About: dbkwik:resource/7sm8Qe_dQQh2EF28R6RTyw==   Sponge Permalink

An Entity of Type : owl:Thing, within Data Space : 134.155.108.49:8890 associated with source dataset(s)

AttributesValues
rdfs:label
  • Tagebuch eines Hungernden
rdfs:comment
  • Erster Tag: Weiß nicht, welcher Tag und welches Datum heute ist. Erinnere mich an viele Sachen nicht mehr. Eigentlich nur an meinen Namen. Georg Wegener. Wie bin ich auf dieses gottverlassene Stückchen Welt gekommen? Mein Kopf tut höllisch weh, teils, weil ich ihn mir wohl irgendwo angeschlagen haben muss, teils wegen der Hitze. Eine kleine Stelle an meinem Hinterkopf ist blutverkrustet, es tut weh, wenn ich dort drücke. (Ja, dann drücken sie nicht, sagt der Doktor, haha!) Ich muss wohl lange hier an diesem kleinen Strand gelegen haben, in der prallen Sonne, da ist es klar, dass ich Kopfschmerzen habe. Habe bis lang diese kleine Insel begangen, sie ist sehr klein. Wie ein Sandkorn in einer großen Pfütze, so groß. Keine Vegetation, keine Tiere. Kein Schatten. Nur ein kleines Boot aus Plasti
dcterms:subject
abstract
  • Erster Tag: Weiß nicht, welcher Tag und welches Datum heute ist. Erinnere mich an viele Sachen nicht mehr. Eigentlich nur an meinen Namen. Georg Wegener. Wie bin ich auf dieses gottverlassene Stückchen Welt gekommen? Mein Kopf tut höllisch weh, teils, weil ich ihn mir wohl irgendwo angeschlagen haben muss, teils wegen der Hitze. Eine kleine Stelle an meinem Hinterkopf ist blutverkrustet, es tut weh, wenn ich dort drücke. (Ja, dann drücken sie nicht, sagt der Doktor, haha!) Ich muss wohl lange hier an diesem kleinen Strand gelegen haben, in der prallen Sonne, da ist es klar, dass ich Kopfschmerzen habe. Habe bis lang diese kleine Insel begangen, sie ist sehr klein. Wie ein Sandkorn in einer großen Pfütze, so groß. Keine Vegetation, keine Tiere. Kein Schatten. Nur ein kleines Boot aus Plastik, ohne Ruder, ohne Außenborder. Habe dann hier dieses kleine Notizbuch gefunden. Es war zusammen mit dem billigen Kugelschreiber einer Drogeriekette in einer luftdichten Plastiktüte. Er gehört mir, das weiß ich. Ich hatte es wohl dabei, als mir... Was ist passiert. Es macht mich rasend, dass ich mich nicht erinnern kann. Die Kopfschmerzen sind nicht so schlimm, der Durst ist nicht so schlimm, der Hunger ist nicht so schlimm, die Einsamkeit ist nicht so schlimm, aber dass ich nicht weiß, wie ich hierher gekommen bin, das ärgert mich maßlos. Ich bin versucht, meinen Kopf gegen einen der paar Felsen (Jaha, die gibt es hier, die, aber kein Wasser) zu schlagen, wenn ich mich dann doch nur Er(!)Inn(!)Ern(!) könnte! Später: Bin noch ein wenig auf meiner Insel herumgelaufen, ich schaffe die Umrundung in phänomenalen fünf Minuten. Hurra. Sollte mich eigentlich so wenig wie möglich bewegen, ich verschwende nur Wasser. Dann muss ich wohl schreiben, es fällt mir aber schwer, solange diese elende Sonne so auf mich brennt. Sie wirkt fast, als mache es ihr Spaß. Meine Haut ist verbrannt und rot. Und es gibt keinen Ort hier, an dem ich mich vor ihr schützen könnte. Nur Sand. Ich habe Sand überall. Im Mund, in den Augen und -verzeihung, Madame- auch in der Arschritze. Habe auch ein bisschen Sand gegessen, aber das hilft nicht gegen den Hunger. Bin vielleicht zwanzig Stunden (es könnten auch Wochen sein) hier, und ich fange an Sand zu essen. Mein Gott, es muss doch bald ein Schiff oder ein Flugzeug vorbeikommen. Der Durst ist schlimmer als der Hunger. Bin kurz davor, Meerwasser zu trinken. Ich will Mehrwasser! (Versteht ihr, höhö? Was soll ich denn sonst machen, wenn nicht dumme Witze, die viel zu sehr nach Galgenhumor klingen?) Manchmal mache ich mir Sorgen um meinen Verstand. Ich rede viel, natürlich nur mit mir selbst als Publikum. Und obwohl mich der nagende Hunger und der Durst quälen, bin ich manchmal sehr heiter, ja, mehr noch, ich lache wie besessen. Einfach so. Es wird die Einsamkeit sein. Wenn ich nur erst hier weg bin. Ich hasse diese verdammte Insel. Muss mich beruhigen. Werde das Meer und den Strand absuchen. Warum mache ich noch Zeitangaben? Wasser! Gesegnetes, gutes Wasser! Meine Rettung trieb nur unweit vom Ufer entfernt im Meer, und ich traute meinen Augen nicht. Ich dachte, es wäre vielleicht nur eine Fata-Morgana (Eine Fanta-Morgana würde ich auch gerne nehmen.), gesendet, um mich zu peinigen! Ich armer Tor, der ich da auf dieser Insel meiner Errettung sehnsüchtig entgegen bange. (Irgendetwas muss ich ja zu tun haben, da spiele ich halt mit den Stilen) Ich habe solchen Hunger. Es fühlt sich an, als würde ich von innen heraus ausgehölt. Oh, die Flaschen waren wunderbar, aber es waren nur sechs, mit jeweils 1,5 Litern. Ich muss sie mir sehr gut einteilen. Und ich muss etwas für meine Haut tun. Sie beginnt sich langsam abzuschälen, als wäre ich eine menschliche Kartoffel. Und ich brauche etwas zu essen. Aber, Wasser, Wasser. Jetzt müsste nur noch ein Brot angetrieben werden. Die Frage nach der Ursache meiner Situation wurde von meinem Bedürfnis nach Wasser in den Schatten (Bitte, kann mich jemand in den Schatten stellen) gestellt, aber jetzt drängt sie sich mir wieder auf. Wie bin ich nur hierhergekommen? Nächster Eintrag: Viel zu heiß. Wie es in der Natur des Menschen liegt, hielt mein Hochgefühl wegen des Wassers nicht an. Ich habe noch einmal das Boot durchsucht. Ein bitterer Witz sprang mich aus einem Fach hinaus an: Besteck. Mir kamen fast die Tränen, aber das wäre Wasserverschwendung. Ich bin unter das Boot gekrochen. Komme mir vor wie in einer gigantischen Muschel. Aaahrg! Schon denke ich daran, eine Muschel zu schlürfen... Und zu schlürfen... Und zu schlürfen... Stop! Später weiter. Schlaf jetzt, Georg. Schlaf, verdammt. Ich kann nicht einschlafen. Gerade Strand abgesucht. Einen Krebs (Oder nennt man das Krabbe?) gefunden. Roh gegessen, dann. Das Wasser ist bald alle. Die Wellen rauschen Tag und Nacht. Verstehe nicht mehr, wie man das schön finden kann. Wenn man einen Gedanken im Kopf hat, dann klingt der Rhythmus jedes Lautes wie der dieses Gedankens. Die Wellen flüstern es mir zu. Ge-fan-gen. Ge-fan-gen. Du-musst-hier-ver-re-cken. Du-musst-hier-ver-re-cken. Und immer so weiter. Ich werde Schluss machen. Tage sind vergangen. Haut ist weg. Die Ohrläppchen sind weg. Hahaha, ich habe früher an den Fingernägeln gekaut. Und meine Mutter hat immer gesagt, friss nicht deine Finger auf, Georg. Friss sie nicht auf, Georg, friss sie nicht. Nicht. Friss sie nicht. Friss sie... nicht. Friss sie. Friss sie Georg! Die Wellen flüstern es wieder. Das Messer, das verdammte Buttermesser. An einem Stein geschärft. Dann Ohrläppchen. Dann kleiner Finger. Tut weh. Aber so gut. Zu gut. Mehr. Will nicht! Brauche Stunden um zu schreiben. Alles trocken. Trocken. Sinn... verliert sich. Darf so nicht weiter gehen. Muss Schluss machen. Jetzt gleich. Zunge so dick. Wollte beten. Gebet nicht mehr erinnert. Friss nicht deine Finger auf, Georg. Blut ist zu dick. Pulsadern habe ich mir aufgeschnitten. Jetzt Tage ohne Wasser. Blut zu dick. Verblute nicht. Kommt nicht raus. Sand klebt in der Suppe. Kann mich nicht bewegen. Stift bewegen zu anstrengend. Ich will jetz ich höre wieder wellen sie sagen komm komm komm ich kann nicht boot zu schwer will kommen kann nicht kommen muss es versuchen werde es nicht schaffen aber wellen sagen es ich muss!!!
Alternative Linked Data Views: ODE     Raw Data in: CXML | CSV | RDF ( N-Triples N3/Turtle JSON XML ) | OData ( Atom JSON ) | Microdata ( JSON HTML) | JSON-LD    About   
This material is Open Knowledge   W3C Semantic Web Technology [RDF Data] Valid XHTML + RDFa
OpenLink Virtuoso version 07.20.3217, on Linux (x86_64-pc-linux-gnu), Standard Edition
Data on this page belongs to its respective rights holders.
Virtuoso Faceted Browser Copyright © 2009-2012 OpenLink Software