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  • Nachtgedanken
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  • Die Nacht war angebrochen in Eiskrone. Nicht, dass es hier am Tag viel heller wäre, aber mit der Nacht kam zudem eine eisige, schneidende Kälte und dazu die Gewissheit, dass dieser Umstand der Geißel dort draußen wenig ausmachen würde. Man sollte – musste – die Nacht nutzen, um sich wenigstens ein bisschen auszuruhen, würde man am nächsten Tag seinen Kampf gegen die Armeen des Lichkönigs weiterführen wollen.
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  • Die Nacht war angebrochen in Eiskrone. Nicht, dass es hier am Tag viel heller wäre, aber mit der Nacht kam zudem eine eisige, schneidende Kälte und dazu die Gewissheit, dass dieser Umstand der Geißel dort draußen wenig ausmachen würde. Man sollte – musste – die Nacht nutzen, um sich wenigstens ein bisschen auszuruhen, würde man am nächsten Tag seinen Kampf gegen die Armeen des Lichkönigs weiterführen wollen. Lylandra drückte sich bei diesem Gedanken ihr Kissen das dritte Mal vor die Augen. Konnten diese Streithähne nicht endlich ihren verdammten Mund halten? Sie murmelte etliche Flüche in das Kissen, ehe sie sich ruckartig auf die rechte Seite warf, um eine Hand auf das linke Ohr zu pressen. Vergeblich. Wäre dieser Idiot von Allianzoffizier, der über ihr lag, nicht verwundet und zu Bettruhe verdonnert worden, hätte sie ihm nach allen Regeln der Kunst in den Allerwertesten getreten. Aber so würde sie ihn nur weiter verletzen und damit zudem den Argentumkreuzzüglern den „werten Herren“ für noch ein paar Tage länger aufhalsen. Lylandra war wütend. Grummelnd erhob sie sich von ihrem Nachtlager im Kreuzzüglerturm und lief, während sie sich ihre Wolldecke um den Leib schlang, zu der schweren Eichentür des Turmes. Würde sie den Namen „Bolvar“ aus dem Mund des Offiziers noch einmal zu hören bekommen, müsste sie wirklich um ihre Fassung fürchten. Von der Tür her wehte ein scharfer, kalter Zugwind. Zum Glück trug sie im Norden des Nachts immer eine alte, ausgewaschene Robe und nicht ihre üblichen Nachtgewänder, ansonsten wäre die Kälte kaum auszuhalten gewesen. Direkt neben der Türöffnung befanden sich die hohen, fest verschlossenen Turmfenster und vor diesen waren neu gezimmerte Holzbänke eingerichtet. Müde und erschöpft ließ sich die junge Magierin auf eine der Bänke fallen und sah nach draußen. Heftiger Schneefall hatte eingesetzt. Wie die „Himmelsbrecher“ wohl mit dem Wetter zurecht kam? Die Himmelsbrecher. In Lylandras Augen war es eine Schande: Das Schlachtschiff, das einzige fliegende Schiff der Allianz überhaupt, war zur Patrouille um Ymirheim und zur Beobachtung der Hordenaktivität abgestellt worden, anstatt mir ihr strategisch wichtige Punkte der Geißel anzugreifen. Varians Worte waren nicht nur Rhetorik gewesen. Horde und Allianz bekämpften einander genauso, wie sie die Geißel selbst bekämpft hatten. Die Front in Eiskrone stand, trotz jüngsten Erfolgen der Klinge und des Kreuzzugs, auf der Kippe. Und diese Front war unter größten Verlusten erst aufgebaut worden. Vor Wut ballte sie eine Faust und sah nach draußen. Nein, in diesem Schneegestöber würde sie das Luftschiff kaum ausmachen können. Tief in ihrem Innersten hatte sie sich bei verräterischen Gedanken ertappt. Mehrmals. Von Kaperung des Schiffes bis hin zu gefälschten Befehlen. Sogar einen theoretischen Sturz des Königs hatte sie in Gedanken durchgespielt. Pläne, die sie niemals durchführen würde, sagte sie sich. Sie war zu loyal, zu sehr in der Hoffnung verankert, dass sich die Dinge „auch so“ lösen ließen. Auf eine andere Art eben. Aber… auf welche? Lylandra seufzte tief und schlang die Decke enger um sich. Sie war unglaublich müde und erschöpft. Wie weit lagen die schönen Tage nun schon zurück? In Gedanken rief sie sich die Erinnerungen wach, Erinnerungen an den Maskenball in Süderstade, an Abende im Eremiten, an ein Picknick in der Jagdhütte im Hinterland. Erinnerungen an ihre Tochter und an ihr Versprechen mit Akolon. Ohne diese warmen Gedanken, dachte sie sich, hätte sie schon lange keine Kraft mehr gehabt. Hier in Nordend musste man jeden Schritt mit Bedacht setzen. Jeder Weg führte über einen schmalen Grat, an dessen Seite sich nur der gähnende Abgrund des Wahnsinns befand. Und viele Leute hier, dem nickte sie innerlich zu, waren schon abgestürzt und blind einem Pfad gefolgt, der sie nicht nur ihren Verstand, sondern am Ende auch ihr Leben gekostet hatte. Selbst die allergrößten „Helden“ waren vor diesem Schicksal nicht sicher. Wessen Urteil konnte man noch vertrauen? Lylandra dachte an Rev und seine Worte. Sein Vertrauen auf Tirion Fordring. Nein, selbst Tirion… selbst seine Pläne mussten zuerst überdacht werden, das war ihr mittlerweile klar. Selbst ein Mann wie er war nicht frei von Fehlentscheidungen. Sie mussten ihren Weg alleine finden und ihre eigenen Entscheidungen rechtfertigen. Nordend nahm jedem seine Unschuld. Sie hoffte, betete nur, dass es ihr nicht auch ihren Verstand nahm. Sie sah zurück zu den Betten und zu den beiden immer noch miteinander zeternden Offizieren. Es half alles nichts, auf einer solchen Bank sollte sie nicht noch einmal einschlafen. Leise stöhnend erhob sie sich wieder und wandte ihre Augen vom Schneetreiben am Fenster ab, um wieder zu den Betten zu schleichen. Lylandras Blick fiel auf den Platz unter dem Hordenoffizier. Akolon schlief friedlich unter dem Orc. Sie lachte leise auf und schüttelte den Kopf. Er konnte wirklich überall schlafen… sogar unter einem wüst schimpfenden Hordler. Sie ging wenige Schritte, ehe sie vor seinem Bett stand. Er hatte es nur schon wieder geschafft, sich des halben Bettzeugs zu entledigen… auch Akolon schlief unruhiger als gewöhnlich. Vorsichtig griff sie nach seiner Decke, um sie einige Zentimeter nach oben zu ziehen. Dann nickte sie zufrieden, um sich ihrem eigenen Lager zuzuwenden. Sie spürte eine warme Hand an ihrer, hörte ein Flüstern „Kannst du nicht schlafen?“ Lylandra nickte langsam und bejahte die Frage in ebenso leisem Ton. Dann zeigte sie wortlos auf die oberen Etagen der beiden Stockbetten und seufzte leise. Das nächste, was sie spürte, war ein leichter Zug an ihrer Hand und ein Arm, der sich beim Näherkommen ihrerseits um ihren Rücken legte und sie vorsichtig auf den Brustkorb ihres Liebsten führte. Die untere Etage des Stockbetts war schmal und eng, aber dennoch fand sie so, halb auf Akolon liegend, genug Platz zum Ausstrecken. Er strich ihr sanft über den Kopf. „Ruh dich aus, meine Liebe“ flüsterte er noch leise, ehe er wieder wegnickte. Lylandra schloss ihre Augen. Das Herz des Kriegers unter ihr schlug langsam und kräftig, in ruhigem Rhythmus. Die Stimmen verschwommen, wurden immer leiser, bis sie nur noch das friedliche Klopfen vernahm. Und auch das wurde immer leiser… Kategorie:Geschichten
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