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  • Ich werde dich niemals allein lassen
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  • „Brudi?“ „Hmm...?“ „Was ist „Tod“?“ „Hä? Wie kommst du denn darauf?“ „Nur so.“ „Also... ähm, Tod ist, wenn das Leben zu Ende geht. Wenn man stirbt.“ „Und was ist „Leben“? Und „stirbt“ habe ich auch noch nie gehört...“ „Warte, ich erklärs mal anders... Stell dir das so vor: Tod ist ein Ort, von dem man nicht zurückkehren kann.“ „Niemals?“ „Niemals.“ „Gehen Mama und Papa da auch mal hin?“ „Ich denke schon...“ „Ich?“ „Irgendwann bestimmt, ja.“ „... Und du?“ „Ja, ich auch.“ „Dann will ich aber mit dir mit!“ „Da muss jeder allein hin, du kannst nicht mitkommen.“ „...Versprich es!“ „Jupp.“
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  • „Brudi?“ „Hmm...?“ „Was ist „Tod“?“ „Hä? Wie kommst du denn darauf?“ „Nur so.“ „Also... ähm, Tod ist, wenn das Leben zu Ende geht. Wenn man stirbt.“ „Und was ist „Leben“? Und „stirbt“ habe ich auch noch nie gehört...“ „Warte, ich erklärs mal anders... Stell dir das so vor: Tod ist ein Ort, von dem man nicht zurückkehren kann.“ „Niemals?“ „Niemals.“ „Gehen Mama und Papa da auch mal hin?“ „Ich denke schon...“ „Ich?“ „Irgendwann bestimmt, ja.“ „... Und du?“ „Ja, ich auch.“ „Dann will ich aber mit dir mit!“ „Da muss jeder allein hin, du kannst nicht mitkommen.“ „...Du würdest mich doch niemals allein lassen, oder Brudi...?“ „Ey, komm... Hör auf zu heulen, du bist doch kein Baby mehr!“ „...Versprich es!“ „Na gut... Ich werde dich niemals allein lassen. Zufrieden?“ „Jupp.“ Früher Morgen, es ist kalt. Die Stadt ist schon hellwach, lärmt. Lachen, Weinen, Schreien, Flüstern. Einige Menschen kommen und gehen, ziehen vorbei. Schnellen Schrittes zur Schule, das Licht ist noch grün. Schnee fällt vom Himmel herab. Die Wärme einer kleinen Hand, gefrierender Atem. Geschäftiges Treiben, Hupen, Quietschen, fernes Rauschen. Harter Boden unter den Stiefeln, von dünnem Eis überzogen. Hektik, Unruhe, Eile. Die Hand entgleitet, ein kleiner Körper stolpert zu Boden. Nichts passiert, nur ausgerutscht. Das Licht ist gelb. Der Schnee fällt weiter. Eine leere Straße, trügerisch sicher. Schnell hinüber, doch in der Mitte... plötzlich Rufe, besorgte Menschen. Ein harter Stoß, fallen. Krachen, Reißen, Verständnislosigkeit, Angst, Schock, Schmerz. Alles verschwimmt, Ohnmacht. Das Licht ist rot. Der Schnee fällt nicht mehr. Ein Ort, von dem man nicht zurückkehren kann. Es ist Zeit. Die Stille schreit nahezu in meine Ohren, als er in die Erde gesenkt wird, eine hölzerne Kiste als ewiges Bett. Ich werfe eine einzelne weiße Rose, seine Lieblingsblume, in das tiefe Loch. Dann spüre ich eine schwere Hand auf meiner Schulter: „Es ist nicht deine Schuld...“ Langsam schüttle ich meinen Kopf: „Du warst nicht dabei, Papa. Wäre ich nicht gewesen, dann...“ Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Sie sind kalt. Alles ist so kalt! Auch er... Ich bin allein. Seelisch und körperlich. Als es vorbei war, bin ich in den Wald gelaufen. Nun sitze ich auf jenem alten Baum, auf dem wir so gerne gespielt haben und kann meine Tränen nicht unterdrücken. Irgendwo singen Vögel, im Unterholz raschelt es. Die saubere Luft lindert meinen pochenden Kopfschmerz ein wenig, doch gegen die Trauer kann sie nichts ausrichten. Plötzlich nehme ich etwas Helles am Rand meines Blickfeldes wahr. Ruckartig drehe ich meinen Kopf in die Richtung des weißen Glühens. Und dann weiß ich nicht, was ich fühlen sollte. Angst, Panik? Oder Freude? Was ich dort im Licht der durch die Baumkronen fallenden Sonnenstrahlen sehe, ist einfach unglaublich. Eine kleine, blasse Gestalt mit durchscheinender Haut und Haaren, die einen scharfen Kontrast zum Weiß der Haut bilden. Unter den großen strahlend blauen Augen kann ich ein Lächeln erkennen. Kein psychopathisches Grinsen, keine grässliche Grimasse, einfach nur pure Freude und Gutmütigkeit. Es ist mein Bruder. Er lacht mich leise an und ruft: „Du bist!“ Darauf dreht er sich um, und läuft flink in den Wald hinein. Ich stehe einen Moment regungslos da. Wie ist das möglich? Träume ich etwa? Doch dann höre ich auf, nachzudenken und eile ihm lauthals lachend hinterher. Geschickt wie ein Hase schlägt er Haken, springt über Äste und Steine. „Ich krieg dich schon noch!“, kichere ich ihm nach. Die Zeit, die ich ihm hinterher laufe scheint endlos und ist doch von kurzer Dauer. Auf einer Lichtung, voll von bunten Blumen, hole ich ihn ein. Die Luft ist von ihrem Duft erfüllt. Ein ungutes Gefühl macht sich in meinem Magen breit, auch wenn ich keinerlei Anlass dazu habe, mich schlecht zu fühlen. Er dreht sich zu mir um, sein Lächeln wird kleiner. „Ich wollte dir Tschüss sagen...“ Was soll das bedeuten? „Warum?“, frage ich mit zitternder Stimme, „Warum willst du gehen?“ „Ich muss“, antwortet er mit einem wissenden Unterton. Sein Gesichtsausdruck wirkt nun schmerzerfüllt und sein Körper beginnt zu verblassen. „Ich möchte dir sagen, dass ich dich lieb habe. Es ist nicht deine Schuld.“ Seine Gestalt verschwimmt, wird unklar. Die Sonne geht unter und hüllt uns in einen roten Schein. „Bleib!“, schreie ich verzweifelt. Er schüttelt seinen Kopf mit einer Endgültigkeit, die mich verstummen lässt. Dann versucht er etwas zu sagen, doch ich kann ihn nicht mehr verstehen. Bevor er vollkommen verschwindet, fasse ich einen Entschluss. Ich schlucke meine Tränen hinunter und schenke ihm mein schönstes Lächeln: „Danke, für alles...“ Als die Sonne verschwindet bin ich wieder allein. Nein, das stimmt nicht. Zumindest fühlt es sich nicht so an. Ich wische mir mit dem Ärmel über die Augen und blicke zum Himmel. Eine Weile stehe ich noch dort, bevor ich mich umdrehe und die Lichtung verlasse. Während ich eine seltsame Leichtigkeit fühle, streicht mir ein warmer Windhauch über die Wange.
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