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| - Paul Bauer (* 29. Dezember 1896 in Kusel; † 9. Januar 1990) war ein Spitzenfunktionär und zentrale Figur des nationalsozialistischen Sportwesens sowie Major der Gebirgsjäger. Er war Leiter des „Fachamtes für Bergsteigen und Wandern im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen“ und zeichnete für die Gleichschaltung des organisierten Bergsports und dessen Unterverbände verantwortlich. Im Jahr 1929 leitete Paul Bauer eine Expedition auf den Kangchendzönga. Die Mannschaft erreichte eine Höhe von 7.400 m, bevor sie von einem fünf Tage dauernden Sturm zur Umkehr gezwungen wurde. Paul Bauer wurde bei den X. Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 zum Olympiasieger im „Wettbewerb der freien Künste“ in der Rubrik „Literatur“ gekürt. Anlass war sein 1931 erschienenes Buch Am Kangehenzonga – Kampf um den Himalaya, mit dem er sich einen Namen als Bergsteiger machen konnte. Sein Name steht heute noch auf der 1932er Ehrenstele der deutschen Olympiasieger am Berliner Olympiastadion. Obwohl Bauer bereits in der Weimarer Republik mit den Nationalsozialisten sympathisierte, trat er erst nach deren Machtergreifung im Mai 1933 der NSDAP bei, da er vorher durch eine eventuelle Partei-Mitgliedschaft seine Beteiligung an Expeditionen gefährdet sah. Paul Bauer formte von 1934 bis 1938 in der Fachsäule XI des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen den Deutschen Bergsteigerverband, welcher die Aufgabe hatte, den Alpinismus, der zuvor vorrangig als Bergsport verstanden wurde, nationalsozialistisch auszurichten. Bauer war als guter Bergsteiger, erfahrener und international angesehener Expeditionsleiter, als juristisch gebildeter Organisator und überzeugter Nationalsozialist prädestiniert für dieses Amt. 1936 wurde er zum Leiter der neu gegründeten Deutschen Himalaya-Stiftung. Nach der dramatisch verlaufenen Deutschen Nanga-Parbat-Expedition 1937 organisierte er eine Rettungsexpedition zur Bergung der verunglückten Bergsteiger. 1938 zog sich Bauer aus der Vereins- und Verbandsarbeit zurück. Bei Kriegsbeginn, 1939, rückte er zur Wehrmacht ein und wurde Kommandant eines Hochgebirgsjägerbataillons. Nach dem Krieg saß er im Vorstand des Kameradenkreises der Gebirgstruppe, einer Organisation mit dem selbsterklärten Ziel „Einsatz und Hilfe für unsere Kriegsverurteilten, für unsere in Haft zurückgehaltenen Kameraden zu leisten“. In dieser Eigenschaft war er maßgeblich an der Errichtung einer „Gedenkstätte“ auf dem Hohen Brendten in Mittenwald beteiligt, die er am 10. Juni 1957 einweihte mit den Worten: „Wir werden diese Stätte hüten und hegen in Treue zu unseren Gefallenen und stolz als ein Bekenntnis unseres Glaubens an den ewigen Wert ihres soldatischen Opfers.“
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