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  • Wie ich die Hölle merkte
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  • Melissa: „Weißt du, du musst mich jetzt nicht mit Schweigen strafen. Wir hätten ohnehin bald in diese Richtung gemusst, da kann ich doch genau so gut jetzt mit dir fahren und dich nebenbei ein wenig aufmuntern.“ Lukas: „Ich strafe dich nicht. Jedenfalls nicht absichtlich. Ich will nur keine Aufmunterung.“ Melissa: „Aber das verstehe ich nicht. Du trauerst, das ist klar, nachvollziehbar, aber warum willst du dann nicht ein wenig lachen, den Schmerz verdrängen?“ Lukas: „Du hast recht, das verstehst du nicht.“ Melissa: „Emotional kompromittiert?“ Lukas: „Muss ich darauf antworten?“ Lukas: „Danke.“
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  • Melissa: „Weißt du, du musst mich jetzt nicht mit Schweigen strafen. Wir hätten ohnehin bald in diese Richtung gemusst, da kann ich doch genau so gut jetzt mit dir fahren und dich nebenbei ein wenig aufmuntern.“ Lukas: „Ich strafe dich nicht. Jedenfalls nicht absichtlich. Ich will nur keine Aufmunterung.“ Melissa: „Aber das verstehe ich nicht. Du trauerst, das ist klar, nachvollziehbar, aber warum willst du dann nicht ein wenig lachen, den Schmerz verdrängen?“ Lukas: „Du hast recht, das verstehst du nicht.“ Melissa: „Das ist jetzt gemein. Ich fahre hier einmal durch halb Deutschland für dich, und...“ Lukas (scharf): „Und ich habe dich nicht darum gebeten, mehr noch, ich habe versucht dich daran zu hindern. Also jammere mir jetzt nicht die Ohren voll.“ Lukas: „Tut mir leid, Mel, ehrlich. Ich sollte das nicht an dir auslassen, ich weiß doch, dass du mir nur helfen willst. Ich bin nur gerade... wie sagt man...“ Melissa: „Emotional kompromittiert?“ Lukas: „Ja, genau. Wie in diesem Star Trek-Film. Ich bin aufgewühlt, unkonzentriert... Also, tut mir leid.“ Melissa: „Ich weiß, du hörst es nicht gerne, aber die anderen hätten die Show auch ausfallen lassen können. Und sie hätten es getan, Lukas. Sie mögen dich, auch wenn du es nicht immer darauf anlegst.“ (zögernd, unsicher): „So wie ich.“ Lukas: „Ich weiß. Das ist der Grund, aus dem ich darum gebeten... ach, warum umschreiben: Darum habe ich sie regelrecht aufgefordert, es nicht zu tun. Nur du wolltest um jeden Preis auf die Beerdigung meiner Mutter.“ Melissa: „Ich wäre auch zur Totenwache mitgekommen. Es ist sehr praktisch, dass du in deine Stücke immer so wenige Charaktere hineinschreibst, da kann Eileen mit Perücke schnell meine Rolle übernehmen. Irgendwie gemein von deinem Bruder, dich erst zur Beerdigung zu informieren.“ Lukas: „Wir hatten nie das beste Verhältnis. Aber dass er mir den Tod meiner... unserer Mutter vorenthält... aber nein, vielleicht hatte er auch nur zu viel um die Ohren. Das Haus muss verwaltet werden, die Beerdigung arrangiert und... Und so weiter.“ Melissa: „Dafür, dass du nicht einmal deinen Freunden gegenüber sehr aufgeschlossen bist, sprichst du ziemlich gut über einen Bruder, den du nicht magst.“ Lukas: „Ich spreche gerade das erste Mal seit wir zusammen arbeiten überhaupt über ihn.“ Melissa: „Uhm, das wollte ich auch mal ansprechen... Du erzählst ja wirklich nicht viel über deine Familie... wie ist sie denn so?“ Lukas (zögerlich): „Ganz normal, eigentlich. Nun gut, mein Vater ist abgehauen als ich etwa vier war, glaube ich, aber da ich ihn ja nicht kannte kümmert mich das nicht nennenswert. Ein großer Bruder, mit dem ich ständig im Zwist lag und ich gestehe, ich habe es ihm bereits damals unter die Nase gerieben, dass ich mit kreativer Arbeit Geld verdiene und durch das ganze Land touren kann während er noch bei Mutter wohnt... wohnte. So wie ich meine Mutter kenne... sie war immer sehr nachsichtig, wollte ausschließlich das Beste für uns beide und so... also, so wie ich sie kenne, hat sie ihm das Haus vererbt.“ Lukas: „Manchmal, wenn ich längere Zeit nur irgendwelche Landschaften vorbeiziehe, fange ich an, mir über die merkwürdigsten Dinge den Kopf zu zerbrechen. Wenn ich mir die Berge dort hinten so ansehe, trocken, kantig... tot... Dann bekomme ich das Gefühl, dass wir hier nicht in einem Leben sind, dass uns in den Himmel oder die Hölle befördern kann, sondern dass dies die Hölle nach dem Leben ist.“ Melissa (überrascht): „Wie kommst du denn bitte darauf? Ich dachte, du bist nicht einmal religiös.“ Lukas: „Bin ich auch nicht. Evangelisch getauft, aber mit Gott hatte ich nie viel am Hut. Ich meine, ich habe die Bibel gelesen, aber mehr aus Langeweile denn aus Interesse. Aber wie gesagt, manchmal philosophiere ich über vollkommen Hanebüchenes.“ Melissa: „Aber warum die Hölle? Könnten wir nicht ebenso gut im Himmel sein? Ich meine... da, neben diesen kargen Bergen ist ein wundervoller Wald, was meinst du wohl, wie viele Blumen dort wachsen, wunderschöne Blumen, und niedliche Häschen die auf den Wiesen herumtollen.“ Lukas: „Nur um dann von einem Jäger geschossen zu werden wie der Fuchs in diesem Kinderlied. Vielleicht bin ich gerade auch nur pessimistisch. Ich hätte wohl nicht davon anfangen sollen, bitte entschuldige.“ Melissa: „Du musst dich nicht entschuldigen. Ich bin nur neugierig... und versuche trotz deiner Aussage von vorhin, dich ein wenig aufzumuntern. Warum sollte ich das eigentlich noch mal nicht?“ Lukas: „Eins nach dem anderen, okay? Ich denke an die Welt als Hölle, weil... na ja, sieh dich doch mal um. Überall herrscht Krieg, die Welt zerbricht. Ein Wahnsinniger sitzt im Weißen Haus, ebenso in eigentlich jeder anderen hohen Position weltweit. Die kleinen Leute zerfleischen sich wegen Kleinigkeiten. Vor ein paar Wochen hat eine Frau ihren Freund mit einer Kreissäge zerstückelt, während sie miteinander geschlafen haben. Baisc Instinct ist nichts dagegen. Wir leben in einer Welt voller Grausamkeit und Schmerz. Warum sollte dies nicht die Hölle sein?“ Melissa (seufzend): „Da ist was dran. Aber denke immer auch an die schönen Dinge. Blumen, Sonne, ein netter Tag am Strand... Freunde.“ (zögernd): „Und meine zweite Frage?“ Lukas: „Muss ich darauf antworten?“ Melissa (zaghaft lächelnd): „Nun, ich werde nicht lockerlassen, solange es dich ablenkt. Also rede schon.“ Lukas: „Ich fühle mich unwohl dabei. Meine Mutter ist gestorben, warum sollte ich mich von dieser Trauer entfernen? Sie verdient es, betrauert zu werden...“ Melissa (drückt Lukas' Hand fester): „Warum solltest du leiden bei dem Gedanken an sie? Hätte sie das gewollt? Du hast sie mir eben als aufopfernd und gütig beschrieben, hätte sie da nicht gewollt, dass du dich von dem Schmerz ablenken lässt von einer guten Freundin?“ Lukas: „Danke.“ Melissa (lächelnd): „Für dich, immer gerne.“ Melissa (benommen): „Hm? Wasnlos?“ Lukas: „Ich weiß nicht... Sekunde.“ Lukas: „Melissa... wie spät ist es?“ Melissa: „Wieso? Keine Ahnung, aber draußen ist es dunkel, also...“ Lukas: „Melissa, guck auf die Uhr, vermaledeit!“ Melissa: „Wow, beruhige dich doch mal. Es ist...“ Melissa stockt, dann nähert ihr Gesichtsausdruck sich dem von Lukas an. Melissa: „Es ist... fast Mittag.“ Lukas: „Dann stimmt hier etwas nicht. Sieh nach draußen. Wir bewegen uns nicht, und es ist Nacht... siehst du die Sterne?“ Melissa (sich aufrichtend): „Ja... aber... Dafür sehe ich etwas anderes nicht.“ Lukas: „Und was?“ Melissa: „Fahrgäste.“ Lukas: „Was für eine Begebenheit ist hier am Werk?“ Melissa: „Ich weiß es nicht, aber ich will hier raus. (panisch) Lukas, ich will hier so schnell wie möglich raus!“ Lukas: „Melissa? Mel... Melissa! Wo steckst du?“ Lukas: „Melissa, bist du das? Melissa!“ Lukas: „Mutter?“ Melissa: „Alles... alles in Ordnung? Du, ich will dir nicht zu nahe treten, aber du hast ziemlich... na ja, unruhig geschlafen.“ Lukas: „Unruhig... Hab ich geschrien?“ Melissa: „Nein, dich nur hin und her geworfen. Hast mich dabei geweckt (nervös lachend) Keine Sorge, ich war eh fast ausgeschlafen. Du hast nur etwas gemurmelt, von... nun, von deiner Mutter, bevor du aufgewacht bist.“ Lukas: „Puh... Ja, ich hatte einen eher unschönen Traum. Erstaunlich, irgendwie, denn Albträume hatte ich seit Jahren nicht mehr. Jedenfalls keinen, an den ich mich erinnern könnte.“ Melissa: „Und was ist in diesem Traum passiert?“ Lukas (zögernd): „Nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass wir bald da sind. Ich kenne diesen Teil der Strecke, die Fahrt dürfte nur noch etwa zehn Minuten dauern.“ Markus: „Hi.“ Er wirft einen überraschten Blick auf Melissa, dann tritt er zurück. Markus: „Kommt rein. Ich hab Kaffee fertig gemacht. Oder wollt ihr lieber Tee?“ Lukas: „Kaffee ist gut, danke.“ Markus: „Die Beerdigung beginnt in einer Stunde. Ich hab veranlasst, dass du dir den Sarg noch einmal ansehen kannst. Also offen, meine ich. Um dich zu verabschieden.“ Lukas: „Danke. Das ist sehr nett von dir.“ Melissa: „Stimmt, sehr mitdenkend. Oh, ich und meine Manieren. Mein Beileid, Markus.“ Markus: „Danke. (nach kurzem Zögern) Hm, sagt doch mal... Wir haben ja schon lange nicht mehr gesprochen, Lukas. Was machst du denn im Moment so?“ Lukas: „Du meinst beruflich? Ich schreibe Bühnenstücke. Bin mit einer kleinen Truppe Darsteller unterwegs. Melissa ist eine davon.“ Melissa: „Stimmt. Der Rest unserer Truppe ist aktuell vor Ort geblieben, das heutige Stück können sie auch ohne mich vortragen. Ich wollte Lukas begleiten.“ Markus: „Verstehe. (sanft lachend) Wer hätte gedacht, dass du tatsächlich mal eine Freundin kriegst. Glückwunsch.“ Lukas: „Oh, nein, wir sind nicht...“ Melissa: „Sind wir nicht. Also, wir sind...“ Lukas: „Wir sind Freunde. Und Kollegen, sozusagen. Nicht zusammen.“ Melissa: „Nicht zusammen, genau. Genau.“ Markus: „Aha. Verstehe.“ Markus: „Es wäre wohl besser, wenn du alleine reingehst. Ich hab mich... schon verabschiedet, also...“ Lukas: „Ja, das wäre wohl besser.“ Melissa: „Mir macht das nichts aus, wenn ich mitkommen soll. Wirklich.“ Lukas: „Das ist nett von dir, aber das hier mache ich lieber allein. Das ist persönlich.“ Lukas: „Es ist so eine traurige Schande. Die Guten gehen, die Schlechten bleiben. Diese Welt ist die Hölle.“ Lukas: „Machs gut.“ Mutter: „Mein Sohn... Begleite mich doch.“ Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Theorie Kategorie:Tod Kategorie:Mittellang
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