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| - Es war eine grauenhafte Reise gewesen, wir mussten uns quer durch den Dämonensumpf begeben, um das Heerlager zu erreichen, in dem Daehsquinn das Traumtage-Ritual leitete. Erstmals waren im diesen Jahr auch die neuen Völker des Squärkin-Imperiums durch ihre Herrscher vertreten, darunter ich selbst, Nordan Reldan, Graf von Reldan, natürlich nicht ohne meinen Dominaten Gjie. Als ich das große Zelt betrat war es schon recht gut gefüllt, hauptsächlich mit Squärkinkriegern der unterschiedlichsten Stämme, an ihren Fellbemalungen erkennen konnte ich die Patriarchen des Hiänn-, des Kwirinar- und des Yärn-Stammes, sonst schien es sich um untergebene Anführer und um aus Squärdalon herbeigeeilte Würdenträger zu handeln. Als ich mich, mit Gjie im Schlepptau, durch die Menge hindurch gewühlt hatte, um Daehsquinn meine Aufwartung zu machen, der am anderen Ende des Zeltes auf einem offenbar eilig zurecht gezimmerten Thron hockte, sah ich auch noch einen Menschen. Bei diesem konnte es sich nur um Froak, dem Traktirchen von Milaf handeln, dessen bemitleidenswerter Anblick nicht nur von dem kürzlich erfolgten Einmarsch Chaladorns in sein Land herstammte, sondern wie man sich erzählt hauptsächlich aus jahrhunderter langer Inzucht im Haus Kal-Utun, welchem die Fürsten Milafs entsprangen. Die alte Ratte neben ihm musste sein Dominant Vork vom Vermittler-Stamm sein, welcher in der Chaladorn-Frage bisher so absolut versagt hatte, dass er wohl bald abgelöst wird. Schließlich erreichte ich den Thron und sank auf die Knie. Wie ich schon gerüchteweise gehört hatte, war Daehsquinns Fell von einem makellosen Weiß, nur auf der Brust trug er in dunkler Farbe das Symbol seiner Macht den Alchimistentopf durchkreuzt von einem Speer und auf der Schulter das Zeichen des Patriarchen des Squinn-Stammes, zwei Wellenlinien in einem Dreieck. Als einzige Kleidung trug er einen geschmacklos farbenprächtigen Umhang und einen Ledergürtel, an dem zahlreiche Beutelchen hingen. Ich beugte den Kopf und wartete darauf angesprochen zu werden, genau entsprechend den Instruktionen meines Dominanten, zum Glück musste ich nicht lange warten. "Grüße dem Volke Reldans und seinem Herrscher Graf Nordan Reldan. Ich heiße euch willkommen im neuen Squärkin-Imperium, mögen wir in Frieden und Wohlstand zusammenleben." "Gruß auch dir, oh Daehsquinn," antwortete ich, "das Volk von Reldan unterwirft sich freudig Deiner Macht. Erlaubt mir euch dieses Geschenk zu überreichen. Es ist ein Umhang aus den edelsten Tüchern Reldans, diese spezielle Webart ist sehr aufwendig und kostbar, denn sie kann sogar leichtere Schwerthiebe abfangen." Natürlich war der Umhang ebenfalls in diesen furchtbar grellen Tönen gefärbt, welche die Squinns so zu lieben schienen, bei denen sich mir aber stets der Magen verkrampfte. Natürlich sagte ich nichts entsprechendes und Daehsquinn schien zufrieden. Schließlich nickte er zu meiner Erleichterung und Gjie stieß mich sanft an, als Hinweis, dass ich mich an die Seite begeben sollte. Dort stellte ich mich neben Froak auf und wartete auf den nächsten Ankömmling. Diesen, ein alter Mann mit wallenden Bart in grünbrauner Robe, konnte ich zunächst einordnen, wahrscheinlich entstammte er einer Domäne ophis des Sumpfes. Doch dann erkannte ich in seinem Begleiter Qujukul, den Patriarchen des Bronwer-Stammes, welcher im Hab-Wald operierte und wohl erst kürzlich zu dessen Dominanten ernannt worden ist. Natürlich ergriff Daehsquinn wieder zuerst das Wort. "Mein Gruß dem Hab-Wald, willkommen Ahorn, willkommen seien auch Dein Volk und unsere Verwandten, die Baum-Squärkin, im unserem neuen Imperium." "Der Hab-Wald grüßt seine Eiche, die Völker frohlocken, seit Jahrzehnten mussten wir ohne einigenden Herrscher leben, doch nun ist ein neues Zeitalter angebrochen. Ich überbringe dir das Symbol deiner Macht über den Hab-Wald und seiner Völker. Dieser Stab wurde seit über dreitausend Jahren von Eiche zu Eiche gegeben, nun gehört er dir." Als nächstes betrat Relaf von Urborg, der König von Seeland, das Zelt. Auch er tauschte mit Daehsquinn Grüße aus und übergab dem Squärkin-Kaiser ein wertvolles Geschenk. Völlig unerwartet für mich erkundigte sich Daehsquinn dann noch, ob die Wahl eines Tempelbauplatzes abgeschlossen sei und Relaf bejahte. Ich wurde sofort misstrauisch. Was mochten die Seeländer getan habe, um sich einen Tempelbau durch die neuen Machthaber verdient zu haben? Nach Relaf von Urborg kamen Goldwyn von Mengstir, der erst kürzlich Herzog der Flattenweidt wurde, Clanlord Groerf aus Wolfenheim, Korfinia, die Bankhalterin von Urkambarland und Herzog Iljatu von Calesia. Als letztes trat eine Frau in das Zelt, bei deren Anblick mir fast die Augen aus dem Kopf fielen. Sie war groß, jedenfalls wesentlich größer als die Frauen der Freibundvölker. Ihr Antlitz war wunderschön, zart und doch geprägt durch einen starken Charakter. Im Gegensatz zu allen anderen, kam sie mit erhobenem Haupt in das Zelt. Zu aller Erstaunen und begleitet durch Gemurmel unter den älteren Squärkin, stand Daehsquinn auf und ging der Frau zwei Schritte entgegen. Erst jetzt fiel mir auf, daß kein Dominant ihr folgte. "Willkommen in Daehsquinns Zelt, Hohe Frau Ardia, es freut mich sehr euch zu sehen. Ehre den Frauen von Gestrar-Rialton und ihren Männern. Mit großen Bedauern habe ich vernommen, dass euer Volk noch immer äußerst tapferen aber zweifelsfrei sinnlosen Widerstand leistet." "Grüße dem Herrn aller Squärkin, habt Dank für eure Worte", erwiderte Ardia. "Der Friedensrat der Hohen Frauen hat mich beauftragt, euch um ein Ende der Feindseligkeiten zu ersuchen. Die Erste Frau hat den Freitod gewählt, um ihr Versagen zu dokumentieren und einem Bündnis nicht länger im Wege zu stehen." "Ich bedaure den Tod eurer tapferen Führerin, seid unseres Beileids versichert. Die Bedingungen eines Friedens waren genannt worden, seid ihr bereit sie nun im vollen Umfang zu akzeptieren?" "Wir sind bereit, uns eurem Willen zu unterwerfen. Hiermit übergebe ich euch die Brosche der Ersten Frau, möget ihr lang und weise über Gestrar-Rialton herrschen." Bei den letzten Worten verbeugte sie sich erstmals leicht, während Daehsquinn die Brosche an seinem Umhang befestigte. Danach war der Empfang der Domänenherrscher abgeschlossen und Daehsquinn begann das Ritual der Jahreswende, welches für die Squärkin offenbar von hoher Bedeutung war. Ich verstand nicht sehr viel der Squärkinsprache, konnte aber soviel verstehen, dass er die Ereignisse und Erfolge des vergangenen Jahres, sowie Pläne für die Zukunft aufzählte und die Götter anflehte, den Squärkin ein weiteres Jahr auf dieser Welt zu zugestehen. Angenehmer wurde das ganze erst auf dem sich anschließenden Bankett, wo ich mich mit den anderen Domänenherrschern, insbesondere jenen welche nicht dem Freibund angehörten, über den Aufbau von Handelsbeziehungen unterhalten konnte. An den nächsten Abenden wiederholte Daehsquinn das Ritual, anscheinend bis auch der pessimistischte Squärkin überzeugt war, dass die Götter weiterhin in guter Stimmung sind, was die Squärkin angeht. Die Feiertage schleppten sich dahin nur einmal noch kam es zu hektischem Treiben, als eine Rotte Krieger etwas in das Lager schleppte, was einer Ameise erschreckend ähnlich sah, wenn man davon absah, dass dieses Wesen rund vier Fuß hoch war. In den kommenden Stunden versuchte ich an Informationen zu gelangen, doch erfuhr ich nur Gerüchte, wonach weit im Ophis ein Gebiet entdeckt worden war, welches von einem ganzes Volk dieser Ameisen, die sich Druven nannten bewohnt wurde und wo demnächst möglicherweise eine neue Domäne entstehen könnte. Am letzten Tag der Traumtage, drängten die Dominanten die anderen Herrscher und mich zum Aufbruch. Immerhin durfte ich noch packen und bekam ein halbwegs warmes Frühstück ausgehändigt, doch dann machten wir uns auf nach Hause, zu meinem Bedauern wieder quer durch den Sumpf. Im Lager und in der näheren Umgebung brodelte es vor Aktivität, offenbar wurde das Lager nun auch aufgegeben und das Heer sammelte sich zu einem weiteren Zug in ferne Lande. Es hieß, weit im Klados seien neue Trockenländer entdeckt wurden und die wolle man falls möglich noch in die Krallen bekommen. Insgesamt kann man sich unter der Herrschaft der Squärkin schon wohl fühlen, insbesondere die Beziehungen unter den Freibund-Mitgliedern waren nie so gut wie heute. Ich muss in Reldan nun vieles mit Gjie absprechen, aber weitgehend lässt er mich tun, was ich für richtig halte. Die Steuerlast drückt zwar sehr, aber dafür bringt die Vereinigung unter den Squärkin viele neue Handelsmöglichkeiten.
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