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| - Sein Pferd galoppierte schnell wie der Wind durch die trostlosen Wälder der westlichen Pestländer während Tristan seinen Anderthalbhänder vom Rücken zog und ihn neben seinem Tier nach unten streckte. Seine grünen Augen hatten ein ganz bestimmes Ziel im Sinn, als er mit der Linken die Zügel des Pferdes in die Richtung dessen zog. Die Klinge, die mit roten Schriften verziert wurde, glänzte im fahlen Licht der Wälder als Tristan das Schwert zum Schlag erhob. Schwer wie Ambosse stampften die Hufe seines gerüsteten Pferdes in den staubigen, öden Boden, der hier und dort bereits begann sich zu regenerieren. Immer wieder schlugen die Hufe hörbar auf und kündigten den Reiter mit gefährlicher Schnelligkeit an. Dann war Tristan nah genug um zum Streich anzusetzen. Die gerade noch erhobene Klinge fuhr auf sein Ziel nieder. Im vollem Galopp traf er es mit heftigster Brutalität und Stärke. Nur ein Bruchteil einer Sekunde dauerte der Angriff. Tristan ließ sein Pferd vorwärts galoppieren, um nicht weit entfernt von seinem Ziel erneut kehrt zu machen. Doch als er ein grünes Sekret an seiner Klinge und dem Boden bemerkte, entspannte sich der Paladin plötzlich.Eine Zufriedenheit erfüllte seine Seele in diesem Moment. Einmal atmete er durch, bevor er sein Pferd zurück zum Untoten trieb, der in seiner Flucht getroffen auf dem Bauch gelandet war. Das grüne, verderbte Blut des Verlassenen tränkte den Boden des Waldes und die ersten Krähen begannen sich auf den Bäumen zu sammeln während sie den Paladin beobachteten, wie er von seinem Pferd stieg, um sein Schwert tief in den vom Licht verlassenen Körper zu treiben. Einundzwanzig - Einundzwanzig Tage waren es nun, die er hier verbracht hatte. Hier im westlichen Teil der einstigen Pestländer, die sich dank der Anstrengungen der Lichtdiener langsam begannen zu regenerieren, hatten sich einige Mitglieder des Eisernen Paktes eingefunden um heilige Vergeltung auszuüben. Für das was die Verlassenen in Andorhal angerichtet hatten. Für das was die Verlassenen Gilneas angetan hatten.Das Gefühl der Abscheu durchdrang Tristans Gedanken während er beobachtete, wie seine Klinge mit grünlichem Blut getränkt wurde und er den Wams der Banshee-Königin sehen konnte, den der Verlassene trug. Dieses Banner brachte nichts als Leid und Zwietracht während es die Untoten Schergen der Verlassenen in das unendliche Dunkel ihrer Existenz führte. Tristan hatte davon gehört, dass die Verlassenen immer noch ihre Reihen verstärkten…mit neuen Leichen.Angewidert spuckte der Paladin auf den Körper des Untoten den er gerade dem ewigen Ende zugeführt hatte. Das Geschöpf war nur leicht bewaffnet und kaum gerüstet gewesen als es vor Tristan die Flucht ergriff. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Boten.Tristan begann damit, die Taschen des Wesens zu durchsuchen bis er einige Pergamente fand, die mit unerkenntlicher Schrift beschrieben wurden. Mit den Jahren perfektionierten die Verlassenen ihre eigene Sprache immer mehr. Nur wenig war übrig geblieben von der Lordaeronischen Zunge, die diese Wesen einst besaßen und so musste Tristan feststellen, dass er kein Wort dieses Blattes entziffern konnte. Immerhin konnte er sichergehen, dass dieses Stück nie seinen Empfänger sehen würde. Die starken Pranken des Mannes zerrissen das Pergament auf der Stelle. Etwas dünnes ragte plötzlich über die Spitze eines Hügels nicht weit entfernt von Tristan. Er blickte auf, als der das Geräusch von langsamen Hufen hörte.Das, das da über den Hügel ragte, war ein Speer. Getragen von Lady Reivinn die mit finsterem Blick ihr Pferd über den Hügel in Tristans Richtung lenkte. Sie nickte knapp als ihr Tier halt machte und damit begann den Kopf leicht zu schütteln. „Das Licht zum Gruße, Sir Südwacht.“, sprach die gerüstete Frau mit lauter Stimme zum immer noch knienden Tristan der damit begann die Fetzen des Pergaments im Wind zu verteilen während er sich wieder aufrichtete. „Ich grüße auch Euch, Lady Reivinn. Ich muss annehmen, dass Ihr mich verfolgt habt?“, Tristan zog einen Mundwinkel hoch während sein Blick den ihren traf. Just in diesem Moment sank der ihre auf den Boden zum blutenden Körper des Verlassenen. „Ich habe Euch gehört und wollte mich vergewissern, dass Ihr Jagderfolg hattet.“ Die rehbraunen Augen der Frau musterten dein Leichnam des untoten Wesens. „Sieht mir nach einem Boten aus. Verbrennt ihn.“ Tristan nickte zustimmend und öffnete eine seiner Gürteltaschen um ein paar Feuerstäbe hervor zu holen. Nach ein paar Handgriffen waren die Fetzen des Pergaments wieder vereint und er begann damit, die Stäbe aneinander zu reiben was immer wieder Funkenschlag hervorbring. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da fing das Pergament Feuer wonach der Paladin es in den zerfetzten Umhang des Verlassenen legte und darauf wartete, dass es sich ausbreitete.Lady Reivinn nickte zufrieden als sie die Flammen beobachtete, die sich langsam aber stetig durch die Kleidung des Untoten fraßen. „Ein weiterer Dienst für das Licht. Das ist der dritte Bote den wir aufgehalten haben. Die Verlassenen werden bald ihre Patroullien verstärken, wir sollten darauf reagieren.“ Tristan blickte ebenfalls nachdenklich auf das Feuer, dass nun eine kleine Rauchschwade verursachte. „Wir sind zu wenige, um es mit den Verlassenen im Alleingang aufzunehmen. Ich würde ihre verdammten Patroullien am liebsten eigenhändig auseinanderreißen, aber das wäre töricht und unbedacht. Jeder erlegte Verlassene fühlt sich lediglich wie ein Tropfen auf den heißen Stein an…ich hoffe wir können in naher Zukunft mehr bewirken.“ Lady Reivinn, nickte bei Südwachts Aussage. Gerade mal sieben waren sie. Sieben Paladine des Paktes befanden sich gerade in den westlichen Pestländern. Der Tropfen Wasser auf den heißen Stein, den Tristan erwähnte, traf die Situation ganz gut und bei diesem Gedanken breitete sich Unmut im Gesicht Reivinns aus. „Unsere Mühlen mahlen langsam, aber sie kommen nie zum Stehen.“ Antwortete sie schließlich. Tristan nickte, als er sich zurück auf sein Pferd zog. „Hoffentlich ist das Mehl, dass wir ernten, etwas wert.“, sprach er während er zu ihr blickte. Lady Reivinn schüttelt den Kopf, „Ihr solltet Eure Zweifel endlich begraben, Sir Südwacht. Unsere Zeit wird kommen und sie kommt vielleicht früher als ihr denkt. Der Pakt hat so viele Mitglieder wie nie zuvor. Das Wegbleiben von Sir Therans ist der einzige Grund warum wir derzeit nicht geeint sind.“ Tristan lenkte sein Pferd zurück auf den Weg, der erst vor kurzem angelegt wurde, als der Kampf um Andorhal noch tobte. Lady Reivinn folgte ihm. „Habt Ihr etwas von ihm gehört?“ fragte Tristan. Reivinn schüttelt den Kopf. „Seit Monaten nicht mehr. Ich glaube die Denunzierung durch den Argentumkreuzzug hat ihn tief betroffen. Er war recht wütend, als er erfuhr was Lenning getan hatte.“ Tristan schüttelte den Kopf, „Lenning tat das einzig Richtige.“ Reivinn nickte sofort darauf, „Ja, ich weiß. Vielleicht ist Therans durch die ganze Politik in Sturmwind verweichlicht worden. Er versuchte es ständig jedem Recht zu machen…der Pakt wurde dadurch in Kreisen des Adels beliebter, aber wir verloren das Ziel aus den Augen.“ Die beiden Gerüsteten führten ihre Pferde im Schritt die Straße entlang, die sie früher oder später in den östlichen Teil der Pestländer bringen würde. Ihre Blicke streiften mittlerweile wachsam umher während das Gespräch sich fortsetzte. In dieser Einöde siedelten tatsächlich wieder Menschen. Es gab einige Bauernhöfe nahe des Hinterlandes die sich bisher gegen die Verlassenen halten konnten. Auch wenn Andorhal gefallen war, hieß das nicht, dass der Glaube der Menschen gebrochen war. Tristan glaubte daran, dass er eines Tages wieder unbehelligt durch diese Lande wandern würde. Nur war diese Zeit noch nicht gekommen.Tirion Fordring war ein Name, der Zorn in seiner Gefühlswelt ausbrechen ließ. Ein Mann, ein Paladin, einst ein Symbol des Lichts, dann ein Exilant und heute der Anführer einer Streitmacht die keinen Finger krümmen wird, um die Verlassenen aufzuhalten. Eine Schande. Anders konnte man es nicht benennen. Das was der Argentumkreuzzug nicht tun würde, würde zur Aufgabe des Eisernen Pakts werden. Das war ihr Schicksal. Das Schicksal seiner Brüder und Schwestern. „Mir geht das Herz auf, wenn ich mich in diesen Wäldern umsehe.“ , meinte Reivinn ruhig während ihr Blick schweifte, „und gleichzeitig bin ich erzürnt, dass dies alles von den Verlassenen zerstört werden könnte. Wer hätte gedacht, dass diese Lande sich so erholen könnten.“ Tristan nickte bedächtig bei ihren Worten, „Vor einigen Jahren hätte ich es selbst nicht für möglich gehalten. Ich muss zugeben, dieser Teilerfolg treibt mein Schwert noch viel stärker gegen die Verlassenen an. Was wenn sich Lordaeron auch auf diese Weise erholen könnte?“ Reivinn wendete ihren Blick zu Tristan. Die Sonne, die nun dabei war hinter den Horizonten des Gebirges zu verschwinden und ein schattiges, fahles Reich zurückließ, hüllte den Paladin in mattes Licht. „Ihr solltet Euch nicht in Euren Träumen verlieren, Südwacht. Dann verliert ihr den Blick für’s wesentliche…für das was jetzt ansteht. Für die Aufgaben die es zu erledigen gilt. Aber es ist gut, wenn Ihr dadurch neuen Antrieb schöpft.“ Tristan erwiderte den Blick nun. „Ich habe nie in meinem Leben einen größeren Antrieb für etwas gehabt, Lady Reivinn. Ich diente meinem König mit Ehrfurcht und Treue, doch ist das hier etwas, das mein Herz rasend macht und mich zum Tatendrang bringt.“ Revinn wirkte nun äußerst zufrieden und selbstgefällig, „Ich kenne dieses Gefühl. Findet Ihr nicht auch, dass der Pakt zu größerem in der Lage wäre?“ Tristan blickte tief in den Wald und dachte für einen kurzem Moment nach, „Was genau meint Ihr?“, fragte er und blickt Reivinn erneut an. „Ich spreche von Einigkeit, Stärke und dem Bestreben zu wachsen…“, sie kreuzte seinen Blick, „…dieser lose Bund hat in meinen Augen ausgedient. Wir sind längst keine Gruppe Bekannter mehr die zusammen auf die Jagd gehen oder die bei einem Bier in einer Schenke ihre Meinungen austauschen. Der Pakt und seine Mitglieder ist zu etwas größerem bestimmt.“ Tristan schien zu verstehen, „Worauf wollt Ihr hinaus?“, fragte er mit interessiertem Ausdruck. „Ich spreche von einem Orden, Sir Südwacht. Ein Orden der uns alle eint und die Streitkraft aus uns macht, die dieses Land braucht. Etwas eigenes, etwas freies…wie der Argentumkreuzzug. Nur rein und treu. Ich bin es satt die Allianz sich selbst zu überlassen.“ Antwortete Reivinn rasch, so als ob sie sich diese Antwort bereits zurecht gelegt hatte. Tristan blickte nachdenklich auf die Mähne seines Pferdes die bei jedem Schritt des Tieres hin und her wehte. Er hatte dieses Tier schon lange. Seit seiner Zeit bei der Armee begleitete es ihn…ein Geschenk einer Offizierin die er kannte. Ein reinrassiges Ross aus dem Arathiehochland, seiner Heimat, die es ebenfalls galt zu beschützen. „Ich muss zugeben, mir gefällt dieser Gedanke. Ich habe seit langer Zeit nicht mehr unter einem freien Banner gedient.“ Mit diesen Worten hob Tristan den Blick in den Himmel der langsam aber sicher begann, sich zu verdunkeln. Nach einer kurzen Pause fand er seine Stimme wieder: „Ich wäre stolz, ein Banner zu tragen, dass genau das repräsentiert was wir anstreben. Ich frage mich nur was Sir Therans von dieser Idee halten würde…“. Reivinn atmete aus, „Sir Therans ist ein Gutmensch. Er ist Gründer dieses Paktes, aber hat das aus den Augen verloren, weswegen wir ihm einst folgten. Er kann von mir aus in Sturmwind verrotten, wenn er nicht erkennt, dass unsere Zeit nun gekommen ist. Eine Marionette des Adels die wir nicht brauchen.“ Die beiden Reiter tauschten für einige Momente keine Worte mehr. Es begann langsam zu regnen als sie dem Lager in dem sie nächtigten immer näher kamen. Das prasseln der Tropfen auf die frisch gewachsenen Blätter der Bäume hörte sich an wie das Trommelfeuer eines Schiffes. Tristan blickte in der Ferne zu den Lichtern des Lagers, dass in den östlichen Pestländern errichtet wurde. Menschen, Gilneer und Zwerge aus allen Herren Ländern hatten dort eine Raststation errichtet. Etwas das dem Argentumkreuzzug fließenden Handel sicherte. Sie würden dort heute nächtigen. „Also..was habt Ihr vor?“, fragte Tristan schließlich. „Sir Therans muss aus dem Weg geräumt werden…“, antwortete Lady Reivinn lediglich und trieb ihr Pferd in den Galopp um auf das Lager zuzuhalten. „Besprechen wir das bei einem warmen Met!“, rief sie noch, als dann der Platzregen einsetzte und Tristan dazu zwang ebenfalls schneller zu reiten.
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