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| - Nachdem Rhyme und Craw gegangen waren, ging Hideo zurück in sein Büro. Er ging auf seinen Schreibtisch zu und zog das kleine Diktiergerät hervor, dass er in einer unauffälligen Halterung unter der Tischplatte befestigt hatte. Er schaltete die Aufnahmefunktion aus und hörte für einen Moment in die Aufnahme herein. Die Qualität war gut und der gesamte Plan, den Craw erklärt hatte, war zu verstehen. Er war sich inzwischen nicht mehr so sicher, dass es eine gute Idee gewesen war, sich mit Dytopia einzulassen. Damals hatte er sich gedacht, dass ein paar terroristische Akte in Kearney die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihn ziehen würde. Eigentlich war sein Plan gewesen, danach einen anonymen Tipp, eventuell mit den Aufnahmen, die er gemacht hatte – natürlich so bearbeitet, dass seine Stim
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| - Nachdem Rhyme und Craw gegangen waren, ging Hideo zurück in sein Büro. Er ging auf seinen Schreibtisch zu und zog das kleine Diktiergerät hervor, dass er in einer unauffälligen Halterung unter der Tischplatte befestigt hatte. Er schaltete die Aufnahmefunktion aus und hörte für einen Moment in die Aufnahme herein. Die Qualität war gut und der gesamte Plan, den Craw erklärt hatte, war zu verstehen. Er war sich inzwischen nicht mehr so sicher, dass es eine gute Idee gewesen war, sich mit Dytopia einzulassen. Damals hatte er sich gedacht, dass ein paar terroristische Akte in Kearney die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihn ziehen würde. Eigentlich war sein Plan gewesen, danach einen anonymen Tipp, eventuell mit den Aufnahmen, die er gemacht hatte – natürlich so bearbeitet, dass seine Stimme nicht zu erkennen war – an die Polizei oder sogar die HF zu geben, damit sie Craw und sein Pack verhaften konnten. Dann hätte er sich damit rühmen können, der Bürgermeister zu sein, in dessen Stadt das gefürchtete Dystopia ein für alle mal aufgehalten worden war. Doch je tiefer er in die Aktivitäten der extremistischen Gruppe, die ihre Taten damit rechtfertigte, dass sie die Menschen vor der Unterdrückung durch den Staat schützen wollten, verwickelt wurde, desto mehr fürchtete er, dass es mit der Verhaftung Craws nicht zuende sein würde. Selbst wenn die HF Craw tötete, würde er nie wieder sicher sein, bis nicht jeder einzelne Dystopianer tot wäre. Zwischenzeitlich hatte er sogar einen neuen Plan aufgebaut: Sobald Dystopia es geschafft hätte, die Regierung zu stürzen, würden sie ein neues Staatsoberhaupt benötigen. Er hatte die Idee gehabt, dieses Oberhaupt zu werden. Das einzige Problem mit diesem Plan war, dass Craw, der an erster Stelle für diese Position stand, dafür aus dem Weg geräumt werden musste. Außerdem glaubte Hideo kaum, dass er an erster Stelle für die Thronfolge stünde. Hideos Pläne von Macht waren inzwischen verflogen. Das einzige, was er jetzt noch wollte, war, lebend aus dieser Sache herauszukommen. Und selbst darüber machte er sich Sorgen. Craw schien ihm zwar zu vertrauen – immerhin ließ er zu, dass noch immer jede Sitzung, die sie abhielten, in seinem Haus stattfand, doch Rhyme schien etwas zu vermuten. Er sammelte noch immer die Tonaufnahmen aller ihrer Treffen, aber er befürchtete, dass diese ihm nichts nutzen würden, wenn Harold Craw entschied, dass er nicht mehr vertrauenswürdig war. Und dann war da auch noch Meril... Er hatte sie von seinen Geschäften mit diesen Personen fernhalten wollen, aber sein ursprünglicher Plan, sie für einige Wochen, vielleicht zwei Monate, bei ihrer Mutter unterzubringen, während er die Sache klärte war daran gescheitert, dass Rosemary ausgerechnet jetzt einen neuen Job gefunden hatte und sich mitten im Umzugsstress befand. Ohne einen triftigen Grund, und Hideo hatte nicht vor, ihr zu sagen, was sein wahres Vorhaben war, würde sie Meril nicht einfach so nehmen. Da sie aufgrund ihrer Behinderung nicht zur Schule ging sondern von zuhause aus Onlinekurse durchführte, waren nicht einmal die Vormittage frei um sich bedenkenlos mit Dytopia zu treffen. Und tatsächlich hatte sie Craw und Rhyme schon einige Male getroffen und auch die Gesichter von zwei anderen Dystopianern schon gesehen. Obwohl sie es nicht ahnte, war sie schon alleine dadurch in Gefahr. Vor allem wegen Rhyme machte er sich Sorgen. Die rotblonde Pilotin würde zwar ohne Craws Befehl nie etwas gegen Hideos Tochter unternehmen, aber der kritische Blick mit dem sie Meril angesehen hatte, zeugte von Misstrauen und wenn sie Harold davon überzeugen konnte, dass Meril eine Gefahr darstellte, dann wusste Hideo nicht, was für Konsequenzen das für seine Tochter haben könnte. Bevor Hideo die Kassette in der er die Aufnahmen seiner Gespräche mit Craw aufbewahrte schloss, überlegte er noch ein letztes Mal, ob er sie nicht doch an die HF geben sollte. Vielleicht konnten sie ihn und seine Familie beschützen, wenn er ihnen alles erzählte. Er verwarf den Gedanken. Viel wahrscheinlicher wäre es, dass er für den Rest seines Lebens im Gefängnis landen würde, wenn Dystopia nicht beschloss, sich für seinen Verrat an ihm zu rächen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als weiter mitzuspielen und zu hoffen, dass Craw sich nicht gegen ihn wandte.
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