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| - Es war ein verregneter Tag, als die Unterlagen bei ihr eintrafen. Ihr Auftraggeber, ein wohlhabender Aquilonier, den sie bislang nie zu Gesicht bekommen hatte, schickte sie mit ihrer kleinen Truppe zu einem eigentlich recht einfachen Auftrag: Eine Gruppe Pikten hatte ihr Lager an einem strategisch wichtigen Punkt aufgeschlagen und drohte, das gemeine Volk anzugreifen und zu überfallen. Sie sollte die Verhandlungen übernehmen... und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten. Ihre Truppe bestand aus sieben weiteren Männern und Frauen, allesamt gute Kämpfer. Seit fast zehn Jahren erledigten sie gemeinsam Aufträge, die der Geheimhaltung unterlagen, Aufträge, von denen sonst niemand etwas wusste. Nur ein einziges Mal ist dabei jemand aus ihren eigenen Reihen gefallen, sie machten ihren Job gut und stellten keine Fragen. Nein, Söldner waren sie nicht, sie kämpften nicht für Geld. Sie kämpften für die Freiheit, für die Schwachen und das Volk, für ihr Land und aus tiefster Überzeugung. Sie erklärte ihren Mitstreitern, was zu tun war: Das Lager räumen. Zunächst wollten sie versuchen, die Pikten davon zu überzeugen, sich woanders niederzulassen. Sollten die Verhandlungen nicht fruchten, hieß es, sie zu vertreiben, notfalls mit Gewalt. Also machten sie sich auf den Weg. Der Boden war aufgeweicht und schlammig, der Matsch drang in die Stiefel und der Regen prasselte mit einem penetranten Klackern auf die Rüstungen, Schilde und Waffen. Der Weg war weit und beschwerlich, doch waren sie das längst gewohnt. Die Wege zum Feind waren niemals schön und gemütlich. Als sie endlich am Piktenlager ankamen, sahen sie ein paar Zelte, halb aufgebaute Hütten und eine ganze Schar von Pikten, Frauen, Männer und Kinder, die geschäftig ihrer Arbeit nachgingen. Einen Moment lang beobachteten sie das Treiben, noch waren sie unbemerkt geblieben, und überlegten sich ein strategisch sinnvolles Vorgehen. Minuten später ging Kevyn geradewegs auf das Lager zu, die anderen folgten ihr mit ein wenig Abstand. Als der erste Pikte sie bemerke, ein kleiner Junge war es, schrie er sogleich die Nachricht über die ankommenden Fremden durch den Regen. Sofort war das Lager in Alarmstellung, die Frauen und Kinder zogen sich zurück und die Männer griffen nach ihren Waffen, Äxte, Speere und Bögen, um einen Angriff abwehren zu können. Kevyn ließ sich nicht beirren, ging einfach weiter und ließ Schild und Axt stecken. Die Pikten zögerten. "Hier unser Dorf. Du gehen!" stellte sich ihr einer entgegen. "Ich möchte mit eurem Häuptling sprechen." entgegnete sie freundlich aber direkt. Der Pikte beratschlagte sich anscheinend mit zwei seiner Kameraden, einer von ihnen verschwand in einem größeren Zelt und kam kurz darauf wieder. "Häuptling erwarten dir." sagte er zu Kevyn. "Nur dir." Bevor sie das Zelt betrat, legte sie ihre Waffen ab. Alle bis auf die kleine Axt, die sie versteckt bei sich trug. Der Piktenhäuptling wollte das Dorf nicht aufgeben. Er erzählte ihr, dass er selbst mit einem aquilonischen Offizier verhandelt habe und die Erlaubnis bekam, sich hier niederzulassen. Kevyn erklärte ihm ihren Auftrag. "Erst sagen ja, dann sagen nein. Wenn wollen kämpfen, warum nicht sagen?" - "Wir wollen nicht gegen euch kämpfen." sagte sie ruhig. "Wir helfen euch sogar, euer Dorf umzusiedeln. Aber wenn ihr euch weigert, werden wir vor einem Kampf nicht zurückschrecken." Der Häuptling nickte und ließ sie von seinen Wachen aus dem Zelt geleiten. Einige Zeit später kam er heraus. Kevyn und ihre Begleiter standen im Regen, der immer stärker zu werden schien, am Rande des Dorfes und wurden von einigen bewaffneten Pikten umringt. "Wir nicht gehen!" rief er, "Wir kämpfen!" Kevyn zog ihre Waffe, auch die anderen ihrer Truppe machten sich kampfbereit. Als die erste Piktenaxt auf sie zuraste, begann ein blutiges Massaker. Pikten mochten stolz und verbissen sein, aber ihre Kämpfe waren dermaßen unkoordiniert, dass sie nicht als Einheit, sondern als Einzelne kämpften und keine wirkliche Chance gegen Kevyn's eingespielte Truppe hatten. Bis sein letzter Mann gefallen war, stand der Häuptling da und beschwor irgendwelche Waldgeister, versuchte das schlimmste zu verhindern und den Kampf doch noch zu gewinnen. Dann war nurnoch er übrig, er und die Frauen und Kinder seines Stammes. "Wir nicht gehen." sagte er stolz, auch wenn man hören konnte, dass er sein Ende bereits kommen sah. "Seid vernünftig," entgegnete Kevyn, "es wurde genug Blut vergossen." Er hob seine Axt und noch bevor er ausgeholt hatte, schlug Kevyn ihm mit einem gezielten Hieb den Kopf ab. Eine kleine rote Fontäne spritzte aus seinem Hals, als er zu Boden sackte. Die Frauen und Kinder schauten ängstlich aus ihren Zelten, einige hatten Tränen in den Augen, doch liefen sie nicht weg sondern harrten der Dinge, die da kamen. Kevyn ging auf sie zu, gefolgt von ihren sieben Begleitern. "Geht." sagte sie, "Bitte, geht einfach." Sie antworteten nicht und blieben, wo sie waren. Der Regen ließ langsam nach. Hinter sich hörten sie ein paar Pferde, kurz darauf sahen sie die Reiter, die mit glänzenden Rüstungen auf sie zukamen. Aquilonier, soviel konnten sie schon von weitem erkennen. "Heil Conan!" begrüßte sie der Anführer der Reiter und stieg ab. Die anderen, es mussten etwa zwanzig an der Zahl sein, taten es ihm gleich. "Wer seid ihr?" fragte Kevyn. Der Reiter antwortete nicht sondern sah zu den Pikten. "Warum lebt das Pack noch?" fragte er mit einem arroganten Unterton. Ohne eine Antwort abzuwarten, gab er seinen Männern ein Zeichen und sie begannen, die wehrlosen, piktischen Frauen und Kinder der Reihe nach abzuschlachten, bis niemand mehr lebte. "Wer seid ihr?" fragte Kevyn abermals, diesmal sehr ernst. "Das tut nichts zur Sache. Unser Auftraggeber ist der Eure. Ihr müsst Kommandantin Kevyn sein, nicht wahr?" Kevyn musterte den Mann. Eine aquilonische Rüstung trug er und auch die Gesichtszüge zeigten, dass er Aquilonier war, aber sie fand kein Zeichen, welcher Gemeinschaft er zugehörte oder wer sein Auftraggeber sein könnte. "Das tut nichts zur Sache." antwortete sie trotzig, "Was wollt Ihr?" "Unser Auftraggeber meint, Ihr wisst zuviel. Ihr und eure Truppe." Er warf ihnen einen verächtlichen Blick zu. "Mein Auftraggeber" antwortete Kevyn stolz, "weiß ob meiner Loyalität und der meiner Truppe. Es gibt keinen Grund, jemanden zu schicken um nich daran zu erinnern." - "Ich bin nicht hier um Euch zu erinnern." sagte der Reiter und griff nach seinem Schwert. Kevyn zögerte nicht und zog sogleich ihre Axt, ein ungleicher Kampf entbrannte. Sie schlugen sich gut, mindestens die Hälfte der Reiter verlor hier ihr Leben und einige kehrten schwer verwundet zurück. Kevyn's Truppe hingegen, die sich in starker Unterzahl befand, eben erst einen aufmürbenden Kampf hinter sich hatten und auch bei weitem nicht mit dermaßen guten Rüstungen ausgestattet waren, unterlagen der aquilonischen Reiterstaffel. Einer nach dem anderen ging zu Boden und hauchte seinen letzten Lebensfunken in den Schlamm, auch Kevyn lag im Dreck und rührte sich nicht mehr. Einige Zeit später, die Reiter waren wieder verschwunden, erlangte sie das Bewusstsein wieder. Die Wunden an ihrem Körper brannten als hätte jemand Rum darüber gekippt, Blut quoll aus ihrem Schädel, einige ihrer Knochen waren gebrochen und knirschten leise, als sie sich schmerzhaft aufrichtete. Sie machte sich auf den Weg zu einem Arzt, der sie versorgte und verbrachte ein paar Tage in einem seiner Krankenzimmer. Etwa eineinhalb Wochen später bekam sie eine Audienz beim König. Sie schilderte ihm, was geschehen war. Der König war bereits darüber informiert, dass die Pikten dort ein Lager aufbauen wollten und auch darüber, dass seine Offiziere es vorerst erlaubt hatten, um die Konflikte nicht unnötig anzuheizen. Er glaubte Kevyn kein Wort von dem, was sie über die Reiter erzählte, brachte ihr gar Verachtung entgegen, weil sie den Konflikt mit ihrem Einsatz geschürt habe und drohte ihr an, sie an den Pranger zu stellen, wenn sie ihm nicht gleich aus den Augen ginge. Enttäuschung und Wut keimten auf. Je länger sie über das Geschehene nachdachte, desto verbitterter wurde sie. Sie wollte ihren Auftraggeber dafür zur Rechenschaft ziehen, ihm den Bauch aufschneiden und ihn langsam ausbluten lassen, ihn und seine Kompagnons. Irgendwann würde sie schon herausfinden, wer er war, und dann könnte sie niemand mehr zurückhalten. Kein König, keine Wachen und keine aquilonischen Reiter. Also machte sie sich auf die Suche nach einer Spur, einem Hinweis. Und solange sie suchte, wollte sie trainieren. Seither kämpft sie für ihr Land, für Leute, die ihre Ansichten vertreten, tötet jeden, der sich ihr in den Weg stellt. Ihr hilft das, mit ihrer Wut fertig zu werden, doch muss sich jeder Südländer in Acht nehmen. Denn das Vertrauen gegenüber allem, was aus dem Süden kommt, wurde zersplittert und ist nur sehr schwer wieder aufzubauen. Kategorie:Charaktere
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