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| - „Du weißt“, sagt sie: „Ich heiße Athlone von den Keni. Die Keni sind ein Volk auf der Halbinsel Kezunsea, sie leben in der Wüste Zun und verdingen sich als Karawanenführer. Jeder dort erkennt sie weil die Keni auf Tigern wie auf Pferden reiten. Als ich etwas jünger war als Du jetzt bist begleitete ich mit meiner Lehrerin Tani eine Karawane zur Oase Albatota im Reich Keorapukur. Keorapukur ist eine Theokratie Seths, und du kannst das Reich als finster bezeichnen. Ich wartete vor dem Haus eines Kaufmanns neben unseren Tigern auf Tani, die drinnen die Geschäfte der Karawane abschließen musste. Unwillkommen stellte sich ein angetrunkener Mann zu mir und betrachtete mich, lüstern und habgierig. Er sagte: „Du würdest auf dem Markt gutes Gold einbringen. Die Händler aus Ataris zahlen nicht schlecht für die schwarzen Zerahni, doch für dich würden sie mehr zahlen.“ Ich wich zurück zu unseren Tigern, wehrhaften und treuen Tieren. Der fremde beäugte sie abschätzend, kam aber nicht näher. „Ihr haltet euch für etwas besseres, ihr Keni mit euren Tigern und eurer Selbstgerechtigkeit. Ihr, und die Lichtgötter, und die Lichtmächte - Bah! Ich weiß, ihr seid genau so wie wir. Auch wo ihr Krieg führt folgen euch Mord und Totschlag. Wie hier bestimmen bei Euch die einen und müssen die anderen gehorchen. Bei euch verrecken die Armen und bleiben die Reichen fett. Meine Sklaven haben wenigstens satt zu essen, wenn Eure Bauern Not und Hunger leiden. Nein - wir sind besser, euer Licht ist nur eine Lüge, unsere Finsternis ist immerhin ehrlich, es gibt nur Habgier und Eigennutz und der Stärkere gewinnt immer!“ Er hätte wohl ewig so weiter geredet, wenn nicht meine Lehrerin zu mir getreten wäre, eine Kriegerin der Keni, mit zwei Säbeln an der Seite, auf deren Griffe sie entschieden die Hände legte. Der Mann aus Keorapukur warf einen letzten Blick auf mich und trollte sich dann, weiter vor sich hin redend. Ich wußte stets, dass alles, was der Mann sagte falsch war aber ich konnte lange nicht sagen wo sein Fehler lag, obwohl ich wieder darüber gegrübelt habe. Erst vor einigen Monden, während ich von hier oben die Kaiserstadt betrachtete wurde mir klar, was uns von der Finsternis in Keorapukur und diesem Mann unterscheidet: Wir bemühen uns immer wieder, das gute zu tun, auch wenn wir dabei Fehler machen, auch wenn wir immer wieder böses tun. Wir sind das Licht, weil wir im Licht wandeln wollen. Weil die Menschen des Kaiserreiches licht sein wollen ist auch das Kaiserreich licht. Trotz seiner Fehler und Flecken ist das Kaiserreich Karcanon das lichte Kaiserreich, weil wir Menschen des Kaiserreiches es so wollen und uns immer wieder darum bemühen.“
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