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  • Die Göttin von Triloh
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  • Winteranfang, Ende Katzenmond 418 n.P. Es war ein dunkler und stürmischer Tag. Die Krieger des Zirf-Stammes hockten dicht gedrängt in den feuchten Laderäumen der seeländischen Flotte. Der Sturm schüttelte die Squärkin durch und viele waren seekrank. Patriarch Uquez und seinen Rottenführern ging es nicht viel besser, auch wenn sie im abgetrennten Heckraum mehr Platz hatten. Manch einer von ihnen wünschte sich die ruhigen Tage der Fahrt zurück auch wenn sie damals stets über die grelle Sonne des nahenden Winters gemault hatten, welche immer wieder durch Ritzen oder offene Luken den Weg in die Laderäume fand. Verzweifelt beteten die Squärkin zu Kquerzel, dem Herr des Todes, welcher in der tiefen See hauste und auf Opfer wartete. An Deck riefen die Matrosen aus Seeland ihren Gott Anrash an, do
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  • Winteranfang, Ende Katzenmond 418 n.P. Es war ein dunkler und stürmischer Tag. Die Krieger des Zirf-Stammes hockten dicht gedrängt in den feuchten Laderäumen der seeländischen Flotte. Der Sturm schüttelte die Squärkin durch und viele waren seekrank. Patriarch Uquez und seinen Rottenführern ging es nicht viel besser, auch wenn sie im abgetrennten Heckraum mehr Platz hatten. Manch einer von ihnen wünschte sich die ruhigen Tage der Fahrt zurück auch wenn sie damals stets über die grelle Sonne des nahenden Winters gemault hatten, welche immer wieder durch Ritzen oder offene Luken den Weg in die Laderäume fand. Verzweifelt beteten die Squärkin zu Kquerzel, dem Herr des Todes, welcher in der tiefen See hauste und auf Opfer wartete. An Deck riefen die Matrosen aus Seeland ihren Gott Anrash an, doch auch er sandte keine Hilfe und so waren schon mehrere Kameraden über die Reling in das erbarmungslose Meer geschleudert worden. Niemand konnte ihnen helfen, jeder war in Gefahr, der nächste zu sein. Doch nach vielen Tagen des Sturms, dran plötzlich ein Schrei aus dem Ausguck an die Ohren der entkräfteten Matrosen. "Land!", schall es durch den dunklen Tag und schon gleich darauf ging ein Ruck durch das Schiff, als es auf dem unbekannten Strand auflief. Der Mast knickte wie ein Streichholz und warf den Ausguck als erstes an Land, doch brach ihn der Aufprall das Genick, so daß ihm diese Ehre entging. Drachenmond 418 n.P. Die Schiffe wurden mühsam an Land gezogen und gesichert. Die Seeländer begannen bereits mit den Reparaturen, während die Squärkin auf die Rückkehr der Späher warteten, die der Patriarch gleich in der ersten Nacht der Landung ausgeschickt hatte, die nähere Umgebung zu erforschen. Nachdem die Kundschafter Bericht erstattet hatten, befahl der Patriarch rottenweise auszuschwärmen und die Insel vollständig in Besitz zu nehmen. Ligruti gehörte zu der Rotte, die als erste aufbrach und geradewegs ins Inselinnere vordrang. Es war ein angenehmer Marsch, für Ligruti war es noch nicht zu kalt und selbst die Tage waren auf dieser Insel stets von anheimelnder Düsternis. Die Düsternis war nahezu greifbar, wie zu Hause der Nebel, schwebte sie hier in dünnen Schwaden über das Land. So war das Land auch recht karg, Pflanzen waren zwar reichlich vorhanden, doch fehlte ihnen das ekelhaft satte grün, das in den Trockenländern des Festlandes so verbreitet war. Statt dessen, herrschten hier fahles grün und blasses braun vor, auch alle anderen Farben waren kraftlos und dünn. Die wenigen großen Tiere fügten sich nahtlos ins Bild, ihr stumpfes, struppiges Fell zeugte vom Mangel an Nahrung und überstandenen Krankheiten, viele hatten kahle Stellen, oder gar kein Fell mehr. Bald begegnete die Rotte den ersten Menschen, auch ihnen ging es nicht viel besser. Mit ihrer blassen Haut, eingefallenen Gesichter, ausgefallenen Haaren oder Zähnen, sahen sie kaum besser aus, als die Sklaven in Squärdalon. Ligrutis Rottenführer war hocherfreut endlich jemanden zu finden, dem er die neuen Herrschaftssituation auf der Insel klarmachen konnte. Ligruti mußte mit seinen Kameraden die Einwohner eines kleinen Dorfes zusammentreiben, damit der Rottenführer eine seiner kleinen Ansprachen halten konnte. Diesmal war es jedoch alles andere als befriedigend. So sehr Ligruti sie auch mit Flüchen, Schlägen oder Tritten bedachte, sie sahen ein nur aus stumpfsinnigen Augen an und schlurften in die angewiesene Richtung. Völlig lethargisch hörten sie der Rede des Rottenführers an, selbst die Androhung weiterer Prügel konnte keine Begeisterung hervorrufen. Auch die folgenden Tage brachten kein Abwechslung. Die Menschen waren unheimlich ruhig, verrichteten langsam aber gründlich ihre Arbeit, immer bar jeder Gefühlsregung, selbst wenn sie neue Menschlinge machten. Dies brachte den Rottenführer nahezu um den Verstand, einmal folterte er einen Haarlosen zu Tode, nur um die Befriedigung eines angst- und schmerzerfüllten Gesichtsausdruck zu erhalten. bis Ende Wolfsmond 418 n.P. Innerhalb weniger Wochen hatten die Rotten des Zirf-Stammes die niederen Regionen der Insel widerstandslos eingenommen. Doch dann sammelten sie sich und gruben sich an einer geschützten Stelle für den Winter ein. Vorräte waren glücklicherweise genug mitgeführt oder während der Eroberung geplündert worden. Einige Rotten konnten sich zur Feier der dunkelsten Nacht sogar ein kleines Festmahl leisten, doch bezahlte mancher Squärkin diesen kleinen Luxus am Ende des Winters mit seinem Leben. Die lange Ruhezeit ermöglichte es dem Patriarchen sogar, den Einheimischen ein paar zusammenhängende Sätze zu entlocken. Viel wußte dieses degenerierte Pack nicht zu erzählen, aber Uquez erfuhr ein wenig über die Hochlande und das auf der Insel, die von ihren Bewohnern Triloh genannt wurde, die Menschen eine unheimliche Göttin verehrten, die in den fernen Bergen lebte und nur flüsternd das "allschlingende Dunkel" genannt wurde. Ligruti erfuhr davon aber nur wenig. Als einfacher Krieger, verbrachte er den Großteil seiner Zeit mit Essen, Schlafen, Spielen und Raufereien. Auch jene Sache bei der er sonst Frauen bevorzugte kam nicht zu kurz, litten sie doch alle unter der langen Trennung von Squärdalon. Im Wolfsmond zeigten sich erste Anzeichen des nahenden Frühlings, doch die Sonne gewann in der immerwährenden Düsternis nur langsam an Kraft. Als der graue Schnee endlich schmolz, brachen die Squärkin das Lager ab und machten sich bereit in die Berge zu marschieren. Widdermond 419 n.P. Das Hochland war genauso schön wie die Niederungen. Vielleicht sogar noch ein wenig dunkler und noch karger. Die Squärkin waren daher guter Dinge, als sie wieder rottenweise über die dortigen Dörfer herfielen. Eines Tages erklomm Ligrutis Rotte einen kleinen Hügel im entlegensten Teil Trilohs. Oben angekommen sahen die Squärkin am tiefsten Punkt im jenseitigen Tal eine dichte schwarze Wolke, die zwar in sich stetig in chaotischer Bewegung war, aber sich als ganzes nicht von der Stelle rührte. Um die Wolke stand eine große Menschenmenge versammelt, teilnahmslos wie eh, bis sie wie auf ein geheimes Kommando plötzlich zu singen begannen. Es war kein Gesang wie ihn die Squärkin liebten. Er war wohlklingend, langsam und in tiefer Stimmlage, dabei aber durchgehend von Monotonie geprägt. Nach einiger Zeit verstummte der Gesang genauso plötzlich wie er begonnen hatte. Ein junger Mann trat vor, entledigte sich seiner ohnehin schon ungewöhnlich spärlichen Kleidung und ging drei weitere Schritte auf die schwarze Wolke zu. Urplötzlich schoß aus der Wolke eine schwarze Ausstülpung raus und hüllte den Haarlosen kurze Zeit völlig ein und zog sich wieder zurück. An der Stelle verblieben nur einige zerbrochene Knochen sowie ein paar rote Flecke, über die sich jedoch sogleich einige Käfer hermachten. Dieser unheimliche Vorgang wiederholte sich noch fünfmal mit anderen jungen Männern oder Frauen, dann löste sich die Versammlung auf. Die umstehenden Menschen hatten keinerlei Regung gezeigt, aber die Squärkin auf dem Kamm der Hügelkette diskutierten aufgeregt das Geschehen. Ligruti war längst klar, was sie hier gefunden, zweifellos handelte es um die geheimnisvolle Göttin der hiesigen Haarlosen. Die Rotte lief in das Tal hinab und bestaunte die schwarze Wolke aus unmittelbarer Nähe. Ein Bruder Ligrutis wagte sich zu nahe heran und wurde von der Wolke eingehüllt, doch statt gefressen zu werden, wurde er geradezu ausgespuckt, offenbar mag die Göttin keine Squärkin. Falkenmond 419 n.P. Im Falkenmond wurde auch der letzte Winkel der Insel erforscht und der Herrschaft der Squärkin unterworfen. Die Haarlosen schienen weiterhin nicht an den Vorgängen interessiert, aber zumindest ließ sich sicherstellen, daß sie in Zukunft ihre Abgaben entrichteten. Gegen Ende des Mondes sammelten sich die Rotten, um zur Küste zurückzumarschieren. Irgendwo dort sollte bald wieder die seeländische Flotte eintreffen, um die Squärkin nach Hause zu bringen, falls inzwischen keine neuen Aufgaben angefallen waren, die vom ruhmreichen Zirf-Stamm erledigt werden mußten. Voll Grauen dachte Ligruti an die bestehende Seereise, er gab sich aber der Hoffnung hin, daß die Fahrt im Sommer wesentlich ruhiger verlaufen würde, als im letzten Herbst. Wäre die lange Schiffahrt nicht nötig, kämen sicher viele Squärkin nach Triloh, denn diese Alte Insel ist ein wahrhaft schöner Flecken Myras.
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