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| - Das Schiffshebewerk Henrichenburg ist eine Kanalstufe des Dortmund-Ems-Kanals in Waltrop-Oberwiese. Auf dem Gelände befinden sich neben dem neuen Hebewerk von 1962 (Troglänge 90 m, Breite 12 m) und einer Sparschleuse von 1989 (190 m Länge, 12 m Breite, 4 m Drempeltiefe) noch eine stillgelegte Schachtschleuse von 1912 und das Alte Schiffshebewerk Henrichenburg von 1899. Das alte Schiffshebewerk war in der Lage, den damals üblichen Dortmund-Ems-Kanal-Normalkahn von 67 m Länge, 8,2 m Breite und 2 m Tiefgang auf eine Höhe von 14 m in die Wasserhaltung des Hafen Dortmund|Dortmunder Hafens zu heben. Ein vollständiger Senk- und Hebevorgang dauerte nur etwa 25 min und war damit deutlich schneller als mit den zur gleichen Zeit üblichen Schleusen. Zudem verbrauchte der Hubvorgang kaum Wasser aus der Dortmunder Haltung, deren gesamtes Wasser aus der unteren Haltung durch Pumpen bereit gestellt werden musste. Die technisch äußerst interessante Konstruktion kam mit einem vergleichsweise kleinen Antrieb zur Hebung der einige tausend Tonnen schweren Lasten von Schiff und wassergefüllten Trog aus. Die Lösung wurde damals im Auftrieb der insgesamt fünf zylindrischen Schwimmer gefunden, die in 40 m tiefe, wassergefüllte Brunnen eintauchten. Ihr Auftrieb war stets genauso groß wie das Gewicht von Schiff und Trog. Somit genügte ein relativ kleiner elektrischer Motor zur Überwindung der Reibungswiderstände, um die Last aufwärts oder abwärts in Bewegung zu setzen. Den Bewegungsablauf steuerten dabei vier Gewindespindeln aus Stahl mit einem Durchmesser|Außendurchmesser von 280 mm und einer Länge von über 20 m. Die Rohlinge der Spindeln wurden bei der Herstellung der Länge nach auf einen Durchmesser|Innendurchmesser von 110 mm Bohrung|aufgebohrt, um eventuelle Fehler im Material aufspüren zu können und die Spindeln bei Frosttemperaturen mit Abdampf vor dem Einfrieren zu schützen. Das gleiche Prinzip der Konstruktion wurde auch am neuen Hebewerk von 1962 verwendet, jedoch mit nur noch zwei Schimmerschächten und Schwimmern.. Nach der Inbetriebsetzung des neuen Hebewerkes wurde das alte Hebewerk nach kurzer Zeit stillgelegt. Ein Jahr später (1963) versuchte man eine Wiederinbetriebnahme. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Trog auf halbem Wege eingeklemmt hatte und sich in keine der beiden Endlagen bewegen ließ. In diesem Zustand ist das Hebewerk bis heute verblieben und nach weiteren 30 Jahren als Museumsstück konserviert worden. Das Alte Schiffshebewerk Henrichenburg ist Bestandteil des Westfälischen Industriemuseums und ein zentraler Ankerpunkt der Route der Industriekultur. Das Hebewerk ist das größte und spektakulärste Bauwerk im Verlauf des alten Dortmund-Ems-Kanals. Es wurde am 11. August 1899 durch Kaiser Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II. eingeweiht. Nach der endgültigen Stilllegung verfiel das Hebewerk. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe beschloss 1979 das technische Denkmal als Standort des Westfälischen Industriemuseums aufzubauen. Nach Restaurierung und Rekonstruktion ist das Alte Schiffshebewerk ohne Wiederherstellung der ursprünglichen Funktion zusammen mit seinem unteren Vorhafen (Unterwasser), dem oberen Vorhafen und einem Stück Kanal als Museum eröffnet. Das Alte Schiffshebewerk ist eine Eisenfachwerkkonstruktion mit fünf Schwimmerschächten. Der Trog und die steinernen Oberhaupt- und Unterhaupttürme sind begehbar. Im ehemaligen Kessel- und Maschinenhaus sind Maschinen, Modelle und Bilder zu sehen. Im unteren Vorhafen (Unterwasser) liegen das Polizei- und Feuerlöschboot Cerberus von 1930 und das Motorgüterschiff Franz-Christian von 1929 mit der Ausstellung Ein Arbeitsleben an Bord im Laderaum. Auf einem 400 m langen Kanalabschnitt im Anschluss an den oberen Vorhafen zeigt das Museum eine Sammlung historischer Schiffe und schwimmender Arbeitsgeräte, eine Anlege- und Verladestelle für Güterschiffe, eine Hellinganlage zur Schiffsreparatur mit historischem Drehkran von 1906 und den Kanaldurchlass mit altem Klapptor von 1914 sowie eine historische Hubbrücke von 1897. Das Neue Schiffshebewerk wurde im Dezember 2005 wegen technischer Probleme außer Betrieb genommen. Eine erneute Inbetriebnahme ist aus Kostengründen fraglich.
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