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| - So höret denn die Geschichte vom ersten Treffen der Gnome mit uns Zwergen, wie es die alten Überlieferungen berichten. Für ein Lied hat es leider nicht gereicht. Das Wissen über das erste Erscheinen der Gnome ist im Dunkel der Jahrhunderte verloren gegangen. Und fragt man einen beliebigen Gnom, so erhält man eine stundenlange Antwort, welche so weit vom Thema abschweift, dass man es auf die allgemeine Mitteilungsfreude unserer Verwandten zurückführen könnte. Aber da dies bei jedem Gnom sehr auffällig geschieht wenn es um dieses Thema geht, ist bei vielen meines Volkes der Verdacht aufgekommen, dass den Gnomen etwas dabei peinlich ist. Wir fanden es bald nicht weiter schicklich zu fragen, ob es sich wirklich um einen peinlichen Vorfall handelt, oder das Peinliche einfach die Tatsache ist, dass sie als einziges Volk der Allianz ihren Ursprung vergessen haben. Und manch einer fragt nicht mehr, weil man selbst als Zwerg soviel Alkohol gar nicht trinken kann, welcher die Länge der Vorträge und ihren verworrenen Gang erträglich macht. Da dies nun also bis in alle Ewigkeit ungeklärt bleiben wird, bleibt nur auf die 2.Merkwürdigkeit in der Geschichte der Gnome hinzuweisen, welche uns bekannt ist. Bei der ersten handelt es sich darum, dass ein sich Erbag nennender Gnom vor über 800 Jahren in den Kreis der Kirin Tor aufgenommen wurde. Später gehörte er dem Rat von Tirisfal an, wie man aus den Archiven entnehmen kann. Über seine Herkunft und die seines Volkes ist dort nichts bekannt, aber es ist eine Auszeichnung, dass er diesen Kreisen angehörte. Vom Charakter her entsprach er wohl schon dem heutigen Bild, welches wir von Gnomen haben: Sehr Mitteilungsfreudig und äußerst sprunghaft, wenn nicht sogar ungeduldig. Dann verschwindet für die nächsten 600 Jahre jeder Hinweis auf sein Volk, bis zu einer denkwürdigen Begegnung eines meiner Wildhammervettern in den Wäldern im heute unzugänglichen Northeron. Laut Überlieferung handelte es sich um einen Zwerg namens Polgar Wildhammer, ein erfahrener Windreitermeister, welcher auf der Suche nach neuen, wilden Greifen die Wälder durchstreifte. Er drang dabei in weithin unbekanntes Gebiet vor, als ihm ein Geräusch zu Ohren kam, welches immer mehr anschwoll, je näher er der Quelle kam. Es soll sich dabei um ein Brausen und Schnaufen wie von einem verschnupften Drachen gehandelt haben, weshalb Polgar seinen Bogen bereit machte und vorsichtig von Baum zu Baum schlich. Aber auf das, was ihm dann geschah, war der gute Vetter wohl nicht vorbereitet. Er wollte gerade einen Baum umrunden, als er über etwas Quiekendes stolperte, was entfernt an ein Zwergenkind mit lila Haaren erinnerte. Dabei stieß er sich den Kopf an einer Wurzel und guckte benommen in ein kleines Gesicht, welches einen großen Schraubenzieher in der Hand hielt und damit vor der Nase Polgars herumfuchtelte. Erst nach und nach wurde ihm gewahr, dass er die Worte verstand, welche da auf ihn einprasselten, sie wurden nur einfach in einer unglaublichen Geschwindigkeit gesprochen. Er richtete sich schwankend auf und der erste Satz, den er gemäß der Überlieferung vollständig verstand, lautete: „Seidihrabergroß.“ Polgar spürte, dass sich auf seiner Stirn ein riesiges Horn bildete. Auch die kleine Person, eine Frau oder ein Mädchen, wie er erkannte, schien dies bemerkt zu haben, denn sie zeigte mit dem Schraubenzieher auf eine Stelle an Polgars Stirn, welche sich mit dem Schmerzzentrum deckte. Wieder folgte ein Redeschwall: „Bittefolgemirinmeindorfdortwirdsichunsermedicusumdichkümmern.“ Polgar bückte sich, um seinen Bogen aufzuheben und die verstreut herumliegenden Pfeile einzusammeln und sagte: “Bitte, redet langsamer, ich verstehe Euch kaum.“ Die kleine Frau schaute ihn an und wiederholte langsam den Satz. „Euer Dorf?“, fragte Polgar verstört, „es gibt noch mehr wie Euch?“ Dem Redeschwall, welcher nun folgte konnte der arme, geplagte Zwerg nur entnehmen, dass es sich wohl um eine sehr umfangreiche Aufzählungen sämtlicher Verwandter der „Kindzwergin“ handelte. Außerdem hatte er Mühe, Ihr durch den Wald zu folgen, denn sie winkte ihm beim Reden zu und verschwand wie der Blitz im Unterholz. Bald schon konnte er nur noch undeutlich Ihrer Stimme folgen, denn auch das Brausen und Schnaufen wurde immer lauter. Total verwirrt trat Polgar urplötzlich auf eine Lichtung hinaus, welche von zahlreichen Zelten mit unzähligen „Kinderzwergen“, die darum herum wuselten, bevölkert war. Und in der Mitte der Lichtung ragte eine riesige metallene Maschine in den Himmel, etwa viermal so hoch wie ein durchschnittlicher Zwerg, ein Vogel auf zwei Beinen, unterdessen auf angelehnten Leitern weitere „Kinderzwerge“ rauf und runter schossen, in ihm verschwanden und wieder an anderer Stelle auftauchten. Aus dem Hinterteil der Maschine drang der Grund für den Lärm mit viel Getöse und weißem Rauch, welcher sich zu dem dunkleren von unzähligen Essen gesellte. Dabei überdeckte er das Klopfen von Hämmern auf Ambosse, wo sehr muskulöse „Kinderzwerge“ beiderlei Geschlechts Metall bearbeiteten. Ich bitte die anwesenden Gnome vielmals um entschuldigen, aber da Polgar noch nie einen Gnom gesehen hatte, fiel ihm als Beschreibung nur der Begriff „Kinderzwerge“ ein. Polgars Führerin diskutierte in der Zwischenzeit wild mit den Armen fuchtelnd mit einem älteren, kleinen Herrn, der eine Lederschürze trug und auf einem Podest an einem Arbeitstisch saß. Dabei zeigte sie immer wieder auf Polgar. Der ältere Herr nickte und ging zu einem Mast, an welchem sich oben etwas Muschelförmiges befand. Polgar erkannte, dass er irgendeine Vorrichtung bediente, als plötzlich ein langgezogenes Heulen aus der Muschel erklang, wie von einem riesigen Wolf, und dabei jeglichen Lärm auf der Lichtung noch übertraf. Polgar hielt sich vor Schreck die Ohren zu und schloss die Augen. Und als er Augen und Ohren wieder öffnete hatte der Lärm aufgehört und eine wimmelnde Masse an „Kinderzwergen“ hatte ihn umzingelt. Sie starrten mit riesigen, erstaunten Augen zu ihm auf, aber sie bleiben wohl den längsten Moment in Ihrer ganzen Geschichte stumm. Dann drückte sich der ältere Herr durch die Masse, mit der „Kinderzwergin“ im Schlepptau. Er stellte sich auf einen Eimer und schaute dem Zwerg forsch in die Augen. Sichtlich bemüht sagte er langsam: „Herzlich willkommen in unserem Arbeitscamp, Herr.“ Ein wahrer Orkan brandete los, als alle „Kinderzwerge“ gleichzeitig „Guten Tag“ riefen. Vollkommen verunsichert stammelte der Zwerg „Wer seid Ihr?“ Was jetzt folgte war wohl eine Diskussion, welche die ganze Gemeinschaft miteinander in einem Tempo und einer Lautstärke führte, dass der arme Wildhammer in den Wald geflohen wäre, hätten nicht hinter ihm auch „Kinderzwerge“ gestanden. Laut Überlieferung hoben auf eine Aufforderung des alten Herren auf dem Eimer fast alle Gnome jeweils einen Arm, er drehte sich um und sprach die feierlichen, sehr langsamen Worte zu Polgar: „Wir sind Gnome.“ Dann brandete Beifall los, mehrere Sachen flogen knallend in die Luft und Polgar wurde zwischen die Zelte gezogen, wo eine spontane Feier startete. Er blieb noch einige Tage, seine Stirn wurde behandelt, er lernte einige weitere Merkwürdigkeiten wie riesige metallische Hühner kennen und erhielt als Abschiedsgeschenk eine Armbrust mit Geschossen, welche durch Schwarzpulver angetrieben wurden. Aber der Kontakt der Wildhämmer und der Gnome blieb bestehen und bald schon zogen die kleinen Kerle in die Nähe des Nistgipfels und von dort nach Dun Morogh, wo sie Gnomeregan errichteten. Und so kam schließlich die Allianz zu einem ihrer wichtigsten Völker. Der arme Polgar soll sich jedoch von dem Kulturschock nie mehr wirklich erholt haben. Kategorie:Geschichten
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