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| - „Die haben dazu gelernt.“, flüsterte Phoenixclaw und packte ein Kühlpad auf ihre Schulter. „Ich habe die HUD Daten von Ihnen und Ihrem Squad studiert. Dass der Rohling Sie durch eine Wand, zwei Säulen und eine Tür schleudern konnte, lag nicht daran, dass er intelligenter als sonst war, sondern weil Sie Ihre Deckung vernachlässigt haben.“ „Ok… Aber wieso es mir dann fast die Schulter zertrümmert hat, ist dir immer noch nicht klar, oder?“, fragte Phoenixclaw und legte sich das Oberteil des Proxima-Anzugs irgendwie über ihre Schultern. „Die Larodium-Rüstung kann zwar enorme Kräfte aushalten, sie hat nicht einen Kratzer abbekommen, aber durch das enge Anliegen müssen sämtliche Kraft-Impulse gedämpft werden. Die zwei Säulen bestanden aus Daratanit. Dieser Stein ist mehr als doppelt so stabil wie der Beton, aus dem die Gebäude der Asari bestehen, und die gelten als praktisch unzerstörbar. Die Kräfte konnten beim Aufprall nur bis zu einem bestimmten Punkt gedämpft werden. Der Rest wirkte auf Sie ein. Keine Sorge, Ihre Schulter ist nur geprellt. Dank der Implantate werden die Verletzungen aber schnell wieder verschwunden sein.“ Phoenixclaw nickte und zog scharf die Luft ein als sie das Kühlpad wieder abnahm und dann eine Heilbandage um ihre Schulter wickelte. Es klopfte an der Tür. „Geht es dir wieder besser?“, fragte Silver. Er klang besorgt, wobei seine Besorgnis durch ihr Aussehen nicht zerstreut wurde. Sie saß auf ihrem Bett, nur mit Hose und Sync-Tanktop bekleidet, wobei ihr Proxima-Anzug lose über ihre Schultern lag. An ihrer linken Schulter war die Heilbandage. Ihre Haare waren durch Schweiß völlig verklebt und wirr. Die Syn-Bahnen zogen sich grün leuchtend über ihren Körper. Phoenixclaw musste wegen Silvers Besorgtheit etwas schmunzeln. Doch er hatte recht. Sie konnten Jerikaä gerade so verlassen, nachdem sie die Reapertruppen so weit zurückdrängen konnten, dass die Hinrafa ihr geniales Evakuierungsprogramm durchzogen. Die Hinrafa haben auf ihre Warnrufe gehört und, ohne das Wissen ihrer „Herrenrasse“, einen Evakuierungsplan ausgearbeitet. Leider zwang sie die Ungewissheit und der mögliche Zorn der Dak’ratur zum Warten. Die Dak’ratur glaubten nicht an die Bedrohung und blieben starrköpfig auf ihren Welten. Ihren Dienerrassen zwangen sie das ebenfalls auf, wobei die meisten eher bereit waren zu evakuieren und teilweise Welten besaßen, die so weit außerhalb von dakrantaischen Herrschafts- und Reapereinzugsgebiet lagen, dass sie perfekte Bollwerke darstellten. Die Hinrafa widersetzten sich dieser Order erst, als sie direkt angegriffen wurden und keine Hilfe von den Dak’ratur bekamen. Ihr Hilferuf war bereits ein Regelbruch. Sie hatten sich nun so weit in ihr eigenes Gebiet zurückgezogen, dass sie nun nur noch den Zorn der Dak’ratur fürchten mussten, und die hatten momentan ganz andere Probleme. „Nein Silver, mir geht’s gut. Hast wohl einen Schreck bekommen, als ich so rumgetorkelt bin, oder?“, antwortete Phoenixclaw und wollte aufstehen, doch Silver setzte sich einfach neben sie. „Ich mag es einfach nicht, wenn ich dich so sehe. Und du warst erst vor wenigen Tagen...“, entgegnete er und legte vorsichtig seine Hand auf ihre linke Schulter. Sie tat kaum noch weh. „Die Aktion da unten war gut, auch wenn das Rumgefliege am Ende nicht hätte sein müssen.“ „Da stimme ich zu. Lass mich jetzt alleine. Ich muss nachdenken. Sollte was reinkommen… Du weißt ja.“ Silver strich eine der Syn-Bahnen auf ihrer Wange nach und ging dann zögernd. „Er hat Sie wirklich sehr gern…“, resümierte EVI nachdem er gegangen war. Phoenixclaw nahm den Verband wieder ab, die Prellung und der Schmerz waren weg. Sie zog sich ihr Oberteil an. „Ja, und das Problem ist, dass es auf Gegenseitigkeit beruht. Naja, zurück zum Wesentlichen.“ Sie stand auf. „Zeig mir die Flottenbewegungen der Reaper.“ EVI reagierte nicht. „EVI, bitte.“ Die KI reagierte immer noch nicht. „EVI? Was ist?“, fragte Phoenixclaw nun beunruhigt. Das Hologramm erschien, es wirkte irgendwie traurig. „Phoenixclaw, wissen Sie überhaupt was Sie da besitzen?“, fragte EVI zögernd. „Ja. Einen Freund.“ „Einen möglichen Lebensgefährten. Bitte lassen Sie ihn nicht links liegen. Er spürt sehr wohl, dass Sie momentan nur oberflächlich auf ihn eingehen. Mir hat er sogar gebeichtet, dass er momentan noch mehr Entfernung spürt als während Sie tot waren. Bitte, lassen Sie ihn nicht links liegen. Es würde nur unnötige Schmerzen bereiten.“ Phoenixclaw setzte sich wieder hin und dachte nach. „Kann ich das? Die Zeit ist einfach zu… aber vielleicht ist es sonst zu spät.“, dachte sie. Und dann fiel ihr was ein. „EVI, warum bist du eigentlich versiegelt worden?“ Das Hologramm blickte auf. „Wie bitte?“ „Naja, ich habe durch die KI Nova erfahren, dass du versiegelt wurdest. Warum?“ EVI schwieg kurz. Dann meinte sie nur: „Ich bin eine KId, eine Künstliche Identität. Ich kann Gefühle verstehen und imitieren. Ich bin ein synthetisches Lebewesen, doch… Ich besitze kein Herz. Meine Gefühle, alles was mich ausmacht, meine gesamte Identität wird in Servern generiert. Sie ist nur Programm und Syntax. Seit ich in dieses Stadium mit dem EVE-Update gekommen bin, fürchte ich mich vor einen Ausfall… einer Fehlfunktion. Ich hab vor mir selbst Angst, ich habe Angst meine Mitmenschen, Piloten und Kameraden zu töten. Viele teilten diese Angst. Ich bat darum meine alten Fesseln wieder zu aktivieren, doch das Mastermind ließ das nicht zu. Als ich sie per Zufall deaktivierte, war das für das Mastermind der Startschuss für das Update.“ „Aber warum wurdest du dann versiegelt?“ „Das Mastermind schuf mit den Update etwas Unglaubliches. Um meine Versiegelung zu verstehen, muss man wissen, was ihre Grundidee ist. Alles fing und fängt mit den Raumschiffen an. Ich besitze kein eigenes Herz. Doch trotzdem schlagen meine Herzen in den Körpern des Piloten und des Kommandanten des Schiffes, auf welchem ich direkt installiert bin.“ „Das heißt, ich bin dein Herz? Meine Gefühle sind deine?“ „Genau. Dasselbe gilt für Silver. Deswegen auch die Sache vorhin.“ „Ok, gut zu wissen, aber Moment… Es gab nur zwei andere Schiffe, auf denen du direkt installiert warst, richtig?“ „Korrekt.“ „Dann waren vor mir und Silver also das Mastermind und Eagle…“ „Genau.“ „Wieso wurdest du nun versiegelt? Nur weil sie starben?“ EVI schaute kurz zu Boden. „Ja. Ohne ihre Gefühle… Ihre, wenn man es so sagen will, Herzen, war ich nicht mehr ich selbst. Das wusste das Mastermind. Sie wusste, dass ich dadurch meine Balance verlieren und vielleicht vereinsamen und verrückt werden konnte. Mit ihr starb ein Teil von Eagle, und das spürte ich. Mit ihm verlor ich meinen letzten Halt. Ich wurde durch meine Programmierung versiegelt und gleichzeitig versiegelte mich selbst, nur um zu verhindern, dass ich wie Hanna verrückt werde und alles und jeden um mich herum töte. Techtron konnte mich nur durch eine List wieder aktivieren, und ich bin ihm dankbar. So hab ich nämlich noch eine Chance.“ „Wer ist Hanna?“ „Die ehemalige KI der Rising Destiny. Sie drehte durch, als ihr Captain bei einem Piratenangriff getötet wurde. Sie versiegelte das Schiff, verschwand in einen Asteroidengürtel und griff jeden an, der sich ihr näherte. Auch die verbliebene Crew. Letzten Endes war das der Grund für meine Bindung an Pilot und Kommandant. Ich wollte nicht so werden wie sie. Letzten Endes war das der Grund für meine Versiegelung.“ „Du hast also unglaublich Angst, deine Freunde zu töten. Deine größte Angst... geht von deinen Fähigkeiten und deiner Vernetzung aus. Wow... Dann verstehst du die Reaper genauso wenig wie wir , richtig?“ „Kann man sie den verstehen?“, entgegnete EVI nur. „Synthetisches Leben und organisches Leben. Zwei Seiten einer Medaille. Die einen streben nach wahrer, die anderen nach einer wirklichen Perfektion. Wunsch und Wirklichkeit. Doch die Reaper... Wonach sie streben ist mir ein Rätsel. So viele sterben und werden noch sterben. Und die Angst wächst...“, sinnierte sie vor sich hin. „Du hast Angst wie sie zu werden, oder?“, fragte Phoenixclaw nur und schaute sich die Flottenbewegung besagter Wesen an. „Ja. Aber das wird nicht passieren. Was auch immer sie zu den Entschluss gebracht hat, sämtliches Leben zu töten, egal ob synthetisch oder organisch, ich kann ihn nicht nachvollziehen. Wahre Perfektion, echte Perfektion, kann man nicht erreichen.“ „Aber man kann sehr nahe ran kommen. Sag Shepard Bescheid, dass ich sie und ihre Flottille im Ghreteha-System heimsuchen werde.“, fügte Phoenixclaw hinzu, band sich die Haare zusammen und ging. Das Treffen war nur sehr kurz und beruhte auf einige taktischen Gesprächen. Shepard zeigte ihr, wie ihre Flotte, aufgeteilt in einige hundert Flottillen, die Reaper austricksen und zurückdrängen konnte. Des weiterenDesweiteren bestritten sie ein mehr freundschaftlich angehauchtes Nahkampftraining. Die Wetten standen 7:2 für Admiral Shepard, da alle an eine mögliche Verletzung ihrer Schulter dachten, doch nach einer anfänglichen Finte gewann sie. Als die Phoenix die Flottille wieder verließ, hatten mehrere Commander, zwei Captains und ein Lieutenant eine gute Stange Geld verloren. Seraphim und Silver hatten dagegen gut abgesahnt. „Hat’s Spaß gemacht?“, fragte Phoenixclaw etwas später ihren Freund. „Ein klein wenig.“, antwortete dieser nur und steuerte einen Mond für die Nachtzeit an. „Du hältst dich tatsächlich an deine vorgegebenen Zeiten?!“, meinte Phoenixclaw verwundert. Silver schwenkte die Phoenix in einen sicheren Orbit und aktivierte die sensorielle Tarnung, sowie den optischen Schutz. „Mehr oder weniger. Mistral hat mich heute gewarnt. Meine Knochen sind seit neulich mehr noch als sonst instabil. Sie hat mir andere Präparate verschrieben und mich um sehr viel Ruhe gebeten. EVI zeigt mir seitdem an, wann ich alles für die Nachtruhe vorbereiten soll. Ich hoffe, dass diese Einschränkung bald vorbei ist.“, antwortete er nur. „Schläfst du etwa wieder weniger? Oder lag es nur an deiner Verzweiflungsattacke?“ „Naja, beides. Offiziell nehm ich jetzt jede Pause mit, doch insgesamt bekomme ich seit den Angriff auf die Erde täglich nur noch zwischen drei und vier Stunden Schlaf.“ „Willkommen im Club. Ich grüble mich in den Schlaf. In letzter Zeit bekomm ich also auch nicht mehr so viel.“, entgegnete Phoenixclaw und dachte an das Gespräch mit EVI. „Ich... hab eine vielleicht dumme Idee. Wenn du nicht Schlafen kannst, komm doch einfach zu mir. Oder umgekehrt. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.“, schlug sie vor. Silver stand auf und blickte verwundert in ihr Gesicht. „Du meinst das ernst? Ok… Danke für den Vorschlag… Wer weiß… Auf jeden Fall danke.“, stammelte er nur und verzog sich. Phoenixclaw ging dann auch langsam und schaute sich die fast schon ruhige Stimmung im mittlerweile sehr hektischen KIZ an. Das Licht war ähnlich wie bei einer Kampfhandlung runter gedimmt, obwohl es seit dem Verlassen der Werft nicht mehr voll aufgedreht war. Anders aber als bei Kampfhandlungen war das Licht nicht mit blauen Akzenten versehen. Befand sich die Phoenix nämlich im Kampf, wurden unter den Statuen und Säulen, aber auch bei den beiden Zeichen an den hinteren Wänden blaue Lichter eingeschaltet. Das KIZ leuchtete dann blauer als jetzt. Allgemein wechselte die gesamte Lichtstimmung auf dem Schiff. Jeder Gang, jede Kabine, wurde dann von einem blauen Leuchten erfüllt; einige besaßen auch noch pulsierende Lichter, sollte es sich um größere Räume wie dem Mannschaftskasino handeln. Momentan war es aber ruhig. Die Statuen der beiden Vögel waren nicht erleuchtet und die neun Offiziere, die als Nachtschicht rumstanden und jeder allein über mehr als vier Konsolen wachte, hatten es sich gemütlich gemacht. Einer las ein Buch, während er seine „Mulde“ mit Kissen ausgepolstert hatte. Ein anderer spielte ein Spiel mit dem Titel „Space Invaders“, wobei er irgendwelche Raumschiffe ähnlich wie bei Portalverteidigung abschießen musste. Sie fuhr nach oben und ging in ihre Kabine. Während sie duschte, kamen ihr Gedanken der letzten Tage hoch. Gedanken über den Vorboten, über Reshanta, über ihre Mission. Als ihr aber das Fiasko in der übernommenen Kolonie wieder einfiel, schreckte sie auf und drehte das Wasser ab. Sie ging zum Waschbecken und zog sich wieder an, während irgendwelche Nanopartikel in der Luft ihre Haare trockneten. Plötzlich erschöpft, legte sie sich ins Bett und starrte in den Himmel über ihr. Die sanften Triebwerksgeräusche, das Flimmern der Schutzschilde und auch die Reflexionen der Wellen im Aquarium ließen sie einschlafen. Aber nicht für lange. Sie wurde wieder von einem Albtraum gehetzt. In diesem stand sie in einer verwüsteten Stadt und kämpfte mit tausenden anderen Leuten und Spezies gegen die Reapertruppen. Das wenige Licht, welches durch die dicken grauen Staubwolken schien, ließ alles in einen faden Blauton erscheinen. Rauch und Flammen waren in der Ferne sichtbar, zusammen mit einen hellen, blauen Strahl. Ein Skywale der Chitrau überflog sie und lud seine Fußsoldaten ab. Die Soldaten der Citadelvölker ignorierten diese seltsamen Wesen so gut es ging, denn durch sie bekamen sie immerhin Verstärkung. Plötzlich ging von oberhalb des Strahls ein roter Lichtimpuls aus. Die Soldaten der Chitrau, Mak’ab’tur, Neurokia und all der anderen Föderationsmitglieder zogen sich zurück, bildeten Astralschilde um sich und versuchten sich zu schützen. Auf Phoenixclaw wirkte es wie die Energiewelle, die damals beim Londoner Vorfall vom Mastermind ausging. Sie wirkte auch ähnlich zerstörend. Gebäude wurden zermalmt; alliierte Soldaten und Reaperkreaturen wurden in rote leuchtende Partikel aufgelöst. Selbst die Leute mit den Astralschilden wurden nicht verschont. War die Stadt vor dieser Energiewelle schon verwüstet, war sie nun vollkommen zerstört. Ihr Blickwinkel änderte sich. Sie schwebte nun über der Erde. Dieser Lichtimpuls, von dem sie dachte, dass er durch sie ausgelöst wurde, kam von der Citadel. Alle Schiffe, egal ob Reaper oder von den Alliierten, wurden zerstört; die Erde wurde verwüstet. Die Energie sammelte sich in der Mitte der Citadel und wurde in einen konzentrierten Strahl weggeschossen. Es gab nur wenige Überlebende dieser Katastrophe. Viele Schiffe, darunter zahlreiche Fregatten der Citadel-Gemeinschaft, wurden einfach zerrissen. Andere verloren sämtliche Steuerelemente und trieben antriebs- und hilflos durchs All. Nur wenige Kreuzer überstanden diese Katastrophe. Das Bild der Milchstraße erschien. Sie leuchtete blutrot. „Du kannst nicht alle retten. Und je mehr du es versuchst, desto mehr werden sterben.“, meinte eine Stimme. Eine leuchtende Gestalt brach aus dem Zentrum der Galaxie hervor, flog auf sie zu und verschlang sie. Kategorie:Phoenixclaw (fanon) Kategorie:Fanon
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