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| - „Wälkam in da Jungle, baby!“ Der dürre Troll mit dem irren Blick schaut sich prüfend um. Seine Augen leuchten entrückt. Die schmalen Nüstern seiner langgezogenen Nase ziehen begierig die Luft um sich herum ein. Der Himmel hat aufgeklart, es riecht stark nach frisch gefallenem Regen, was die exotischen Aromen des Dschungels zumindest temporär unterdrückt. Die nassen Blätter der Bäume reflektieren die letzten Sonnenstrahlen des Abends und werfen einen unwirklichen Widerschein auf den Dschungel. Eine Horde knatschbunter Papageien krächzt ein regelrechtes Pfeifkonzert in den Wald hinein, als wollten sie den Ausklang des Tages nicht ohne Protest hinnehmen. Ein leichter Wind rauscht durch die Blätter und trägt allerlei alltägliche Geräusche des Waldes mit sich. „Zuhause“, denkt sich der Troll, „endlich wieder zuhause“, kratzt sich bedächtig am Gemächt und streicht mit seiner Hand vorsichtig über die fruchtbare Erde des Waldbodens. Beinahe zärtlich, wie ein Liebhaber die Wange seiner Geliebten berührt wenn sie im Schlaf ein Alptraum ereilt, fährt er mehrfach über die regennasse Erde. Vorsichtig, als hebe er ein fragiles Knochenfragment auf, nimmt er schließlich eine Handvoll und lässt sie langsam in ein kleines tönernes Gefäß rieseln. Sorgsam verschließt er es mit einem Kork-Pfropfen und lässt es unauffällig in seine Gürteltasche gleiten. Als er sich erhebt, klart sein Blick auf. Mit einem zutiefst befriedigten Lächeln betrachtet er die kleine Gruppe von Trollen um sich herum. Da und dort ist ein nervöser Blick zu erahnen, die eine oder andere leise geführte Unterhaltung zu vernehmen. Doch zumeist erkennt er in seinen Stammesbrüdern und –schwestern genau jene wilde Entschlossenheit und leidenschaftliche Hingabe, die auch ihn kennzeichnet. Die Vorbereitungen auf die bevorstehenden Scharmützel laufen auf Hochtouren. Selbst während der Häuptling eine Rede hält, werden die Waffen geschärft, das rechte Totem ausgewählt, die letzten Vorräte verteilt und kurze Floskeln ausgetauscht. Der dürre Troll mit dem irren Blick lauscht den Worten seines Anführers still. Ab und an nickt er, ein schwer zu deutendes Grinsen auf dem Gesicht. Ein Raunen geht durch die Menge, als der Stammesführer den Namen der Entität nennt, die sich den Dschungel mittlerweile untertan gemacht hat. IHREN Dschungel. „Unseren Dschungel“, denkt sich der Troll und rümpft die Nase zu einer missbilligenden Fratze. Selbst die jüngsten unter den Trollen haben Legenden gehört. Legenden vom Seelenschinder, der selbst die mächtigsten Voodoo-Priester des Dschungels korrumpiert hat. Die Nervosität des kleinen Kommandotrupps hält sich in Grenzen, jedoch scheint ein baldiger Aufbruch vonnöten, wenn nicht die Erregung der Trolle in Hektik umschlagen soll. Fast unmerklich nickt der Häuptling dem dürren Troll kurz zu und verleiht ihm das Wort. Dessen Blick drückt beinahe fanatische Entschlossenheit aus, während er beginnt zu sprechen: „Wia seinz gekommen, zu beanspruchen dies geheiligtes Boden zurück im Namen der wahren un einzigen Troll-Göttas.“ Der Troll verbeugt sich tief, senkt sein Haupt bis auf den Boden herab, berührt in einer rituellen Geste den erdigen Boden des Dschungels und konzentriert sich kurz. Ruckartig erhebt er sich wieder und beginnt ein intensives Gebet zu sprechen. Seine Worte sprudeln aus ihm heraus, ohne dass er darüber nachzudenken scheint. „Möge Ula-Tek, die launische Schlange unsere kraszen Voodoo-Priester mit iher Heil-Powa segnen und mögen ihre todbringenden Bisze nua unser ihr Feinde treffen. Möge Jian´Ky, der allweise Affe unsan Häuptlingensboszen sein superschlauen, kraszomaten Segen der Schläue un diebischen Hintahältichkeit zuteil werden laszen und sein heftich mächtich Donner unsere Feinde Staub freszen laszen. Möge unsa alla Vadda of da Djungle, der krasz geile Raptorio An´Chras, uns sein Blessing of War schenken, auf dasz seinä ultrrraphät scharfe Zähne unsa ihr sein Moschaboyos zur Seite stehen werden. Auch Hir´eek, dat allsehende blinde Fledaviecho, möge unsere Rache gar schröööklich sein laszen, un möge unser Mojo-Schmeiszas seinz Feua vom Himmel regnen laszen. Möge Shadras Gift all jenen in ihr sein Venen dringen, die unz zu bedrohen drohen und der Spinne List un Kraft sei mit unsern verschlagenen Troll-Brüdan un Schwestan.“ Beinahe tranceartig beendet er das Gebet. Seine Stimme schallt laut und deutlich durch den Wald und scheint jedes andere Geräusch zu übertönen. „Und zu guta Letzt: Möge unsa Weg von den Daimonas Bäääd´Luut und Log´Inn verschont bleiben.“ Der Troll nimmt etwas von der fruchtbaren Erde des Dschnungels in seine linke Klaue, schneidet sich kurz mit einem Dolch in selbige, spuckt in das Gemisch, und schmiert sich etwas davon auf die Stirn. „Sodele – kommts nu zu mia un holtz euch den Segen der Urgötta des Djungles ab, eh – auf dasz Ihre Stärke unz geleiten möge in diesem Wagnis gegen den falschen Blutgott.“ Der Reihe nach verfährt er mit den Anwesenden in gleicher Weise und verleiht ihnen den rituellen Segen des Dschungels. Ein letztes Mal adressiert er mit hallender Stimme seine Mitstreiter. Seine Worte klingen fatalistisch und bedeutungsschwanger: „Jo, Compadres – seids bereit füa den Tod! Den eigenen oda den unsara Feinde! Tränkt den heiligen Boden dieses Landes mit dem abgefookten Blute der Dienan des falschen Gottes, auf dasz die Götta unz gewogen sein werden. Guten Krieg!“ Der dürre Troll mit dem irren Blick schaut sich prüfend um. Seine Augen leuchten entrückt. Die schmalen Nüstern seiner langgezogenen Nase ziehen begierig die Luft um sich herum ein. „Bueno - Blut und Krieg liegen in der Luft.“ Um ihn herum machen sich 20 Trolle bereit zu sterben.
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