - und dann schrie Sahra plötzlich laut auf. Der Schock ließ ihr die Kamera aus den Händen entgleiten. Sämtliche Fahrgäste, inklusive ihrer Freundin Maia, zuckten erschrocken zusammen. Maia reagierte dennoch rechtzeitig und fing die fallende Kamera auf, bevor sie auf dem Boden zerschellen konnte. Sahra's Schrei, erstarb so schnell wie er gekommen war. "Was ist denn los mit dir?", fragte Maia sie, immer noch völlig erschrocken. Auch die anderen Fahrgäste musterten Sahra, als interessiere sie die Antwort ebenfalls brennend. "Nichts... nichts, alles gut. Ich... lass uns bitte austeigen." Sahra war zu verstört, um eine klare Antwort zu geben. Sie wollte nur raus, raus an die frische Luft und fern von den Blicken, die sie neugierig musterten. Der Zug hielt an und ihre Freundin Maia war geistesgegenwärtig genug um keine weiteren Fragen zu stellen. Stattdessen manövrierte sie ihre Freundin raus auf den Bahnsteig. Sie setzten sich auf eine nahe Bank. "So, und jetzt beruhige dich erst einmal.", sagte Maia, während sie ihre Freundin besorgt ansah. Sahra atmete ein paar Mal tief ein und aus. Der Schock, legte sich langsam wieder und auch ihre Gedanken wurden wieder klarer. "Gib mir die Kamera.", befahl sie und irgendetwas in ihrer Stimme veranlasste Maia auch weiterhin dazu, keine Fragen zu stellen. Sahra nahm die Kamera entgegen, öffnete das zuletzt geschossene Bild und erstarrte. "Was hast du denn?", fragte Maia nach einer Weile, nach der sie es nicht länger aushielt. Sie lehnte ihren Kopf ein wenig rüber und blickte auf das Bild, dass ihre Freundin anstarrte. Darauf sah sie sich selbst, lächelnd, in einem Zug sitzen. Sonst nichts Außergewöhnliches. "Seh ich so schrecklich, auf diesem Bild aus?", fragte sie scherzhaft, in der Hoffnung, die Stimmung wieder auflockern zu können. Daraufhin fing Sahra unweigerlich zu lachen an. Die Starre, die sie fest umklammert hatte, löste sich von ihr. Sie sah ihre Freundin lächelnd an und schüttelte den Kopf. "Nein, du siehst wunderbar wie immer aus. Ich dachte, ich hätte etwas gesehen, aber ich habe es mir wohl nur eingebildet." Maia sah Sahra zweifelnd an. "Na wenn du das sagst..." Sahra nickte überzeugt. "Klar. Lass uns weiterziehen." Aber unter der freudigen Überzeugung, dass Alles nur Einbildung gewesen war, verbarg sich immer noch die Erinnerung an das, was Sahra gesehen hatte. Es befand sich nicht auf ihrer Kamera. Das Bild in diesem Gerät widersprach dem, aus ihrem Kopf. Wem sollte sie Glauben schenken? Erinnerungen konnten verblassen, konnten verdreht werden, konnten einen in die Irre führen. Der menschliche Verstand war leicht zu täuschen. Die Kamera hingegen konnte nicht getäuscht werden. Sie war ein Werkzeug, dass den Moment aufzeichnete. Die Bilder zeigten das, was tatsächlich war. Sahra musste sich getäuscht haben. Ihr Verstand hatte ihr einen Streich gespielt. Und wenn sie ehrlich zu sich selber war, wie wahrscheinlich war es schon, dass sie mitten in einer öffentlichen Bahn, am helllichten Tage, auf einen alten, bärtigen und grauhaarigen Mann stieß, der eine Spitzhacke hoch über dem Kopf hielt und kurz davor war, sie auf ihre Freundin herabfahren zu lassen? Genau, das war total verrückt.
- right|thumb|166px|Profis erkennt man an der souveränen Haltung Unter Fotografie versteht man, den unsinnigen Versuch, die Welt im Bild festzuhalten. Hierzu benötigt man einen Fotoapparat. Fotografiert wird alles, was auch nur ansatzweise interessant sein könnte.
- Dem Thema Fotografie widmet sich in Büdingen neben dem Fotoclub Büdingen auch verschiedene kommerzielle Anbieter.
- Termenul de fotografie are o triplă semnificație în vorbirea curentă:
* este tehnica care poate crea imagini sub acțiunea luminii;
* este o imagine obținută prin această tehnică;
* este o ramură a artei grafice care folosește această tehnică.
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