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| - Zu Beginn war die Zwietracht noch gering, jenseits des Horizonts der meisten Einwohner des Bryyo. Doch sie schritt voran, allmählich und doch unaufhaltsam wie der Sonnenaufgang. Die Diplomatie wich der Gewalt und der Krieg erfasste unsere Welt. Die Lehrmeister wandten sich von der Forschung hin zur Zerstörung und stürzten die Primären in Grauen ungeahnten Ausmaßes. Im Gegenzug wandten sich die Primären den dunkelsten ihrer altertümlichen Kräfte zu und verfluchten uns Lehrmeister mitsamt all jenen, die im Dienste unserer Sache standen. Stellare Gefährten versuchten verzweifelt, den Konflikt zu schlichten, doch vergebens. Die Kriegsmeute war nicht aufzuhalten.
- In der Vergessenheit des Exils zu einer mythischen Figur geworden, arbeitete ich als letzer Lehrmeister ohne Unterlass, mich um meiner Welt Willen zu schützen. So ersann ich Zauber und Maschinen, um Leben in die Ödländer zurückzubringen. Schließlich stieß ich auf eine neue Quelle der Energie, das Brenngel. Ich leiste einen Schwur, die Verherungen, welche Lehre wie Krieg dem Bryyo zugefügt hatten, zu tilgen. Noch während ich mich mühte, drifteten die Primären in die Barbarei ab. Des Feindbildes der Lehrmeister beraubt, fielen sie einander selbst an, Stamm um Stamm. Von Magie verlassen verrohten sie, bis sie schließlich den räuberischen Bestien der Wildnis gleichkamen.
- Die Zeit schreitet allmählich voran und mit ihr vergreiste ich. Selbst die vereinten Kräfte von Magie und Wissenschaft konnten dem Tod nicht ewig trotzen. Zum Fortbestande des Bryyo bedurfte es eines Nachkömmlings. Doch die Suche war beschwerlich, da die meisten Bewohner des Bryyo mich als Monstrum betrachteten. Die Zeit verstrich schnell, während ich suchte, und keiner meiner Anstrengungen war Erfolg beschieden. Es schien wie eine Laune des Zufalls, als ich schließlich eine junge Primäre, wie sie das Ödland durchstreifte, auflesen und retten konnte. Und doch war es Schicksal. Als Prophetin suchte sie rastlos nach dem letzten Lehrmeister, um von ihren Visionen zu berichten. Ihre Träume kündeten von einem Tod, der den Bryyo von den Sternen ereilen würde. Und ihre Vision barg den Appel, ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren. Mittels ihrer Kunde begann ich, die existierende, rettende Maschinerie zu rüsten, um den Bryyo vor dieser finalen Katastrophe zu bewahren.
- Schauet auf die Vergangenheit und damit auf die Friedenszeit des Bryyo. Erblicket das goldene Zeitalter, als unsere Welt ein Paradies ohne gleichen war. Lauschet den Freudengesängen, welche die Straßen der Köngissstadt erfüllen, während das Volk der Ankunft Bryyus des Ersten huldigt, unserem Befreier. Betrachtet, wie unsere ersten Schiffe an jenem Tag zu den Sternen aufsteigen und erlebt den Aufstieg der Lehre und schließlich eines neuen Bryyo. Sehet all dies und erkennt den Beginn unseres Niedergangs.
- Die Schiffe des Bryyo stürmten zu den Sternen, in alle Winkel und trugen das Banner des Friedens hinaus. Alsbald fanden wir stellare Brüder in den Chozo, den Luminoth und den Ylla. Von den Sternen gelangte Wissen zum Bryyo und im Austausch gaben wir unsere Weisheiten mit Freude an unsere neuen Freunde weiter. Die Herzen vom Bryyo waren von Stolz erfüllt und sie huldigten den Lehrmeistern für all die Wunder, die wir ihnen eröffneten. Als die Zeit des Neuen Bryyo heranbrach, verblasste das Bild der Alten Pfade. Die Freudenschreie jener, welche die Lehre verehrten überdeckten die aufgebrachten Klagen derer, die den Alten Pfaden nachtrauerten, den Primären Traditionen.
- Indes die Anhängerschaft der Primären Traditionen fern der Realität ihrem Sieg fröhnte, scharte sich eine Reihe von Lehrmeistern in einem verborgenen Heiligtum zusammen. Es begab sich dort, dass wir unserer Narrheit besannen und bitter bereuten, die Mahnung der Chozo ignoriert zu haben. Wir wurden uns der Torheit bewusst, die Pfade der Lehre blind beschritten zu haben -- und des Zerfalls des gesamten Bryyo. Die Verheerung der Kämpfe überzog den Planten, würde schon bald die verbleibenden fruchtbaren Ebenen versengen und nichts als Asche zurücklassen. Sich selbst verlöre der Bryyo seine knappen, unversehrten Böden und Wässer. Noch einmal mussten sich unsere großen Denker einer gewaltigen Aufgabe annehmen... der Rettung des Planten. Während unsere Feinde die Länder nach uns durchkämmten, erschufen wir Lehrmeister unsere letzte Maschinerie und sandten sie gen Himmel.
- Schließlich genügten die Wunder der Lehre jenen nicht, die in ihren Herzen die Primären Traditionen bewahrten. Die Mahnungen der Chozo -- den Ausgleich zwischen Alten und Neuen Wegen zu suchen -- wurden von uns Lehrmeistern nicht erhört. Wir stießen voran, ungeachtet des Zornes in den Herzen der Primären. Die Zeit kam, da Sfimas, Oberster Lehrmeister, die Primären und ihre Traditionen im Zentrum der Königsstadt öffentlich denunzierte. Dies war die Flamme, die den ausgedörrten Busch entzündete. Das Zeitalter der Lehre endete und musste dem Schisma weichen.
- Die Primären ersannen neue Zauber, um ihre Krieger zu schützen und entsandten sie in die lodernden Ödländer, um dort die versteckten Lehrmeister niederzustrecken. Unsere Bemühungen, Konflikte zu vermeiden konnten viele Lehrmeister nicht davor bewahren, von den Kriegsbanden der Primären aufgespührt zu werden und ihr Ende zu finden. Schließlich blieb ich als letzer Lehrmeister zurück. Zu meinem Schutze folgte ich letztlich der Weiseheit, welche uns einst die Chozo eröffneten. Ich verband die Wege des Neuen -- der Lehre -- mit jenen der Alten -- der Magie. Ich erschuf mächtige Mogenars aus Felsgestein und postierte sie vor den Mauern meines Heims, auf dass sie mich stumm vor meinen Feinden bewahren würden.
- Erblicket nun die Zeit des Kampfes, Stamm gegen Stamm. Schauet, wie arkane Albträume und das Höllenfeuer der Lehre alles Lebendige vom fruchtbaren Land hinwegfegen. Sehet, wie die steinernen Mogenarkolosse in die Schlacht ziehen und ihre Schläge das Land vewüsten. Vernehmet den nicht verstummenden Aufschrei des Planeten, der vom finstersten Krieg verzehrt wird. Wie Schlachten schier endlos andauern und welcher Mittel es bedarf, die Gier der Kriegsbestie zu stillen. Der Bryyo selbst war zum Kriegsopfer geworden, die Luft geschwärzt vom dichten Rauch der Schlachten, die Erde vollgesogen mit ruinösen Kampfstoffen. Unheil um Unheil brach über das Volk des Bryyo herein, bis eine Welt, die einst bekannt führ ihre Wunder nur noch eine zerfurchte Hülse inmitten der Sterne war. Nur eine kleine Region bleib bewohnbar, und dorthin begaben sich die Überlebenden. Doch sie nahmen den Krieg mit sich.
- Die große Maschinerie der Lehrmeister leiste einen tadellosen Dienst. Sie befreite Luft und Boden von Gift und Verseuchung, bewahrte so das verbleibene, fruchtbare Land des Bryyo. Und doch war der Planet für immer gezeichnet, eine Seite ewig der Sonnenglut ausgesetzt, die andere im eisigen Griff der Finsternis. Der Aufstieg der Maschinerie kündete den Feinden vergangener Tage von der verborgenen Enklave der Lehrmeister. Als die Lichter der giftfressenden Apparaturen am Himmel erstrahlten, loderte der alte Hass in den Herzen der Primären erneut auf. Eine neue Attacke fürchtend, schickten sie ihre Krieger aus, um die verhassten Rivalen zu richten. Nun waren wir dem Untergang geweiht.
- Wir, die Herrren der Lehre, machten uns des Missbrauches unseres Wissens schuldig. Die Verwüstungen des Krieges beraubten uns der knappen Mittel, die zum Antrieb der Kriegsmaschinerie nötig waren. Ohne unsere Maschinen hatten wir den Armeen der Primären nichts entgegenzusetzen und so überrannten sie die Enklaven vieler Lehrmeister. Die Wenigen, die verblieben, flüchteten sich an finstere Orte, verseuchtes Ödland, das selbst die tapfersten Kämpfer der Primären nicht gewagt hätten zu betreten. Jeder Funke von Freude über den Sieg wurde im Keim erstickt von der düsteren Wirklichkeit, welcher die Einwohner vom Bryyo sich gegenüber sahen. Bryyo, ihre Wiege, ihre geheiligte Heimat... war vom Tode gezeichnet.
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