rdfs:comment
| - thumb|300px|Cenndirai in ihrer HeimatEs war trotz des Baumschattens, den die Fichten am Waldrand warfen, warm, fast sehr warm im Gras der Weide. Gelegentlich spendete jedoch der Wind eine Kühle, die einen langen, angenehmen Aufenthalt verhieß. Cenndirai lag der Länge nach da, alle Glieder von sich gestreckt, das rote Haar grünen Frühlingsgras, und verfolgte mußevoll den Lauf der wenigen Quellwolken am Himmel. Ein verträumter Seufzer entfuhr ihr. Sie nahm Börgelkatts Aufforderung zu Wachsamkeit – mal wieder – nicht ganz so ernst:
|
abstract
| - thumb|300px|Cenndirai in ihrer HeimatEs war trotz des Baumschattens, den die Fichten am Waldrand warfen, warm, fast sehr warm im Gras der Weide. Gelegentlich spendete jedoch der Wind eine Kühle, die einen langen, angenehmen Aufenthalt verhieß. Cenndirai lag der Länge nach da, alle Glieder von sich gestreckt, das rote Haar grünen Frühlingsgras, und verfolgte mußevoll den Lauf der wenigen Quellwolken am Himmel. Ein verträumter Seufzer entfuhr ihr. Sie nahm Börgelkatts Aufforderung zu Wachsamkeit – mal wieder – nicht ganz so ernst: Da oben am Feldweg hatte sich schon seit einer Stunde nichts getan, der lahme Ochsenkarren ließ auf sich warten. Gelangweilt winkelte sie den Arm an, um möglichst ohne Anstrengung den kleinen Weinkrug in Mundnähe zu bringen. Es gelang ihr mehr schlecht als recht einen Schluck vom Roten zu trinken, ohne den Kopf dabei heben zu müssen. Der Rest lief ihre Wange hinunter. Es war ihr nie zuvor so gut gegangen. Sie hatte alles, was sie brauchte, und mehr. Seit sie die Haderlumpen kennen gelernt hatte, hatte sie den nötigen Mut erworben, sich dies alles einfach zu nehmen. Sie vermisste nur ein wenig ihre Schwester, die diese Freiheit aus Gewissenbissen aufgegeben hatte. Das verstand Cenndirai nicht. Um nichts in der Welt wollte sie dieses abenteuerliche Dasein aufgeben. Und wenn man sich mal anschaute, wen sie eigentlich immer beraubten, so brauchte man kaum ein schlechtes Gewissen zu haben: Das waren meistens doch fette Händler oder Ritter, die sich für was ganz Besonderes hielten. Oder Schwächlinge, die ohnehin in der Welt da draußen irgendwann gefressen worden wären. Und dann waren da noch Bauern, die so viel Land hatten, dass 10 Familien davon leben könnten, wenn sie nicht fast alles an ihren Lehnsherrn abgäben. Diese feigen, freiwilligen Unfreien hatten kein Mitleid verdient. Cenndirai hingegen lebte jetzt für den Tag, und das hatte ihr die besten Tage seit Langem beschert. Sie schloss die Augen und lauschte den Geräuschen des Waldes und des Feldes. Zuverlässig war er ja nicht, der Bursche vom Hof, der ihnen Ort und Zeit verraten hatte, zu denen sie seinen Bruder überfallen konnten. Aber fesch sah er aus. Sie würde ihn heute Abend wohl noch einmal besuchen. Ein entzücktes Grinsen legte sich auf ihre Züge. Von feldaufwärts drang das Rollen schwerer Karrenräder an ihr Ohr. Kategorie:Charaktere
|