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  • Unterwegs - Die Reisen des Magisters (Teil 10)
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  • Schnelle Schritte auf steinernem Boden, flackerndes Feuer hinter jeder Ecke. Schatten an der Wand vor ihm verhöhnten zitternd seine hastige Flucht, der Widerhall von Stimmen hinter ihm drohte mit ihrem Ende. Er duckte sich durch steinerne Torbögen, hetzte flache kleine Stufen empor, floh in niedrige Durchgänge. Für ein Portal reichte seine Zeit nicht, für eine Ausfädelung war er am falschen Ort. Die Linien hätten ihn zerrissen, hätte er sich ihnen so hastig geöffnet. Doch nur ein Mensch…Das war der Nachteil an Orten wie diesen. Es gab einfach Gegenden, Landschaften, Städte, ja einzelne Häuser, die so dermaßen geschichtsträchtig waren oder auch einfach das Ziel und die Ursache so vielen Strebens waren, das die Zeit dort nur so prasselte. Eisenschmiede etwa war Ursprung, Zwischenstation oder
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Quelle
Name
  • Unterwegs
Autor
BILD
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  • Schnelle Schritte auf steinernem Boden, flackerndes Feuer hinter jeder Ecke. Schatten an der Wand vor ihm verhöhnten zitternd seine hastige Flucht, der Widerhall von Stimmen hinter ihm drohte mit ihrem Ende. Er duckte sich durch steinerne Torbögen, hetzte flache kleine Stufen empor, floh in niedrige Durchgänge. Für ein Portal reichte seine Zeit nicht, für eine Ausfädelung war er am falschen Ort. Die Linien hätten ihn zerrissen, hätte er sich ihnen so hastig geöffnet. Doch nur ein Mensch…Das war der Nachteil an Orten wie diesen. Es gab einfach Gegenden, Landschaften, Städte, ja einzelne Häuser, die so dermaßen geschichtsträchtig waren oder auch einfach das Ziel und die Ursache so vielen Strebens waren, das die Zeit dort nur so prasselte. Eisenschmiede etwa war Ursprung, Zwischenstation oder Ziel zahlloser Individuen gewesen. Ebenso waren dort gewichtige Entscheidungen getroffen worden, die das Schicksal Tausender bestimmt hatten. Helden und Verbrecher gleichermaßen waren hier zur Welt gekommen und gestorben. Das Ergebnis: Die Linien, dicke wie dünne, die Ebenen und die Verbindungen waren dermaßen abartig zahlreich, dass man allein beim Betrachten wahnsinnig werden konnte. Der Verstand versuchte die Linien zu erfassen, scheiterte erbärmlich und wurde schließlich selbst von den Linien erfasst, aufgesplittert und absorbiert. Der Körper folgte dem Geist wenig später – kein angenehmer Tod, wenn es überhaupt einer war. Er sprang über einen kleinen Lavaspalt, der ohnehin fast unerträgliche Schwefelgestank und die allgegenwärtige Hitze waren hier fast überwältigend stark.Der Linienriß, wie man diesen Tod nannte, war auch der Grund, warum zwar der erste, zweite und vierte, nicht aber der dritte Jahrgang in Ausbildung in größere Hauptstädte und andere Orte dieser Kategorie durfte: Die Auszubildenden im dritten Jahr konnten zwar schon Linien erkennen und betrachten, diese Betrachtung aber noch nicht wirklich beherrschen oder gar verarbeiten. Sa’at hatte das damals einen „zeitigen Tod“ genannt und dabei gelacht (oder gehustet – wer wusste das schon? Es waren prinzipiell immer noch übergroße Echsen. Konnten Echsen überhaupt husten? Oder es vielleicht lernen?). So oder so war es eine der wenigen Ausgangssperren, die niemand zu übertreten gewagt hatte – oder zumindest konnte man sich an keinen erinnern, der sie übertreten hätte (Die Jahrbücher der Ausbildungsjahrgänge im bronzenen Drachenschwarm hatten stets etliche leere Seiten, wo eigentlich Portraits von Absolventen sein müßten. Es gab jede Menge wilde Gerüchte darüber, dort fehlten all die in der Zeit Zerrissenen, Aufgelösten und Verschwundenen, aber das war natürlich Quatsch: Wer aus der Zeit verschwand, tat das mitsamt seines Abschlußportraits und demzufolge auch mitsamt seiner Seite. Die Lücken im Jahrbuch wurden auf Anachronos Weisung extra frei gelassen, um genau diese Gerüchte zu erzeugen. Die einhellige Meinung war, Angst vor spurlosem Verschwinden sei eine großartige Lernmotivation.). Er duckte sich hinter eine niedrige Mauer aus saronitverziertem Sandstein. Wenn Angst eine Lernmotivation ist, lerne ich gerade für’s Leben.Ein Schatten tauchte am Ende des Ganges auf und hielt zitternd inne. Er hielt den Atem an. Der Schatten an der Wand zeigte eine unförmige Gestalt. Sie schien sich umzublicken, dann näherte sie sich langsam. Er umklammerte das Buch. Das war es nicht wert, nein, DAS nicht! Die Gestalt schrumpfte und wurde zur Silhouette einer kräftigen Zwergin. Bellagranda Sibelia Donnerwasser, Hohe Fachfrau für Architektur und Archäologie und ehemalige Aspirantin des Bronzenen Drachenschwarms. 130 Zentimeter geballte energische Zuneigung. In der rechten Hand hielt sie einen Fruchtkuchen, in der linken einen Mistelzweig.„Huhuuuuuu…! Du musst Dich nicht versteeeckeeeen…!“ Sie schien zu lauschen. „Ich habe ihn extra für Dich gebaaaaackeen…!“ Er rührte sich nicht. Alles hat Grenzen. Soll meine Linie doch enden.Die Relativität der Zeit offenbarte sich, indem sie die Sekunden zu Ewigkeiten platt hämmerte. Selbst die Flammenschalen Eisenschmiedes schienen in Zeitlupe zu lodern.Dann ging der Moment vorbei. Bellagranda verschwand in einem Seitenkorridor. Noch eine ganze Weile drang ihr Rufen an sein Ohr, langgezogen und bedrohlich wie das Heulen von Wölfen in einer kalten Winternacht. Seine Hände zitterten, als er schließlich ein Portal öffnete.Ich bin zu alt für diesen Scheiß.
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