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| - Luhmanns hochabstrakter Ansatz bereitet vielen Schwierigkeiten im Verständnis. Vor allem, da er nicht auf die standardisierte Sprache zurückgreift, von der er selbst als Medium zum Überwinden der Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation spricht, sondern neue Begriffe prägt, macht er das Verstehen seiner Thesen sehr unwahrscheinlich. Um so wahrscheinlicher wird aber das Überwinden der Unwahrscheinlichkeit "Erreichen" seiner Mitteilung. In der Wissenschaft sind, vor allem seit ihrer Prägung durch erkenntnistheoretische Grundlagen, radikale Wendungen der Perspektive ein durchaus erfolgreiches Modell um "zitiert zu werden".
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abstract
| - Luhmanns hochabstrakter Ansatz bereitet vielen Schwierigkeiten im Verständnis. Vor allem, da er nicht auf die standardisierte Sprache zurückgreift, von der er selbst als Medium zum Überwinden der Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation spricht, sondern neue Begriffe prägt, macht er das Verstehen seiner Thesen sehr unwahrscheinlich. Um so wahrscheinlicher wird aber das Überwinden der Unwahrscheinlichkeit "Erreichen" seiner Mitteilung. In der Wissenschaft sind, vor allem seit ihrer Prägung durch erkenntnistheoretische Grundlagen, radikale Wendungen der Perspektive ein durchaus erfolgreiches Modell um "zitiert zu werden". Trotzdem macht das Beschäftigen mit Luhmanns Systemtheorie nicht nur im Sinne der Selbstdarstellung und Kompetenzsimulation Sinn. Lässt man sich auf die Logik von Luhmann ein, eröffnen sich Wege Problematiken in der Gesellschaft zu erklären, die vorher als zufällig oder nur als Abnormalitäten gesehen wurden. Betrachtet man nur Einzelphänomene und versucht aus deren Verhaltensweisen Schlüsse für die Allgemeinheit zu ziehen, kann das keine adequate Untersuchung der Realität sein. Wie auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen für Luhmanns Systemtheorie (Erkenntnisse der Quantenmechnanik, moderne Kernphysik, Bioligie, Thermodynamik) bringen neue Methoden hier Chancen für grundlegendes Erschließen neuer Teilbereiche. Er ermöglicht neue wissenschaftliche Herangehensweisen und Methoden und zeigt gleichzeitig Grenzen unserer Welterfassungsmöglichkeiten auf. Luhmann versucht der Herausforderungen der Moderne gerecht zu werden, Modelle zu konzipieren, die Pluralismus und Dichotomie einordnen. Auch andere Disziplinen bauen auf Luhmanns Systemtheorie auf. Beispiele sind das systemische Coaching als Integrationsgrundlage in gesellschaftlichen Systemen, Organisationen etc. Rückkopplungen aus der systemtheoretischen Kommunikationsbetrachtung finden Anschluss in soziologischen und psychologischen Modellen. Nachteile von technischen Medien (Blogs, Foren) lassen sich mit durch die Unwahrscheinlichket der Kommunikation gut veranschaulichen. Das Auftauchen deckungsgleicher Ideen unabhängig an verschiedenen Orten kann ebenfalls ohne Esoterik erklärt werden. Vor allem für die Analyse von geschichtlichen Entwicklungen und Scheitern von Hochkulturen ist der Erklärungsansatz ideal. Und um armen Studenten schlaflose Nächte mit Vorträgen zu verschaffen kommt der Systemtheorie kaum ein soziologischer Ansatz gleich. Trotzdem muss man Luhmann vorwerfen, dass Kommunikation an sich nicht unwahrscheinlich ist, sondern vielmehr das Annehmen der Differenz aus Information und Mitteilung als Prämisse des eigenen Handelns. Nur weil ich eine Mitteilung bekommen habe, sie verstehe und annehme, muss ich sie nicht zwangsläufig verwenden. Luhmann trennt Annehmen und Verwenden nicht klar von einander. Wird Kommunikation nicht zur Grundlage der eigenen Gedankengänge, Verstehenskontexte und Handlungen, wird sie nicht wirklich reproduziert und existiert nicht im Kommunikationsmodell fort. Wollen wir die Systemstheorie am Leben erhalten, reicht es nicht Luhmann zu ehren und von ihm als nicht zu verstehendes Genie Ehrfurcht haben, sondern sein Wissen für eigene Beispiele und Erklärungen nutzen.
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