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| - Der Tag nach Jule ist immer ein ganz besonderer. Der schwere Duft des gestrigen Festes hängt in der Luft, hier und da liegen noch die Schleifen der Geschenke auf dem Teppich, leere Sektgläser stehen herum und alles strahlt diese zufriedene Ruhe aus, auf die man sich in der Adventzeit so gefreut hatte. "Der Jule-Topf war gestern auch besonders gut" lobte Jackie das Festmahl das es am Vortag gegeben hatte. Präsident Kennedy. sass in seinem Sessel und sinnierte. "Nicht wahr?" hakte Jackie nach. "In den Juletopf gehören drei Sorten Fleisch; Rind, Pferd und Schwein. Unseren armen Zuchtbullen, der sich im Herbst den Kopf im Gartentor eingeklemmt hatte, habe ich wohl herausgeschmeckt, das Pferd auch. Aber ich erinnere mich nicht an das Schwein." sagte John F. "Ich verstehe nicht ganz" "Das Schweinefleisch! Die Sau! ich hatte keines!" insistierte Kennedy. Jackie schaute ihren Gatten etwas verdattert an. "Der Topf war gut durchmischt, natürlich hast Du was abbekommen, wie wir alle" versicherte sie. "Defintiv nicht. Du! Hast Du das Schweinefleisch gestern bemerkt?" fragte John F. Theo, der gearde hereinkam. "Bitte?" "Die Sau! War da Schweinefleisch in Deinem Teller?" "Ich denke schon..." "Du denkst?" "Ja, mein Bester, ich denke, stell Dir mal vor!" "So war's nicht gemeint. Bist Du denn sicher? Wegen dem Schweinefleisch, meine ich." "John, Du wirst uns hier doch nicht die amerikanensische Antwort auf das peinlichste Märchen aller Zeiten liefern. Also bitte, das wäre definitiv unter Deinem Niveau." "Bäh, natürlich nicht! Darf man jetzt noch nicht mal mehr etwas nachfragen?!" entgegnete der Präsident scharf. "Du fragst nicht, Du machst uns gerade eine Szene" stellte Theo trocken fest. "ICH? Eine Szene? Ich habe nur gefragt! " Jackie verdehte die Augen: "Du hast genervt und tust es noch und das ganz gewaltig!" "Seit wann ist interessiertes Nachforschen Nerven? Ich habe lediglich die Feststellung getroffen, kein Schweinefleisch abbekommen zu haben und dezent versucht, die Gründe dafür zu erörten. Und ihr tut so, als wäre das ein Verbrechen!" framed|left Theo atmete tief durch. Er nahm sich zusammen und beschloss, das Ganze pragmatisch anzugehen. "Mensch, John. Wenn es Dir so verdammt wichtig ist, dann geh doch einfach in die Küche und frag Seita, unseren Koch. Der wird wohl wissen, was er in den Juletopf geschmissen hat. So ein kleinkarrierter Kuhdung, aber auch!" "Zu kleinkarriert!" ging Jackie dazwischen und packte John, der gerade aufstehen und richtung Küche stiefeln wollte: "Ich glaube bei Euch beiden hackts! Wenn Seita später in seiner Feizeit rumerzählt dass der Präsident, der als grosszügiger, würdevoller Herrscher gilt, in Wirklichkeit ein gestörter Spinner ist, der sich nicht zu schade ist persönlich in der Küche aufzutauchen um nach beknacktem Saufleisch zu fahnden, dann ist das Dein politischer Untergang!" "Hast Du mich gerade gestörter Spinner genannt, Weib?!" fauchte John. "Sie hats nicht so gemeint" versuchte Theo zu deeskalieren. "Ich hab's so gemeint. Wenn Du DAS machst, dann HAST Du einen an der Klatsche!" Ehe John F. antworten konnte, klopfte es an der Türe. Theo eilte sofort hin, um selbige zu öffnen, erschien ihm das Anklopfen doch wie der rettende Gong in einer Box-Runde. Vor ihm stand Seita der Koch. In seiner Begleitung war ein junges Mädchen, welches mit rotem Kopf auf den Boden starrte. "Ich bitte um Vergebung, wenn ich störe" entschuldigte sich Seita um dann mit strenger Mine auf das Mädchen zu zeigen: "Diese junge Dame hier hat Ihnen was zu beichten!" "Kann das nicht warten" antwortete JFK missgelaunt. "Nein, wir hören wir sie uns jetzt an!" befand Theo. "Na los, sag was Du getan hast!" befahl Seita. "Wer bist Du überhaupt" fragte Jackie das Mädchen. "Miryam, Küchen-Azubine" antwortete die Kleine. "Sprich lauter" tadelte Seita. "Ich...ich sollte doch gestern das Fleisch für den Juletopf schneiden" begann Miryam ihre Beichte. "Und?" Das Interesse des Präsidenten war nun offensichtlich geweckt. "Ich habe Scheisse gebaut, ich... "Sag nicht dauernd Scheisse, schon gar nicht in der Gegenwart des Präsidenten" unterbrach Seita. "Ich hab Mist gebaut. Ein Ei gelegt. Einen Bock geschossen. Als ich gerade an der Rinderhälfte gearbeitet habe, ist mir die Laterne runtergefallen und voll auf das Rind geknallt. Sie verstehen?" "Du hast das Rind flambiert?" fragte John F. ungläubig. "Ne, die Flamme ist beim Aufprall erloschen, aber das Petroleum ist ausgetreten und hat die ganze Hälfte eingesaut. Naja, das Fleisch war natürlich voll am Arsch. Neues besorgen ging auch nicht, denn gestern waren ja alle Läden dicht. Die Kacke war am dampfen, da habe ich halt improvisiert: ich nahm also die erlegte Wildsau, schnitt mehr avon ab als vorgesehen um das Rind zu ersetzen und kochte das Schweinefleisch erst mal in Rinderbrühe, damit's halt wie Rind schmeckt. Naja, weil wir ja sowohl Rind als auch Schweinefleisch eher selten essen, wird's nicht auffallen - habe ich mir jedenfalls gedacht." "Denken war bei Dir schon immer eine riskante Angelegenheit" knurrte Seita. "Also, nur damit ich das richtig verstehe" sagte Jackie "In dem Topf waren demzufolge einfach nur Pferd und Schweinefleisch." "Ja, genau. Als Rind getarntes Schweinfeleisch, sie wissen schon, wegen der Brühe." "Sehr interessant, mein Kind, aber eines würde mich noch interessieren" sprach John F, nun plötzlich ganz gelassen: "Warum hast Du es nicht so gemacht, dass Du nur einen Teil des Schweinefleisches in der Rindertunke gekocht hast und den anderen nicht, um die Illusion eines drei-Fleisch Topfes zu erhalten?" "Ich habs in der Aufregung vergessen." "Du bist sogar zu blöd zum faken, das ist es!" warf Seita ein. "Mister President! Ich bitte gnädgst darum, die angemessene Strafe für diese kleine, hohle Nuss auszusprechen. Schliesslich hat sie Ihren Juletopf verdorben." John F. stand auf und warf sich in eine ganz und gar staatsmännische Pose. "Mitnichten, der Topf schmeckte ganz ausgezeichnt. Und das allein zählt doch, oder? Es ist nicht die Aufgabe von Präsidenten sich Strafen für Küchenazubis auszudenken. Übernehmen Sie das, Seita, wobei ich um Milde bitte, zumal der Schaden minimal war." Seita verabschiedete sich und zog mit der sichtlich erleichterten Miryam davon. "Soso, der Schaden war also minimal" grinste Jackie. "Gut dass wir das jetzt auch wissen" doppelte Theo nach. John liess sich in den Sessel sinken und schaute sich ungläubig um. "Kann es sein, dass wir gerade einen klassischen Feiertagskrach in der Familie hatten?" "Sieht so aus." bejahte Jackie. "Nein, wie ordinär! Dass MIR sowas passieren konnte." "Das liegt vermutlich an dem Zuviel des Guten der Festtage. Wie heisst es so schön, nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen." philosophierte Theo. John F. war froh über die Milde seiner Gatten. Ihm war längst bewusst geworden, dass er sich nicht gerade souverän aufgeführt hatte und nahm sich vor, die verbleibenden Festtage lammfrom zu bleiben.
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