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| - Müdigkeit überkam ihn, als er, nun schon seit Stunden, durch diesen verfluchten Schneesturm stapfte. Der Fellmantel hielt die Kälte schon nachdem ersten eisigen Hauch des Nordwindes von Cimmerien nicht mehr von seinem müden Körper ab. Die Kordeln seines Umhangs hatten sich zu kleinen Schneebällen geformt, die Haare, welche die Kapuze nicht abzudecken vermochte, waren steif gefroren. Vermutlich würden sie brechen wenn er dran rumgespielt hätte. Seine tauben Finger schmerzten und die Füße wurden immer schwerer. Doch scheinbar war ihm Set am heutigen Tage wohlgesonnen. Vor ihm, nicht weit neben der Straße entdeckt er soeben eine Gaststätte. Nachdem er sich einen Platz im Gasthaus dicht neben dem Kamin ergattert hatte und seine Finger langsam von der blauen in die rote Farbe änderten, bemerkte er die Blicke der anderen Gäste. Die meisten schienen noch nie einen Stygier gesehen zu haben. Verwundert und grimmig zugleich wurde gemurmelt. Der Neuankömmling musterte alle Gäste um sich. Die Bardame ist gut anzusehen dachte er, bevor er eine Bewegung in seinem Augenwinkel ausmachte. 'Was suchst du hier auf Croms Berg?' fragte ihn der Riese aus Cimmerien. Er war mindestens einen Kopf größer als der Stygier. 'Meine Ruhe' gab er zurück und drehte sich gelangweilt weg. Dem Cimmerier schien die Antwort nicht wirklich zu gefallen. Seine Muskeln spannten sich: 'Sag mir deinen Namen du stygischer Wurm, oder ich prügle dich zu Brei!' 'Ich bin nicht hier um dir zu zeigen wie schnell ein Stygier dir seinen vergifteten Dolch in den Hals rammt, also lass mich in Frieden' gab er barsch zur Antwort. 'Ich will mich hier in Ruhe eine Nacht aufwärmen und dann weiterziehen ohne jemanden verletzt zu haben.' Dem muskulösen Barbar stieg das Blut in den Kopf, welcher dadurch immer mehr an roter Farbe gewann. 'Sag mir deinen Namen und den Grund deiner Reise hier im Norden, dann lass ich dir dein armseliges Leben'. fauchte der Cimmerier. 'Ich bin hier weil mich Cortan zu sich bat, mein Name ist Akunosh und nun verschwinde Barbar oder du wirst deinem Crom eher an der Seite stehen als du es dir wünschst!' Der nächste Tag begann kein Stück besser. Der eisige Hauch Croms hatte kein bisschen abgenommen. Jedoch hatte der Schneefall nachgelassen und man konnte wieder seine Hand vor Augen sehen. Akunosh war froh, denn diese verdammten Schneeflocken bissen wie tausend Nadeln im Gesicht, wenn sie ihn mit der Geschwindigkeit des Windes trafen. Immerhin hatte er sein Ziel bald erreicht. Wieso lebt dieser verrückt gewordene Barbar auf dem hintersten Berg von Cimmerien, dachte er. Ein Stygier, der sein ganzes Leben in den heißesten Wüstengebieten Hyboriens verbracht hatte, hielt dieser Kälte nicht gut Stand. Ich werde in dieser Kälte weich, wie ein aquilonisches Waschweib. Mit diesem Gedanken im Kopf schritt er nun die letzten Meter zur Hütte von Cortan. 'Gut das du gekommen bist', Cortan schien beunruhigt. 'Das Böse rückt näher, wir haben keine Zeit mehr, um uns länger vorzubereiten.' Akunosh begriff nicht ganz. Die Vorbereitung für die Gründung wird er wohl meinen, grübelte er, aber was hat es mit dem Bösen auf sich? Bisher war das Böse auch nicht weit weg, vor allem nicht in der unwirtlichen Gegend von Croms Berg im höchsten Norden Cimmeriens. Kannibalen und andere komische Gestalten von denen er nicht mal den Namen kannte, trieben ihr Unwesen hier. ' Was meinst du mit, das Böse?' fragte er Cortan. Dieser blickte ihn mit einem Blick, der ihn fast zu Stein verwandelt hätte, an und erklärte ihm mit kräftiger Stimme: 'Leute die unser Abkommen als verächtlich ansehen, Leute die uns tot sehen wollen. Es wurden Söldner angeheuert um uns zum Schweigen zu bringen. Unser Mitra anbetender Freund hat bereits das Zeitliche gesegnet! Wir müssen uns beeilen, das Trigon muss in Sicherheit gebracht werden. Pantras war also bereits tot. Er kannte ihn nicht gut, doch auch wenn er ihn gut gekannt hätte, trauern lag ihm nicht. Vielmehr beschäftigte ihn das Trigon. Er begriff nie wirklich, wieso dieses merkwürdige Dreieck soviel zu bedeuten hatte. Es soll ein mächtiges Artefakt aus Zeiten der Atlanter sein. 'Bist du bereit Stygier?' riss ihn Cortan aus den Gedanken. 'Dann lass uns aufbrechen' Sie kamen nicht weit, bis ihnen der Geschmack von verbranntem Fleisch und Holz in der Nase hing. Akunosh ahnte bereits woher dieser Geruch kam. Er sollte recht behalten, die Gaststätte in der er, noch vor wenigen Stunden, die letzte Nacht verbracht hatte und beinahe einem Barbaren sein kleines aber feines Assassinenmesser ins Genick gestossen hätte, brannte lichterloh. Die Tür schien von außen verrammelt, genau so die Fenster und alle anderen Fluchtmöglichkeiten. Scheinbar war hier eine grössere Gruppe am Werk. Sie musste in der Lage sein, alle Öffnungen auf einmal zu verriegeln. Die Cimmerier sind nicht unbedingt ein feiges Volk, dachte er bei sich. Vielleicht ein bisschen leichtfertig, erst schlagen dann fragen, aber auf keinen Fall würden sie sich kampflos in eine Hütte sperren lassen um darin zu verbrennen. Die grobbusige Bedienung, an die er am Vorabend einen Gedanken gerichtet hatte, kam ihm in den Sinn, was für eine Verschwendung. Er hätte sie auf Zimmer bestellen sollen. Cortan sah betrübt aus, vermutlich machte ihm der Verlust seiner Clanleute zu schaffen. Akunosh hingegen war es egal. Er empfand nicht mehr Trauer als wenn er eine lästige Fliege auf seinem Arm zerdrückte. Jahrelanges Morden und Meucheln hatten ihn für Gefühle immun gemacht. Sein Geist war kalt und berechnend. Dadurch sah er das ganze als ihren Vorteil. Die unbekannten Angreifer töteten in ihrer scheinbar geistigen Unterlegenheit die Reittiere der Gasthausbesucher nicht. Sie trieben sie lediglich in den Wald. So kamen Akunosh und Cortan, ohne grosse Mühe und vor allem ohne Aufmerksamkeit zu erregen, an ihre Pferde. Die Pferde wurden immer langsamer. Ein Zeichen sich einen guten Platz zum Rasten zu suchen, fand Akunosh. Cortan war seiner Meinung und somit suchten die beiden, ein Stück weg von der Strasse im Wald, ein Lagerplatz für die Nacht. Auf die Vornehmlichkeit eines Feuers verzichteten sie bewusst. Nichts zog Gesindel mehr an als ein Feuer im Wald. Die Pferde banden sie unweit von ihrer Lagerstelle an einem Baum fest, welcher von Gras umwachsen war. Die Nacht war still, bis auf die typischen Waldgeräusche Hyboriens war nichts zu hören. Eine Zeit lang schien Cortan sich diese Geräuschkulisse anzuhören und über die Vorgänge vom Morgen zu sinnieren. Akunosh war es Recht, so wurde ihr Versteck nicht durch unnützes Sprechen verraten. Doch kaum hatte er den Gedanken zu Ende gebracht begann Cortan nun doch zu Sprechen. 'Sie wollten das Trigon, es sollte niemand erfahren dass sie hier waren. .’ sprach er, mehr zu sich als zu Akunosh. ' Ich hätte es schon lange von hier verschwinden lassen sollen. Als ich es damals mit Pantras in einer Höhle fand wussten wir nicht wie Wertvoll dieses Stück ist. Wir sprachen mit vielen weisen Menschen über unser Fundstück, doch keiner wusste woher oder wieso es hergestellt wurde. Wir suchten danach Käufer die sich für atlantische Artefakte interessierten, um es eben diesen für einen guten Preis zu verscherbeln. Leider fand sich nur einer der sich das Objekt ansehen wollte. Er erzählte uns viel über die atlantische Kultur und ihren Artefakte, dabei wollten wir nur dieses komische Dreieck loswerden. Er erklärte uns lange und ausführlich das dies das Symbol eines atlantischen Ordens gewesen sei welcher sich 'Das Trigonat' nannte. Der Orden schien vor vielen Jahren drei der unterschiedlichsten Gesinnungen in sich unterzubringen.' Drei unterschiedliche Gesinnungen, Stygien, Aquilonien und Cimmerien haben die grössten unterschiedlichsten Gesinnungen die es überhaupt gibt, schoss Akunosh durch den Kopf. Und noch nicht genug, bevor Pantras starb waren sie aus eben diesen Völkern zusammen vereint und kämpften für einander. Akunosh war verwirrt, der alte Cortan hatte ihn so lange an der Nase herumgeführt. Sein Ziel war es dieses Trigonat wieder zu errichten. ' Was bezweckst du damit?' fragte Akunosh scharf. Cortan grinste: 'Nun dämmert es dir grimmiger Freund. Ja, ich versuche einen ähnlichen Packt zu schliessen wie der des Trigonats im atlantischen Reich. Der Grund liegt auf der Hand, zu viele Kriege zwischen den Völkern Hyboriens sind im Gange. Es muss ihnen jemand zeigen dass wir uns Verbünden müssen um den grösseren Gefahren Herr zu werden als die Fragen welcher Gott mächtiger ist. Ansonsten wird uns das gleiche Schicksal widerfahren wie damals Atlantis.' Akunoshs Gedanken sprangen umher während er langsam eindöste. Die Nacht verging ohne die befürchteten Störungen durch wilde Tiere, Pikten oder sonstigem Gewürm. Akunosh war froh eine ruhige Nacht verbracht zu haben, auch Cortan schien sichtlich erholt durch die paar Stunden leichten Schlafes. Beide waren sie zu lange in Hyborien umhergereist als dass sie einen tiefen Schlaf hätten, schon gar nicht wenn sie wussten dass sie verfolgt werden. Die Sonne erschien noch nicht durch das Laubwerk der Bäume, Akunosh vermutete dass sie noch etwa eine Stunde Zeit hatten bevor die ersten Sonnenstrahlen durch das Geäst brachen. Der Morgen war klar und klirrend Kalt. Cortan schien die bissige Kälte gewohnt, oder er verbarg dass er genau so fror wie Akunosh. Des Stygiers Hände waren ganz taub. Das Metall seines Zaumzeugs fasste er nicht an, aus Angst daran festzufrieren. Er blies sich in die gehöhlte Handfläche um so das Blut in seinen Fingern wieder zum fliessen zu bringen, es schien aber nicht wirklich zu helfen. Auch das reiben der Handflächen gegeneinander brachte nicht die erhoffte Besserung. Mies gelaunt, durch die bittere Kälte an diesem Morgen, ritt Akunosh voraus am Weg entlang. Er wollte von dieser Eishölle so schnell wie möglich weg. Cortan folgte ihm mit zehn Pferdelängen Abstand. So konnten zumindest die nicht ganz intelligenten Pikten ein wenig überrascht werden, falls sie einen Angriff wagen sollten. Akunoshs linker Fuss schmerzte bei jeder Bewegung die sein Reittier machte. Er vermutete dass ihm wohl der einte oder andere Zeh abgefroren ist. Schon wieder verdammte er dieses eisige, cimmerische Hochland. Es wurde beinahe zur Gewohnheit sich über diese Land zu ärgern. Insgeheim hoffte er auf ein paar Banditen die sich ihm in den Weg stellen würden. Nur um ein paar Köpfe abzuschlagen und die Wut aus sich raus kämpfen. Die beiden Männer ritten, so schnell es die Wege zuliessen, gen Süden. Das Ziel war Khemi, die wichtigste Hafenstadt von Stygien, südlich grenzend an den Fluss Styx und westlich an den ‚Westlichen Ozean‘. Jedoch lag ein noch langer und vermutlicher schwieriger Ritt vor ihnen bevor sie die schwarze Stadt erreichen sollten. Glücklicherweise würden sie nicht durch die Rand Königreiche reiten, dort würde Akunosh auf mehr Feinde treffen als ihm lieb wären. Sie würden direkt nach Aquilonien hinein reiten und das Land von Norden nach Süden durchqueren. Dies war ihrer Meinung nach der sicherste und zugleich schnellste Weg nach Stygien. Doch auch dieser Weg würde sie durch Ländereien führen in denen ihnen nach dem Leben getrachtet wird. Argos und Shem, die beiden nördlichen Nachbarn Stygiens, mussten auch durchquert werden. Die beiden Nationen sind nicht unbedingt gut auf die Beschützer des Trigons zu sprechen. Fortsetzung folgt...
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