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  • Ben Games XII Finale: Part 1
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  • „Wenn wir Rlyehborn finden, dann sollten wir daran denken ihr zu danken“, meinte Lily, als das Schiff am Hafen anlegte. Außer dem blonden Mädchen, das von dem Duft frischer schwarzer Johannisbeeren umhüllt war wie eine Fliege von Spinnenseide, befanden sich noch vier weitere Personen am Bord. Das einzige weitere Mädchen, eine gewisse junge Halbasiatin hob eine Augenbraue. „Wofür?“ „Dafür dass sie ihre bösen Pläne in der Südsee durchführt. Ich habe die Nase voll von Schnee und Eis.“ Regulas Trauweiher lächelte. „Das kann ich dir kaum verdenken. Aber auf der anderen Seite…“ Er sah aufs saphirblaue Meer hinaus und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „… tötet dieses Wetter auch irgendwo die Stimmung.“ Eliot nickte zustimmend. „Auch wahr. Ich kämpfe lieber im Schneesturm als am Südsee
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  • „Wenn wir Rlyehborn finden, dann sollten wir daran denken ihr zu danken“, meinte Lily, als das Schiff am Hafen anlegte. Außer dem blonden Mädchen, das von dem Duft frischer schwarzer Johannisbeeren umhüllt war wie eine Fliege von Spinnenseide, befanden sich noch vier weitere Personen am Bord. Das einzige weitere Mädchen, eine gewisse junge Halbasiatin hob eine Augenbraue. „Wofür?“ „Dafür dass sie ihre bösen Pläne in der Südsee durchführt. Ich habe die Nase voll von Schnee und Eis.“ Regulas Trauweiher lächelte. „Das kann ich dir kaum verdenken. Aber auf der anderen Seite…“ Er sah aufs saphirblaue Meer hinaus und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „… tötet dieses Wetter auch irgendwo die Stimmung.“ Eliot nickte zustimmend. „Auch wahr. Ich kämpfe lieber im Schneesturm als am Südseestrand.“ Mit nahezu synchronem Bewegungsmuster verließ die Gruppe das Boot und betrachtete das Hafengebiet der australischen Küstenortschaft Cavinsdeam. „Leute?“, fragte Les misstrauisch und griff mit einer langsamen, gemächlichen Bewegung an seinen Gürtel. „Ich weiß“, murmelte Jessica. „Heute ist eigentlich ein Feiertag, das Jubiläum der Stadt um genau zu sein…“, ergänzte Regulas angespannt. Das gesamte Hafenviertel war leer. - Jeff setzte seinen Springer vor. „Schach.“ Sally schmunzelte. „Gib doch einfach auf, Jeff.“ Sie zog ihren Läufer über das Feld und lupfte den Springer in die Luft. Er fiel direkt vor ihr auf die Tischplatte. Jeff schnaubte. „Kleine Göre…“ „Und dennoch klüger als du. Du bist dran.“ Scheppernd öffnete sich die Tür und die Spieler wandten ihre Köpfe. Jeff kicherte. „Na so was. Ich hätte gedacht du schämst dich und lässt dich eine Weile nicht blicken.“ Ben sah ihn teilnahmslos an. „Wie kommst du darauf? Anders als bei dir, hängt mein Ruf nicht von einer simplen Reihe von Erfolgen und Misserfolgen ab.“ Er ließ sich auf einen der Stühle fallen und schmunzelte den weißgesichtigen Jungen an. „Außerdem habe ich mein Ziel geändert. Es geht mir nun einzig und allein um den Tod von Jessica Lin und ihrer Gruppe.“ Jeff kicherte wieder. „Aber selbst daran scheiterst du, nicht wahr?“ „Nicht mehr für lange“, entgegnete Ben. „Sie lehnen sich gegen meine letzte und mächtigste Drohne auf und ich habe ein weiteres Wesen gebeten sie für mich zu vernichten.“ Sally gluckste. „Du meinst Rlyehborns kleines Haustier?“ „Nein, schlimmer“, kam es von der Tür. Eyeless Jack glitt in den Raum wie ein Phantom. Schwarze Substanz tropfte aus seinen Augenhöhlen. „Er hat ihn wieder auf die Jagd gelassen.“ - Jessica blickte sich vorsichtig um. Am Hafen hatte noch alles normal gewirkt, aber desto näher sie dem Zentrum der Stadt kamen, desto mehr zersplitterte Fenster, zerschmetterte Autos und umgeknickte Laternenmasten sahen sie. Dann, etwa nach der Hälfte des Weges, blieben die fünf Kinder plötzlich stehen. Jessica schluckte. „Er lebt.“ Es war als hätte man eine Linie um das Stadtzentrum gezogen: Von einem Moment zum anderen, vom einen Schritt zum nächsten, verfiel die Gegend plötzlich wie nach hunderten Jahren der Korrosion. Moder und Schimmel überzogen die braun angelaufenen, gesplitterten und morschen Wände. Der Boden sah aus, als hätte man ihn mit blut geschrubbt. In allen Ecken und Winkeln hockten, dicker, schwarze Spinnen, manche dickbeinig und haarig, andere glänzend und mit langen, klauengleichen Beinen, umgeben von ihren riesigen Netzen. Kakerlaken und Fliegen krabbelten in Zahlen herum, die selbst Stephen Hawkings überfordert hätten. Les würgte. „Ich würde sagen hier lebt eine ganze Menge.“ Dann begegnete er Jessicas Blick und eine Erkenntnis huschte durch sein Gesicht. „Dass ist nicht… Nein…“ Die Halbasiatin sah deutlich die Panik im Gesicht des Jungen, sah seine Hände zittern. „Doch, Les.“ Les schluckte. Überrascht bemerkte Les dass seine Hände nun vollkommen ruhig waren. Sein Blick wirkte vollkommen abgeklärt und ernst. „Du wirst Rlyehborn bekämpfen müssen.“ „Und?“ „Wäre es schlimm für dich, wenn du ihn mir überlassen würdest?“ Jessica zögerte. Er hatte ihre Mutter getötet. Aber… „In Ordnung.“ Regulas sah sie neugierig an. „Worum geht es?“ „Das willst du nicht wissen. Bete dass keiner von uns ihm begegnet.“ Zögernd setzten sie ihren Weg fort. Die Häuser zu ihren Seiten sahen aus als könnten sie zum Teil jeden Moment einstürzen, daher hielten sie sich möglichst mittig der Straße. Jeder Schritt kam Jessica schrecklich laut vor. Jeder Schatten wirkte für sie wie ein menschlicher Körper. Zögernd glitt ihr Blick über die rostigen Regenrinnen, die porösen Wände und die trockenen Blutflecken. Ein unbestimmbarer Geruch erfüllte die Luft, doch der Moder stach deutlich daraus hervor. Alleine die hygienischen Umstände in diesem Gebiet waren vermutlich tödlich für jeden der keine Operationen durch Syringe und Jyve Haunted hinter sich hatte, überlegte Jessica, während sie einen Rattenkadaver aus dem Weg kickte. Der Leib des toten Tieres prallte gegen eine Wand, platzte auf und legte einen Schwall von hervorquellenden, fetten Maden frei, die sich durchs faulende Fleisch wanden. Vorsichtig blickte sie zu Eliot. „Haben wir noch irgendeine Verstärkung, die wir rufen könnten?“ Eliot schüttelte den Kopf. „Syringe schläft noch immer und der Rest bereitet sich auf die letzte Schlacht vo…“ Eliot schrie, als eine der besonders fetten Spinnen, die vorher auf einer abgebrochenen Wand gelegen hatte, ihn plötzlich ansprang. Blitzschnell zog er sein Schwert und teilte das Tier in zwei Hälften. Sie fiel tot zu Boden, doch ihre Beine zuckten noch. Kleine, schwarze Spinnen krochen aus dem toten Leib und stoben davon. Regulas seufzte. „Widerlich.“ Jessica dachte nach. „Hat einer von euch ein Handy dabei?“ Les zog sein Mobiltelefon aus der Tasche. „Was hast du vor? Wir haben keine Verbündeten in unserem Team, die aktuell zur Hilfe kommen können.“ „Ihr nicht….“ - XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX Der Mann betrachtete die Reihen die der Buchstabe über sein Handydisplay zog. Es war also Zeit. Er erhob sich langsam und gemächlich. Ein Lächeln umflog seine Lippen. Er hatte lange nicht mehr gearbeitet. - Jessica kam zurück und gab Les das Handy. Er nahm es an und sah sie fragend an. „Und? Erfolg?“ „Nur wenn du es als Erfolg siehst, dass dein Handy kaputt ist.“ Les schnaubte. „Danke, das ist mal ne tolle Nachricht.“ Missmutig warf er das Gerät gegen eine Wand. Es blieb stecken und wirbelte eine Wolke grüngrauer Sporen durch die Luft. „Was ist passiert?“ „Frag nicht. Es hat plötzlich gezischt und gequalmt und dann reagierte es nicht mehr. So etwas passiert manchmal wenn man den Crowley- Clan anruft.“ Ein Ruck ging durch die ganze Gruppe. „Der Crowley- Clan?“, keuchte Les. „Du hast den Crowley- Clan alarmiert?“, fragte Eliot entgeistert. „Du hast was getan“, kam es zeitgleich von Regulas. „Was ist der Crowley- Clan?“, erkundigte sich Lily. Les räusperte sich. „Hast du schon mal von Edward Alexander, oder wie er sich selbst nannte, Aleister Crowley gehört?“ „Ja, dass war ein Okkultist oder? Man nannte ihn das Untier.“ „Den Spitznamen hatte er von seiner Mutter“, bestätigte Eliot. „Jedenfalls gab es viele Menschen, die ihn seinerzeit für einen Messias und Erlöser hielten. Dazu gehörte auch die weltweit verbreitete Familie Bismarck, die übrigens entfernt mit Otto von Bismarck verwandt ist, aber nicht so nah, dass er sie gekannt hätte.“ Eliot machte eine Pause und Luft zu holen und Regulas übernahm. „Jedenfalls kam es innerhalb der Familie zu einem Vorfall großer Bedeutung: Es war im zweiten Weltkrieg und der älteste Sohn einer deutschen Niederlassung wurde als Soldat eingezogen. Sein Zielgebiet lag in seinem eigenen Heimatland, er sollte offenbar russische Spione im Schwarzwald nahe Ettlingen suchen.“ Lily schluckte. „Der Schwarzwald? Dann…“ „… begannen bald Leute seiner Einheit zu verschwinden, die kurz vorher passende Symptome gezeigt hatten, und ließen nur wenige Notizen und Kritzeleien zurück, die ebenfalls in die Richtung gingen, in die du gerade denkst.“ „Am Ende“, übernahm Eliot wieder „ erwischte es auch ihn, Klaus Bismarck. Er aber hinterließ mehr Informationen als die anderen.“ „Leider wissen wir nicht welche, “ fügte Regulas hinzu und allmählich wurde Lily schwindelig. „aber nachdem seine Mutter sein Tagebuch eingesehen hatte, verbrannte sie es und gründete den Crowley- Clan, eine Art Geheimbund der weltweit gegen jegliche übernatürliche Aktivität vorgeht.“ Lily blinzelte. „Und warum mussten wir sie erst rufen? Müssen sie nicht selbst bemerken, dass die Welt vor dem Zusammenbruch steht? Und selbst wenn nicht, warum erst jetzt?“ „Weil die Maßnahmen des Clans sehr radikal sind“, entgegnete Jessica ruhig. „Sie würden zehn Menschen töten weil sie wissen dass darunter eine Drohne ist, sie würden uns töten weil sie Angst haben dass wir bereits geistige Schäden erlitten haben, die uns nach Wiederkehr des Friedens gefährlich machen, wenn ich sie nicht beauftragt hätte.“ Lily schluckte. „Okay, ich glaube das reicht an Info. Was machen wir als nächste… Heilige Scheiße…“ Sie hatten den Platz in der Mitte der Stadt erreicht und selbst Jessica fühlte ihren Magen leicht rebellieren: Der Platz war quasi mit Blut und Schimmel gepflastert. Offenbar war die gesamte Stadt versammelt und jeder einzelne war tot. Manche Leichen waren in große Spinnennetze eingewickelt und sie alle waren grausam zerstückelt. Manche Organe, wie Dünndärme oder Häute, waren wie Partyschmuck an Häuserfassaden gehängt oder um das Denkmal des Stadtgründers gewickelt. Und auf dem Kopf der Statue war er. Vermutlich zur Feier des Tages, oder aber unfreiwillig durch die Kraft die das Blutbad ihm verlieh, hatte er sich regeneriert: Kurzes, graublondes Haar, graue Augen, Bart- und Bauchansatz, schicke, schwarze Kleidung. Vincent Desler. Allerdings wusste Jessica, dass er es nicht wirklich war. Desler war nur die Lieblingsgestalt des Gulas, ebenfalls bekannt als Descent oder, sein bekanntester Name, Predato. „HaLLomEnscHeN“, hauchte er höhnisch. „GefÄllTEUchfeStgUt?“ Dann ließ er sich einfach nach vorne fall und auf den Boden krachen. Blut und Gedärme spritzen unter ihm auf als er aufschlug. Gelassen stand er auf und schleckte sich dabei die Rückstände seiner Opfer vom Gesicht. Seine Zunge sah aus wie die einer Ziege. „HaBtihRHUNgeR?“, fragte er, während er langsam und gebückt näher kam. Jessica sah seine Fingernägel wachsen. Sie waren blutig verschmiert. Les trat vor. „Sucht weiter, der ist meiner.“ Predato grinste. Eine Fliege bohrte sich aus seiner Stirn und flog summend davon. - Rlyehborn stand am Pier. Das Meer hatte sich rot verfärbt und kochte. Amüsiert betrachtete sie, wie die Boote langsam in der Substanz versanken und zu quecksilberfarbiger Flüssigkeit zerschmolzen. Als sie den Pier verließ, versank auch dieser in der hochgradig ätzenden Flüssigkeit, die im Übrigen heißer war als dass Innere eines aktiven Vulkans. Diese Macht hatte sie vorher nicht besessen, aber Lord Ben hatte sie weiterentwickelt. Sie nannte ihre Klasse „Ultima- Drohne“. Drei Personen begleiteten sie. Der dünnere der beiden Männer hieß Alex und sie hatte ihn aus dem Todestrakt geholt. Das Mädchen hieß Olive und war mit der seltenen aber biologisch möglichen Immunität gegen elektrischen Strom geboren. Durch eigene Projekte war sie auch gegen die meisten Gifte resistent und auch sonst nach modernen Standarten nicht in der Lage hingerichtet zu werden. Sie betete zu Jeff the Killer und glaubte sie würde in seinem Auftrag handeln. Der letzte Mann war groß, dick und außerdem geistig so eingeschränkt dass er blind alles schlug was sich nicht wehren konnte. Zudem hatte er Haifischzähne und keine Augen, aber Rlyehborn fragte lieber nicht. Stattdessen führte sie ihre Gruppe durch die engen Straßen der Stadt. Im Gehen schloss sie die Augen und blickte durch die Augen eines Raben auf die Stadt herab. Seit Stunden schon stoben große Schwärme der Tiere dem Marktplatz entgegen und die ersten erreichten ihr Paradies nun endlich. Der Rabe, der sich in ihrem Bann befand, zog allerdings nur einen weiten Kreis über dem Platz und sondierte den Erdboden mit chirurgischer Präzision. Nur noch zwei lebende Wesen ohne Federn waren auf dem Platz: Ein Junge und Predato. Rlyehborn schickte den Vogel höher in die Luft und blickte sich um. In einer der maroden Straßen, die sich wie Rinnsaale vom Platz abspielten, machte der schwarze Vogel schließlich den Rest der Kinder aus. Rlyehborn entließ das Tier zum Festmahl und wandte den Kopf in Richtung der Kinder. „Hier entlang.“ - Les hieb mit der Kette aus und traf Predato am Bauch. Das Biest jaulte auf und stolperte rückwärts, wo die Kette sein Hemd berührt hatte, begann der Stoff zu faulen und entblößte das verwesende Fleisch darunter. Wieder griff das Monster an, aber Les duckte sich unter der Sprungattacke hinweg, wirbelte herum und schlug abermals zu. Dieses Mal fingen die Klauen des Monsters die Ketten ab, aber sie waren bereits so lang, dass sie das Metall nicht greifen konnten. Les zog die eisernen Peitschen zurück und schlug wieder zu, nun von oben. Die Wurftechnik hatte er vom Fliegenfischen mit seinen Geschwistern. Den Geschwistern die er heute rächen würde. Wider sprang Predato und dieses Mal hatte er richtig gezielt: Les schrie als die Klauen sich in seinen Körper bohrten. Predato hob ihn hoch und der Schmerz wurde noch schlimmer. Die Sicht des Jungen schwand. Grüne Sternchen und Lichter tanzten vor seinen Augen. Les hörte Stimmen flüstern. Nein, es war zu früh. Blind schlug Les mit der Kette aus und spürte wie er auf Widerstand traf. Predato brüllte und Les spürte wie ihm die Augen aus den Höhlen gerissen wurden, dann warf die Bestie ihn über den gesamten Platz. Das Glas seiner Brille bohrte sich in seine Haut. Er hörte das dumpfe Brüllen von Predato und biss die Zähne zusammen. Mühsam stand er auf. Seine Augen waren weg und er sah nach wie vor nur verschwommenes Grün. Dann aber wurde das Grün an einer Stelle dunkler. Als würde etwas durch die Pracht auf ihn zukommen. Les schlug zu und Predato schrie. Der Schatten sprang und Les wich zurück. Er wusste nicht was hier geschah, aber der Kampf war noch nicht vorbei. Wieder kam der Schatten näher und, keinem Faktor außer seinem Instinkt folgend, wich Les nach hinten zurück. Er spürte den Lufthauch als die Klauen des Monsters ihn verfehlten und schlug zu. Er hörte den Schrei seines Feindes, aber dieses Mal wartete er ihn nicht, sondern schlug wieder zu und wieder und wieder, ein ums andere Mal. Der Schrei wollte nicht mehr verklinken und die Krähen stimmten mit ein. Les wusste nicht warum Predato, der immer als Unsterblich gegolten hatte, nun verwundbar wirkte, er wusste nicht wie er ihn wahrnahm, nicht wieso er mit seinen Wunden noch lebte, aber es war ihm egal. Wieder schlug er zu und in das grün mischte sich sanftes Gold. Predato heulte und schlug zu, aber Les wich wieder zurück. Dann kam ein Schlag und Les spürte sich selbst fliegen. Er Schlag irgendwo auf und spürte ein Häuserdach unter seinen Händen, die noch immer seine Ketten umklammerten. Er sah den Schatten kommen und wieder schlug er zu. Es gab ein widerliches Geräusch und Predato gab etwas von sich, dass wie Kindergeschrei klang. Les hörte ihn wieder springen und tat es ihm gleich. Er fühlte wie ihre Körper in der Luft aneinanderprallten und wie seine Ketten nun doch davonflogen, dann fielen sie in die Tiefe. Wind riss an Lesters Gesicht und an seinen Wunden, Predato riss ihn quasi bei lebendigem Leibe in Stücke, aber er schlug blind und verbissen auf das Höllenbiest ein, das ihm seine Familie genommen hatte. Dann prallten sie auf und wieder flog Les durch die Luft. Als er, entgegen aller biologischen Fakten, wieder auf die Beine kam, stutzte er. Er war nicht länger alleine. Jemand war noch hier. Oder besser: Etwas. Eine eiskalte Angst erfüllte seinen Leib. Sein Kopf schmerzte und das grüngoldene Chaos in seinen leeren Augenhöhlen wurde schwarz. Kindergesang klang in seinen Ohren. Er musste nichts sehen um zu wissen wer das Kampffeld betreten hatte. Er hörte Predato wimmern, dann verstummte das Geräusch sofort. Er hatte ihn getötet. Er hatte die Tatsache genutzt, dass Les ihn geschwächt hatte und ihn getötet. Dieses Mal würde Predato nicht wiederkehren. Seine Seele gehörte nun dem, der schon Vincent Desler getötet hatte. Die Angst schwand, das Licht kam wieder. Er fühlte die Schnäbel der Krähen, die an seinem Körper pickten. Les atmete aus. Das Grüngold wurde klar. Er stand auf dem sommerlichen Rasen seines Grundstückes. Die Glastür nach drinnen stand offen, die frühe Abendsonne tönte seine Haut gelblich. Er roch frisch gemähtes Gras und gegrilltes Fleisch, hörte Lerchen singen und Insekten summen. „Les!“ Les sah wieder zum Haus. Seine Geschwister standen im Türrahmen und winkten ihm zu. „Kommst du endlich? Wir warten jetzt schon ewig!“ Eine Träne lief Lesters Wange herab und er lächelte glücklich. „Ich weiß…“ - Jessica schluckte. Sie hatte lange auf dieses Treffen gewartet. Rlyehborn lächelte. „Ich ahnte dass uns dieser Kampf vorherbestimmt werden würde.“ Die Halbasiatin hob eine Braue. „Ach was? Seit wann?“ „Seit du gerade um die Ecke gekommen bist.“ „Genial.“ „Nicht wahr?“ Jessica versuchte Haltung zu wahren. Ihre Umgebung wirkte viel reeller als sonst: Der harte Boden unter ihren Füßen, die Seeluft die durch die Gassen trieb… Einfach alles. Eine Ewigkeit, so schien es, sahen sie die beiden Mädchen in die Augen. Dann geschah alles in Sekunden: Beide Fronten stürmten zeitgleich los und Jessica an der Spitze ihres Teams. Der Trollartige hinter Rlyehborn grunzte und schlug nach Eliot, aber der blockte geschickt, der andere Mann hob eine Kettensäge und stürmte laut lachend auf Jessica zu, musste aber zur Seite springen als Regulas ihn fast mit Munition ausstopfte. Lily packte das Mädchen bevor sie ebenfalls angreifen konnte und Jessica sprang auf Rlyehborn zu. Diese verschwand einfach und tauchte einige Meter weiter wieder auf. Eine Handbewegung ließ zwischen ihr und Jessica eine Wand aus schwarzem Feuer auflodern. Jessica sprang und schaffte es gerade so. Sie musste, dass jeder noch so kleinste Kontakt mit dem Feuer sie töten würde. Eilig rannte sie der Ultima-Drohne nach, die die Straße entlang davon rannte. Wo ihre Füße den Boden berührt hatten wurde dieser pechschwarz und Jessica umging besagte Stellen sorgsam. Hastig eilte sie durch die Gassen, immer in Angst abgehängt zu werden, immer auf irgendeinen Hinterhalt gefasst. Schnell bemerkte Jessica, dass Rlyehborn eine eiserne Kondition haben musste. Nachdem sie die halbe Stadt hinter sich hatten und die Korrosionsgrenze Predatos hinter ihnen lag brannten die Lungen der Halbasiatin wie Feuer. Rlyehborn hingegen wirkte absolut entspannt. „Also wirklich, Jessy, selbst Kate kann länger rennen“, tadelte die Drohne spöttisch. Der Geruch des Hafens wurde allmählich intensiver, aber etwas stimmte nicht… Das Wasser roch eindeutig ein wenig chemisch. „Was ist das?“, keuchte sie, aber Rlyehborn kicherte nur. Die Gebäude rauschten an ihnen vorbei. Endlich brach die Blockade in Jessica und das Brennen wurde zu der Art von Erschöpfung, mit der man ewig weiterrennen konnte. Wie es einem die Tage danach ging war stets eine andere Frage. Etwas stimmte mit dem Himmel nicht und desto näher Rlyehborn Jessica zum Hafen führte desto mehr schien es, als wäre der Himmel irgendwie… falsch. Jessica konnte es nicht ganz genau beschreiben. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der sie mehr als alles andere beunruhigte: Rlyehborn lockte sie zum Hafen. Jessica biss die Zähne zusammen. Es half alles nichts, sie durfte Rlyehborn nicht verlieren. Endlich kam das Meer in Sicht. Zuerst dachte Jessica es wäre Blut geworden und an die berüchtigte Plage aus der Bibel, dann aber wurde ihr klar, was sie sah: Die widerwärtige rotschwarze Masse in die sich Drohnen bei Kontakt zu Wasser verwandelten. „Nett, oder?“ Lautloswie ihr eigener Schatten war Rlyehborn hinter Jessica erschienen. „Wir haben jede Drohne die vor der Erfindung des Green Apple getötet wurde, in diese Küstenregion geworfen.“ „Warum nicht, jeder braucht ein Hobby“, antwortete Jessica düster. „Soll das etwa eine wundervoll subtile Art sein, mich nach dem Grund für diese durchaus interessante Aktivität zu befragen?“ „Ich will dir ins Gesicht schlagen.“ Rlyehborn grinste boshaft. „Das kann ich leider nicht zulassen.“ Sie schnippte mit den Fingern. „Die Drohnenessenz wurde dafür verwendet mein Haustier zu wecken und nun solltest du es kennenlernen.“ „Bitte sag mir, dass es nicht der Hamster aus Frankenweenie ist.“ Rlyehborns Lächeln wuchs. „Ich mag es wenn Menschen sich bis zum Ende ihren Humor erhalten.“ Ein Beben erschütterte die Insel und Jessica begriff. Mermonius, Jezebel und Thanatos standen am Eingang der Stadt. „Das ist es, oder?“, fragte Mermonius an Jezebel gewandt. „Oder hat Thanatos sich wieder verfahren?“ Der Totengott schnaubte. „Als wäre das meine Schuld. Eure Technologie ist überflüssig kompliziert, das sagt selbst Anguis.“ „Solltest du nicht bei Jormungand lungern und ihn nerven?“ „J ist jetzt nicht mehr als eine Tarantel, begreif es endlich…“ „Ja, ja“, winkte Mermonius ab. Er konzentrierte sich und ließ seine Sinne, geschult und gestärkt von vielen tausend Leben, durch die Stadt wabern. Als erstes fand er Jessica und ihm wurde fast schlecht. „Oh mein Gott…“ Jezebel sah ihn besorgt an. „Was ist passiert?“ „Da sind Kraftquellen, zwei Gegner bei Jessica. Eine von ihnen ist sogar stärker als Ben!“ Er fühlte wieder nach. „Und die andere ist Cthulhu.“ Thanatos schmunzelte. „Er ist wieder da?“ „Sieht so aus“, knirschte Mermonius. „Hattest du nichtgesagt, dass Lovecrafts Siegel halten würde?“ „Nur solange Lovecraft lebt, sagte ich“, erwiderte Thanatos gelassen. „Und bevor mir die Schuld für seinen Tod wieder in die Schuhe geschoben wird…“ „Was ja so vermessen wäre, du warst ja nur sein offizieller Leibwächter“, warf Jezebel ein „… möchte ich nur anmerken dass mir niemand gesagt hatte, dass sie Anubis schicken würden. Er ist stärker als ich.“ Mermonius seufzte wieder. „Wirst du wenigstens mit Cthulhu fertig?“ „Klar, solange er noch müde ist“, erwiderte der Totengott, dann verschwand er in einem Wirbel aus Schatten. Er war eben doch pflichtbewusst. Mermonius suchte weiter. Lily, Eliot und Regulas kämpften in einer Gasse und kamen wohl zurecht. Fehlte noch Les…. Mermonius stutzte. Wo war er? Er suchte jeden Winkel der Stadt ab, wieder und wieder… „Was zur…“ Nun wurde ihm wirklich übel. „Was denn noch?“, fragte Jezebel panisch. „Ruf Hekate und geh zum Marktplatz, verliere keine einzige Sekunde.“ Jezebel nickte und spurtete in Richtung Stadtzentrum, das Handy gezückt. Mermonius dachte nach. Am besten ging er zum Hafen. Er musste Jessica helfen. Sie durfte hier nicht sterben. - Das unbekannte Mädchen hob die Axt und schlug nach Lilly, aber sie hob die Stange und schlug ihr die Waffe aus der Hand. „Wie kannst du es wagen?“, schrie sie und Lilys Gesicht wurde mit Psychospeichel bedeckt. „Wieso trennst du mich von meiner geliebten Waffe?“ „Sorry, war keine Absicht.“ Knurrend hob die Irre ihr Beil wieder auf und sprang Lily mit einem überzogen wütenden Schrei an. Lily gab zu dass sie gut war, aber sie war menschlich und alles in einem kein Gegner für eine ehemalige Drohnenjägerin. Wieder blockte die junge Deutsche und rammte ihre Faust in den Magen des Mädchens. Ihre Gegnerin stöhnte und sackte zusammen. Ein Blick nach hinten zeigte ihr, dass sie die Letzte war. „Das war irgendwie enttäuschend, oder?“ Regulas schüttelte den Kopf. „Sie hat die Drei nicht mitgebracht um uns zu töten, sie sollten nur Zeit schaffen.“ Lily biss sich auf die Lippen. „Was machen wir? Gehen wir Jessica nach oder sehen wir nach Les?“ Eliot kratzte sich am Kopf. „Ich weiß nicht. Ich spüre etwas unheimlich Böses am Hafen. Vielleicht sollten wir dort unseren Prioritätspunkt setzten…“ Regulas schüttelte den Kopf. „Lily geht zurück und sieht nach Les. Wir gehen zum Hafen. Lily ist die – Entschuldige, aber es ist so- schwächste Kämpferin im Team und jemand muss es tun. Predato wird bereits sehr geschwächt sein, das Ding am Hafen ist vermutlich Rlyehborn. Es ist strategisch das Klügste, oder?“ „Außerdem bringst du Lily so nicht in Gefahr, hm?“, erwiderte Eliot mit einem wissenden Lächeln und Lily stimmte ins Gelächter mit ein. Es war eigenartig in so einer Situation Witze zu reißen, aber sie lebte in einer Welt, die seltsame Sachen gewohnt war. „Also gut, wir sehen uns später wieder.“ Sie winkte den Jungen und sah ihnen nach, als sie gen Hafen davonrannten. Sie selbst wandte sich um und sah in Richtung Marktplatz. Über dem Ziel kreisten gewaltige Massen an Krähen. Lily schluckte und machte sich auf den Weg. Sie rannte nicht. Zum einen weil sie Kräfte sparen musste, zum anderen weil Rennen einfach nicht nötig war. Die Krähen flogen zum Platz um die Massen an totenMenschen zu verspeisen, dass bedeutete, es war nicht länger gefährlich, richtig? War der Kampf vorbei? Lily schluckte. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass Les schon längst tot sein könnte und nun beschleunigte sie ihre Schritte doch ein wenig. Nein, sagte sie sich, dass war unmöglich. Der Gedanke an den Tod von Les war lächerlich. Er gehörte einfach zum Team, er konnte nicht tot sein. Lily wurde wieder langsamer. Das war einfach aberwitzig. Dumme Lily. Sie spürte eine Träne an ihrer Wange entlangrinnen. Wenn es nur so einfach wäre. Natürlich konnte Les tot sein. Sie könnte den Platz erreichen und seine zerstückelte Leiche vorfinden. Aber sie wollte nicht daran glauben. Sie musste an etwas denken, dass Damian ihr einst erzählt hatte: Wer in ein Geschäft geht und davon ausgeht, Orangen zu kaufen, tut dies meistens auch. Warum sollte man im Erwarten einer Niederlage ein Kampffeld betreten? Lily wischte sich die Träne von der Wange. Damian war schon immer intelligenter gewesen. Allgemein hatte er sie immer übertroffen, egal worum es ging. Aber er war in Massachusetts, er hatte sich entschieden nicht zu kämpfen. Lily kämpfte. Sie würde so lange kämpfen, bis die Welt wieder ein friedlicher Ort werden konnte. Oder sie würde im Kampf sterben. Lily blieb stehen. Vor ihr standen drei Gestalten auf der Straße, jede von ihnen trug einen Kapuzenpulli und eine Maske: Proxys. Lily nahm ihre Kampfstellung ein. Was taten die Diener des Slender Man hier? Sie hatte gedacht, dass sich die anderen Könige des Horrors in diesen Krieg nicht mehr einschalten durften. Die drei Proxys sahen sie an. Dann drehten sie sich zu den Seiten und zogen Stifte aus den Bauchtaschen ihrer Hoodies. Gebannt beobachtete, wie der vorderste nächste Proxy ein Operatorsymbol an die vor ihm liegende, stark verfallende Häuserwand zeichnete. Die anderen beiden Maskierten taten es ihm gleich, verzierten die Wände aber auch mit anderen Slender- Symbolen. Lily hatte von dieser Theorie gehört: Slender Man wurde von vielen Theoretikern als Tulpa bezeichnet, ein Wesen, dass hauptsächlich aus menschlicher Gedankenkraft entsteht. Entsprechend wurde er stärker, desto mehr und intensiver an ihn gedacht wurde. Daher verbreiteten seine Diener an „eroberten“ Orten sein Zeichen, um Neuankömmlingen eben das Gedankengut nahezulegen, das ihren dunklen Meister stärkte. Lily stand noch fast eine Minute da und überlegte wie sie mit der neuen Situation umgehen sollte, dann aber beschloss sie, dass ein Kampf ihr hier nicht helfen würde, noch lag er im Interesse der Proxys. Am besten war es, einfach weiterzugehen. Dennoch war es ein seltsames Gefühl an den Dienern des Slender Man vorbeizugehen, gerade weil sie sich nicht für sie zu interessieren schienen. Was sollte das? Warum waren Proxys in der Stadt? Wenn sich der Grossmann nicht unerlaubt in Bens Angelegenheiten einmischte, dann hatte er selbst etwas zu tun. Lily dachte weiter. Predato. Er war, als hätte jemand Lilys aufgewühltes Gedankenmeer schockgefroren: Es war nach wie vor nicht glatt aber ruhig und kühl geworden. Langsam ging sie weiter. Die Krähenwolke kam immer näher. Hatte Slender Man den Predato endlich gefunden und getötet? Oder bereitete er das Gebiet lediglich darauf vor? Waren es ihre aktuellen Gedanken, aus denen er Kraft gegen Predato ziehen wollte? Endlos, so schien es, quälte sie sich in der Folterkammer die ihr eigener Kopf war, bis sie endlich den Stadtplatz erreichte. Sofort fiel ihr Blick auf das große weiße Zelt in der Mitte des Platzes. Die Ränder am Boden waren von Blut getränkt und von den Schnäbeln der unzähligen Krähen angepickt. Lily konnte weder Les noch Predato ausmachen, daher schritt sie durch das Meer aus Krähen, Fliegen und fliegenfressenden Krähen zum Zelt und wollte gerade eintreten, als eine junge Frau heraustrat. Sie war schlank, schwarzhaarig und hatte eine Bluse an, die mit echten menschlichen Gesichtshäuten bestickt war. Lily wusste aus unerklärlichen Gründen nicht ganz, wie sie reagieren sollte, aber die Frau lächelte freundlich. „Hallo, du musst Lily sein. Damian hat mir von dir erzählt.“ „Sie kennen Damian?“ „Flüchtig“, entgegnete die Frau und reichte ihr die Hand. „Ich war Betreuerin für Flüchtlinge aus Europa, drüben in den USA, bis der Crowley- Clan mich zu sich geholt hat.“ Sie lächelte. „Man nennt mich Hekate.“ Lily nickte zögerlich. Dann fiel ihr ein, wozu sie eigentlich zum Platz zurückgekehrt war. „Was ist mit Les? Lebt er?“ Ein schmerzlicher Ausdruck trat auf Hekates Gesicht. „Es ist eine recht vertrackte Situation. Du kommst besser mit.“ Sie führte Lily mit sich ins Zelt. - Lovecraft hatte sich viel Mühe gegeben, dem Wesen Cthulhu eine passende Beschreibung zukommen zu lassen, doch er hatte den Horror nicht annährend in Papier einfangen können, der sich in Jessicas Augen spiegelte: Haushoch und ein Körper, der sich in keinen der vier Aggregatszustände (Jessica hatte in ihrer Laufbahn schon viel krankes Zeug gesehen) so recht einfügen wollte. Am ehesten ähnelte es einem riesenhaften, grünen Menschen mit krakengleichem Kopf, riesigen, ledrigen Flügeln und einem drohend durchs Meer peitschendem Schwanz. „Nicht übel, oder?“, schmunzelte Rlyehborn. „Nicht einmal Lord Ben hätte ihn wecken können.“ Jessica stutzte. „Dann bist du mächtiger als Ben?“ Rlyehborn leckte sich triumphierend über die Lippen. „Was, glaubst du, ist der Zweck der Ben Games?“ Jessica schluckte. Das hatte sie völlig vergessen: Die Ankündigung, die sie damals im Fernsehen mitverfolgt hatte! Margaret Kranen hatte die „Ben Games“ ausgerufen, ein Spiel mit dem Ziel, Ben zu „finden“. „Was meinst du?“, fragte sie die Ultimadrohne, die zärtlich die Haut (?) ihres Monsters streichelte. „Es ist eigentlich ganz einfach, Jessica: Es ist ein Survival Game mit dem Zweck, Ben einen neuen Körper zu geben, mit dem er in dieser Welt existieren kann. Deswegen hat er all seine Zielpersonen getestet: Die oberen Fünf der KdB- Gruppe, Carrol St. Albert, Margaret Kranen und ja, Jessica, auch dich, J und die Dämonin Anguis.“ Sie klatschte einmal auf das Bein von Cthulhu, das sich hinter ihr erhob und der Gott begann zu vibrieren. „Es gab allerdings einiges an Disqualifikationen, so dass wir beide nun die letzten Anwärter in diesem Turnier sind. Kannst du mir folgen?“ „Du meinst, ich soll dich töten um dann die Wirtin für Ben zu werden?“ „Keine Sorge, soweit lasse ich es nicht kommen.“ Rlyehborns Hand sickerte förmlich in Cthulhus Pseudofleisch, dann gab es einen Ruck und die Drohne wurde ins Innere seines Körpers gezogen. Cthulhus Augen begannen zu glühen. „UND NUN“, ertönte Rlyehborns Stimme aus dem Gott heraus „WERDEN DIE BEN- GAMES ENDEN.“ Die Faust Cthulhus fuhr herab und verwandelte den Pier in Asche. Jessica verlor den Boden unter den Füßen, dann sackte sie in den roten Ben- Schleim. Er wand sich kontinuierlich um ihre Beine, als würde er leben und sie spürte, wie er sie nach unten zog, aber wo sollte sie sich festhalten? Nirgends. Alles was sie noch tun konnte, war die Luft anzuhalten. - „Es tut mir leid.“ Les wandte sich um. Seine Geschwister sahen ihm verwirrt nach. „Wohin gehst du?“ „Zurück.“ Les hörte seinen Bruder schlucken. „Aber... warum?“ Willst du nicht wieder mit uns vereint sein?“ „Das hat damit nichts zu tun, Daniel“, unterbrach Sophie ihn. Les nickte und blickte über seine Schulter zurück. „Es ist nur so, dass ich noch was zu erledigen habe. Außerdem gibt es einen ganzen Haufen Leute, die ziemlich sauer auf mich wären, wenn ich hier den Löffel abgebe.“ „Dann kommen wir mit“, erwiderte Daniel trotzig. „Und wie willst du das anstellen“, entgegnete Les gelassen. Wie er diese Streitgespräche vermisst hatte. Sophie schmunzelte. „Das wirst du schon sehen.“ Les blinzelte und sah weiß. „Mach die Augen zu!“, rief eine Stimme und Les war einfach zu benommen um nicht zu gehorchen. „Deine neuen Augen sind noch nicht ganz fertig. Wir mussten sie komplett neu herstellen, nachdem Predato sie zerstört hat, du musst ihnen Zeit lassen um sich selbst an ihre... nun ja, an ihre Existenz zu gewöhnen.“ „Du hast ziemliche Scheiße mit deinem Körper angestellt“, kommentierte Lilys Stimme. Sie gab sich alle Mühe, souverän zu wirken, aber Les konnte ohne sie zu sehen erkennen, dass sie geweint hatte. „Ach, ist das deine Freundin?“ Sophies Stimme kicherte in Lesters Kopf und Daniel stimmte mit ein. Les lächelte. „Ach so ist das...“ Er seufzte. „Doktor...?“ „Hekate und Jezebel.“ „Wie auch immer: Wann werde ich wieder kämpfen können?“ „Kämpfen?“ Hekate, er vermutete, dass es Hekate war, da sie diesen Namen zuerst genannt hatte, klang ernsthaft verärgert. „Du kannst froh sein, wenn du irgendwann wieder laufen kannst.“ Les stöhnte. „Na super. Und was jetzt?“ „Jetzt“, erwiderte die Frau, die laut Lesters Theorie Jezebel sein musste, mit sichtlicher Liebe zur Dramatik „hängt alles von dem Totengott Thanatos ab.“ - „Thanatos?“, fragte Jessica „Der Thanatos?“ „Sehe ich aus wie ein Mädchen?“ „Du siehst aus wie ein hauptberuflicher Cosplayer.“ „Ziemlich vorlaut, wenn man bedenkt, dass du tot bist.“ Jessicas Grinsen gefror. „Ich bin tot?“ „So ziemlich.“ Jessica sah sich um. Überall nur karmesinrotes Licht. „Ich muss zurück!“ Thanatos schüttelte den Kopf. „Das würde nichts bringen, Cthulhu tötet dich einfach nochmal.“ „Aber...“ „Es sei denn du benutzt... Ach nein, das wäre ja...“ „Was?“, hakte Jessica misstrauisch nach „Was wäre was?“ Thanatos schlenderte um sie herum, wobei er sich dramaturgischer bewegte als es jedes menschliche Wesen bewerkstelligen konnte. „Ich arbeite da an etwas. Seit einiger Zeit schon sogar, selbst am Leben eines Gottes gemessen.“ Jessica biss die Zähne zusammen. „Ich habe nicht ewig Zeit.“ „Du bist tot. Die Ewigkeit ist dein Privileg, Jessica.“ „Bitte.“ „Also gut, also gut: Ich könnte dir vielleicht etwas Macht leihen. Es gibt nur leider Nebenwirkungen.“ „Welche?“ Thanatos grinste. „Das ist der Gag: Ich weiß es nicht.“ „Wie bitte?“ „Es sind immer psychische Erkrankungen, aber es kann alles sein, von Höhenangst zu einer multiplen Persönlichkeitsspaltung.“ „Na super. Dann gibt es bald zwei Ichs, die dich hassen.“ „Wer sagt, dass ich dir dieses Geschenk gewähre, wenn ich dich dann wiederbelebe?“ „Als hättest du daran je einen Zweifel gelassen.“ Thanatos schmollte. „Du bringst echt keinen Spaß, weißt du das?“ - Rlyehborn war glücklich. Sie hatte gewonnen. Sobald sie Cthulhu fertig absorbiert hatte, würde sie das Ritual beginnen und ihr Leib würde der von Lord Ben werden. Gierig sog sie das glimmende Gewebe in sich ein. Dann stand sie da, am Hafen. Ihr Körper sah wieder aus wie vorher, aber sie spürte die Macht des Cthulhu in sich toben. Sie hatte es geschafft. Rlyehborn hätte am liebsten geweint vor Freude, aber sie hatte ihre Tränendrüsen mal für Experimente an Syringe verliehen und nie wiederbekommen. Endlich war alles perfekt. Nichts konnte mehr... Das Rot des Meeres schwand. Rlyehborn stutzte. Vor ihren Augen sprudelte eine leuchtend grüne Flüssigkeit aus der mittlerweile angetrockneten Oberfläche des Schleimmeeres, erst nur an der Stelle an der Jessica versunken war, aber es breitete sich in einem wahnsinnigen Tempo aus. Rlyehborn erkannte den widerlich süßen Fruchtgeruch. „Green Apple.“ „Ganz richtig.“ Jessica war aus der grünen Flut aufgetaucht und glitt nun langsam empor. Schließlich schwebte sie auf Rlyehborns Höhe über dem Meer. „Du dachtest nicht etwa, du hättest gewonnen?“ Rlyehborn hätte erwartet dass sie in so einer Situation wütend werden würde, aber nein, alles was sie fühlte war... Vorfreude. „Es hätte mich jedenfalls nicht befriedigt.“ Jessica trat auf den Hafenboden auf und lächelte ihr entgegen. „Also dann: Bereit es zu beenden?“ Rlyehborn erwiderte das Lächeln. „Was denkst du denn?“ Auf ein unsichtbares Kommando hin stürmten die Mädchen los. Die Luft vibrierte. Der Kampf, der die Welt auf ewig ändern wollte, hatte soeben begonnen. 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