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| - Das Gnadenbild ist eine bildliche Darstellung einer begnadete Persönlichkeit des öffentlichen Interesses. Erfunden wurde das Gnadenbild, in der bis heute gängigen Form, von der Volksfrömmigkeit des frühen Mittelalters. Der absolute Megastar unter den Gnadenbild-Darstellern ist die Heilige Madonna, die in allen Epochen der Zeitgeschichte, sämtlichen Modeerscheinungen zum Trotz, immer wieder gern abgelichtet wurde und immer noch wird. Viele andere Popstars (eigentlich ja alle - und darüber hinaus auch noch jeder Möchtegern-Popstar und hinteletzter Schlagerfuzzie der Volksmusi) tun es ihr gleich und lassen für ihre Fans hübsche Gnadenbilder mit ihrem Konterfei herstellen. Kultstatus erlangen sie dann durch eine Signatur, die aber nur in seltenen Fällen vom Gnadenbild-Darsteller persönlich stammt. Martin Luther, seines Zeichens ein Gnadenbildverächter höchsten Grades, lag die kulthafte Verehrung von Dingen schwer im Magen. Da all sein bitten und flehen nichts brachten, rief er zur Reformation auf, die die Kirche in Gnadenbildanhänger und Gnadenbildhasser spaltete. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass protestantische Christen bei den Autogrammstunde der großen Popstars eher selten anzutreffen sind - sehr zum Leidwesen der Plattenindustrie. Folgerichtig gibt es auch keine Gnadenbilder vom alten Luther. Ganz im Gegensatz dazu werden Ablichtungen des Papstes zu Hauf in aller Welt umsonst verteilt. Diese professionelle Marketing-Strategie zeitigt selbstverständlich ihren Lohn und so kann sich die katholische Kirche regen Zulaufs erfreuen und die Kirchen, auch und besonders im deutschsprachigem Raum, platzen aus allen Nähten. Man denkt wieder laut über Gemeindegründungen nach - sehr zum Argwohn der protestantischen Brüder und Schwestern
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