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| - Nacht für Nacht wachte ich schweißgebadet auf, um festzustellen, dass es nur ein Traum war...ein hässlicher, schrecklicher Albtraum. Und doch war es immer derselbe, der mich seit einigen Wochen um meine nächtliche Ruhe brachte. Immer befand ich mich in dieser düsteren Kapelle in einem dunklen Wald. Die einstige Schönheit der kleinen Kirche war längst verblasst, genau wie die der spärlichen Einrichtung und der detailverliebten Deckenmalerei. Ein Schleier des Vergessens und der Einsamkeit hatte sich unwillkürlich an diesem Ort breitgemacht. Ich streifte durch die verlassenen Gänge, als ich aus den Augenwinkeln plötzlich eine kaum wahrzunehmende Bewegung erhaschte. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es sich dabei um Schatten handelte, die unaufhörlich hin- und herhuschten. Woher oder von was sie kamen konnte ich nicht erkennen. Plötzlich kam einer der unheimlichen Schatten auf mich zu und hüllte mich nach und nach in einen schwarzen Nebel, dessen Dunkelheit mich zu verschlucken schien. Dann fiel ich in einen Sog aus Dunkelheit und Angst schnürte mir die Kehle ab. Als ich schreien wollte drang kein Ton aus meiner Kehle. Ich erwachte schwer atmend und kam nur langsam zu mir. Ich stellte erleichtert fest, dass ich in meinem Bett lag. Ich war Zuhause, ich war in Sicherheit. Doch der Traum kam immer wieder, immer häufiger - inzwischen wiederholte er sich nahezu jede Nacht und brachte mich um meinen kostbaren Schlaf. Ich wusste nicht woher er kam, noch was er zu bedeuten haben konnte - auch der Ort des Traumes war mir völlig unbekannt. Je länger die komischen Träume anhielten, desto unruhiger und aufgewühlter wurde ich. Die Konzentration während meiner täglichen Arbeit fiel mir zunehmend schwerer und der Gedanke daran schlafen zu gehen bereitete mir Unbehagen, das sich schon bald zu einer leichten Panik steigerte. Um auf andere Gedanken zu kommen, beschloss ich an einem sonnigen Sonntagvormittag einen Spaziergang zu machen. Die frische Luft und die warmen Sonnenstrahlen, die meine Haut kitzelten, beruhigten mich irgendwie und so schlenderte ich einen Feldweg entlang, bis ich vor einem kleinen Wald stand. Gedankenverloren lief ich den schmalen Weg entlang, der mich immer weiter in das düster Dickicht führte. Als ich bereits eine ganze Weile so vor mich hinlief - gedanklich völlig in die Musik meines iPods versunken - entdeckte ich in einiger Entfernung ein altes Gebäude. Als ich näher kam stellte ich fest, dass es eine etwas in die Jahre gekommene Kapelle war. Ich erschauderte, denn sie sah der in meinem Traum erschreckend ähnlich. Die kleine, etwas modrige Holztür mit dem rostigen Metallbügel, die kleinen, bunten Fenster, die moosbewachsenen Ziegel - alles war genau gleich. Obwohl ich seit 29 Jahren hier zuhause war und die Gegend genauestens kannte, war ich an diesem Ort nie bevor gewesen. Und obwohl mich ein mulmiges Gefühl überkam, überwog meine Neugierde und ich trat entschlossen vor die kleine Holztür. Der Metallbügel, der die Tür verschloss, war rostig und somit schwer zu öffnen. Mit etwas Kraft gelang mir nach einiger Zeit dennoch ihn beiseite zu schieben und mir Zutritt zur kleinen Kirche zu verschaffen. Etwas zögerlich betrat ich das alte Gemäuer. Die Luft war staubig, roch modrig und abgestanden. Nur einige wenige Lichtstrahlen schafften es durch die staubbedeckten Fenster und erhellten den Raum notdürftig. Auf leisen Sohlen, so als ob ich hier ein ungebetener Eindringling wäre, schlich ich den schmalen Gang entlang. Ich musste mich irren, aber mir wahr plötzlich, als hätte sich in meiner unmittelbaren Nähe etwas bewegt. Eine kleine, flüchtige Bewegung. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und mein Puls begann zu rasen. Irgendwie war alles genauso wie in meinen Träumen, die mich Nacht für Nacht verfolgten. Ich versuchte mich zu beruhigen und redete mir ein, dass ich mich nur unnötig verrückt machen würde. Vermutlich gingen meine Nerven einfach mit mir durch. Was sollte mir hier schon passieren? Ich war schließlich alleine. Entgegen meinem unguten Gefühl, die Kapelle besser sofort zu verlassen und nach Hause zurückzukehren, blieb ich und setzte meine Erkundung fort. Doch schon nach wenigen Minuten bemerkte ich erneut eine flüchtige Bewegung hinter mir. Ich versuchte sie zu ignorieren. Wahrscheinlich war es nur eine Maus oder ein größeres Insekt. Außerdem erweckte im selben Moment etwas ganz anderes meine Aufmerksamkeit. Vor dem kleinen Altar am Ende des Ganges lag etwas rotes, glänzendes auf dem zerschlissenen Teppich. Langsam ging ich also auf den funkelnden Gegenstand zu. Doch kurz bevor ich ihn erreicht hatte und mich danach bücken wollte, ließ mich ein Geräusch hinter mir erneut innehalten. Es war wie ein leises Rauschen oder Rascheln, als würde etwas über den Boden gleiten. Mein Puls begann abermals zu rasen. Langsam drehte ich mich um und sah etwas auf mich zukommen, das mir nicht ganz unbekannt war. Nahezu lautlos schienen sie auf mich zuzuschweben, während ein leises Flüstern die kleine Kapelle erfüllte. Ich musste träumen, ganz einfach. Und gleichzeitig wirkte alles so real. Genau wie in meinen Träumen wurde ich langsam von einem pechschwarzen Nebel eingehüllt, der mich langsam zu lähmen schien, denn ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mein ganzer Körper schien plötzlich von einer bleiernen Schwere befallen zu sein. Doch dieses Mal war es kein Traum. Es war die Realität. Die Schatten... waren Realität. Ich wollte fortlaufen... weg von diesem Ort... raus aus diesem Albtraum… Aber ich war wie gelähmt und konnte mich nicht von der Stelle bewegen, während ich immer weiter in der Dunkelheit versank. Das letzte, was ich bewusst wahrnahm, waren eine beißende Kälte und ein schneidender Schmerz, ehe ich das Bewusstsein verlor. Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich... nichts. Ich stand einfach da und starrte auf die wenigen Lichtstrahlen, die die staubige Luft zum tanzen brachten, die bunten Fenster, die zarte Muster auf den Boden zeichneten und die alten, hölzernen Bänke. Die Schatten waren ebenso verschwunden wie der mysteriöse, schwarze Nebel... und dennoch war etwas anders. Als ich zu der kleinen Holztür ging, um diese zu öffnen, um diesem schrecklichen Ort zu entkommen, wurde mir bewusst, was hier mit mir geschehen sein musste. Ich war nicht in der Lage, die Tür zu öffnen, denn meine Hände glitten einfach hindurch. Als ich mich umdrehte sah ich ihn vor dem Altar liegen. Meinen leblosen Körper. Ich war nun eines von ihnen, eines der unheimlichen Schattenwesen, die auf ewig dazu verdammt waren, ihr Dasein an diesem verlassenen Ort zu fristen.... für immer... in Einsamkeit und Dunkelheit... Kategorie:Mittellang Kategorie:Traum Kategorie:Dämonen Kategorie:Geister Kategorie:Schockierendes Ende
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