abstract
| - A'Niun yeCarandar blickte hoch zum Himmel und in die ruhende Sonne. Zu Beginn als die Zeit erstarrt war und nun die Ordnung Kiombael in ihrer Faust hatte, hielten die Niun das Chaos fest in ihren Herzen. Um sie herum versank die Welt in einen leblosen Nebel durch den die Niun geistergleich strichen. Sie segelten über ruhende See, die Segel gebläht mit dem unheiligen Atem von Zardos. Der einzige Ort am dem die See noch toste war am Fuße des gewaltigen Anrash Heiligtums. Ansonsten herrschte Totenstille und Frieden. Die Küsten waren dunkel und von Nebel umwirkt, ebenso wie die Herzen jener die dort gefroren standhielten. Die Niun begannen zu sterben. Die erste Stimme schickte hunderte und tausende von Schiffen aus, ein jedes gewappnet mit den Hohepriestern des Chaoswirbels doch sie alle wurden von der Abwesenheit verschluckt. Die Niun suchten Wege ihr Blut in Wallung zu halten, ihren Geist von dem Starren abzulenken und ergaben sich in kalten, grausamen, wollüstigen, brutalen oder Herz zerreißenden Orgien. Dabei dichteten sie, sangen und entwickelten die Künste zu brachialer, feinsinniger oder dem Verstand raubender Schönheit. Der Wahnsinn war willkommen in der Tristess der Existenz. Äußere Leere nahm innere Gestalt und damit Willen und Geist. Die Stimme dachte mit Melancholie an diese lange, trostlose Zeit die der kurzen Explosion an Leben und Lust gefolgt war. Die Niun die der Dekadenz nicht anheim gefallen waren hatten sich schlafen gelegt und fanden in ihren Träumen Erlösung. Sie suchten und fanden Drogen, die es ihnen ermöglichten Tage, Wochen und Monaten zu schlafen. Manche von ihnen würden nie wieder erwachen. In Seelenwinter sammelten und starben nun die Seelen in der Kälte der Ordnung, jedes Feuer verbrannt, jede Wärme geflohen. Noch lebte der Tempel, doch die Lebensarme starben. Die äußeren Inseln waren schon lange verloren und nur noch in wenigen Heimen gedachte man dem Chaos, der Veränderung, der Gnade und Willkür. A'Niun wollte träumen, träumen von der See, dem Brechen und Tanzen der Wellen, wollte träumen von den alten Zeiten. Doch er war die eine Seele der Niun. Ruhe. In der Mitte zwischen den Säulen aus Walknochen, Wänden aus Korallen, überzogen mit Perlmut, belegt mit Reliefs aus Perlen und Muscheln, ein Kreis. Die Körper im Rhythmus der Wellen, der Herzschlag wie Ebbe und Flut, langsam und ruhig wie die Gezeiten. Der einsetzende Gesang der Wale…den uralten Ahnen. A'Niun yeUlthar wiegt sich schlafend auf den ruhig dahin ziehenden Wellen. Sein Geist ist ruhig und klar, frei von allen Ablenkungen und Gedanken. Sein Körper schwebt in der Brandung der hellen Insel Nachttraum. Er gleitet dahin durch seine Träume, Träume bunt, lebhaft und chaotisch erfüllt von dem tausendfachen Leben um ihn herum. Die Nebel schienen langsam wieder aufsteigen zu wollen. Hier und da zogen trübe Schleier über die glatte See. Bis vor wenigen Stunden war die Luft erfüllt gewesen von den Rufen Ertrinkender, dem Pfeifen der Stoßhörner, dem Flattern der Segel. Todesschreie! Warnrufe von Nebcatlin! Gischt war durch die Luft geflogen, Stoßplanken waren durch das Wasser geglitten, prallten auf Planken, rissen Schiffe in die Tiefe. Holz knarrte, Holz brach! Unbekannte Monster stiegen aus dem Wasser und versuchten die schnellen Trigomarane zu entern. Metall klirrte, die Luft roch nach Schweiß und Blut. Dies war nicht ein Tag, es war drei Tage so gewesen, und selbst in der Nacht schien der Horror kein Ende zu nehmen. Hoch ragten die Schiffe ihrer Feinde, nicht als leichte Beute hatten sie sich erwiesen, die Kanariesen wie die Niun. Zwei Decks hoch die schnellen Schiffen mit weit geblähten blauen Segeln, schnell und wendig. Die Schiffshüllen, halb lebend aus einer Korallenart, verstärkt durch weißes Meerstahl und mit einem Skelett aus Walgebein, wie auch die Masten sich hoch aus Walgebein zogen. Noch größer die Schiffe der Kanariesen, Seeleoparden geheißen. Wahre Ungetüme, kaum möglich sie tief in See stechen zu lassen, trotz ihrer Größe schnell, aber nicht sehr wendig. In ihrer Verzweiflung der Feinde Herr zu werden steuerten einige der Nebcatlan schließlich sogar ihre Nebcanin direkt in die Flanken der Seeleoparden, mit dem Erfolg, daß beide in die Tiefe gerissen wurden.
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